Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Froschkönigweg

Billstedt (1952): Märchenmotiv


Siehe auch: Grimmstraße
Siehe auch: Prinzenweg

Im Märchen vom Froschkönig ist der Froschkönig ein verwunschener Prinz, also eine männliche Gestalt.

„‘Du garstiger Frosch‘ rief dir Prinzessin“: Unter diesem Titel schreibt Bettina Steiner über das Märchen „der Froschkönig“: „Eigentlich ziemlich frech: die Prinzessin, deren goldener Ball vom Froschkönig aus dem Brunnen geholt wurde. Er dürfe in ihrem Bettchen schlafen, hat sie ihm versprochen. Und dann will die Prinzessin ihm nicht einmal die Tür aufmachen! Erst die väterliche Moralpredigt lässt sie einlenken – vordergründig: Bei erstbester Gelegenheit packt sie das Tier – und schmeißt es an die Wand.

Genau: Sie schmeißt den Frosch an die Wand, so steht es bei den Gebrüdern Grimm (siehe: Grimmstraße), so wurde es von Müttern, Großmüttern und Tanten in jener Zeit erzählt: Widerborstigkeit wurde belohnt, was später von Psychoanalytikern wie Bruno Bettelheim gern als sexuelle Verweigerung interpretiert wurde, ebenso wie der Prinzessin Scheu, in den tiefen Brunnen hinabzusteigen: ‚Die Geschichte vom Frosch [...] bestätigt, dass Widerwillen angebracht ist, wenn man noch nicht reif ist für die Sexualität, und bereitet darauf vor, dass sie etwas sehr Wünschenswertes ist, sobald die Zeit reif ist‘, so Bettelheim in seinem Klassiker ‚Kinder brauchen Märchen‘.“ 1)

Und Bettina Steiner fragt: „Ob solche Interpretationen jenen in den Sinn gekommen sind, die den ‚Froschkönig‘ später umgeschrieben haben? Jüngere Versionen haben jedenfalls die durchaus mehrdeutige Geschichte geglättet – seitdem wird der Frosch bevorzugt geküsst, wofür man das Motiv aus einem anderen Märchen einbaute. Eine alles andere als geringfügige Änderung! Aus der Coming-of-Age-Story einer jungen Frau wurde knallharter Erziehungsstoff: Halte deine Versprechen, folge deinem Vater, und alles wird gut. Literaturwissenschaftler vermuten übrigens, dass die neue Version sich mit der Übertragung ins Englische durchsetzte. Dort gelten und galten eben für Prinzessinnen besonders strenge Regeln.“ 2)

Ruth Klüger fasst das Märchen vom Froschkönig, welches sie als „eines der heitersten Märchen über jungfräulichen Ekel und sexuelle Innuendos“2) beschreibt, so zusammen: „Da hat eine noch sehr kindische Prinzessin leichtfertig versprochen, einen Frosch zu ihrem Gesellen und Gefährten zu machen, weil er ihr verlorenes Spielzeug vom Grunde des Brunnens heraufgeholt hat; nun bereut sie ihr Versprechen als sie Tisch und Bett mit ihm teilen soll. Der Widerwille gegen eine erzwungene Heirat wird transparent, wenn auch nicht angesprochen, sondern nur angedeutet. ‚Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie sich nicht anzurühren getraute und der nun in ihrem schönen, reinen Bettlein schlafen sollte‘. Oder man liest’s umgekehrt als den Wunschtraum eines kleinen Mädchen, der in Erfüllung geht, dass sie nämlich mit einem ‚garstigen‘ Frosch schlafen geht und mit einem schicken Königssohn aufwacht.“ 3)