Garrelsweg
Blankenese (1952): Johann Heinrich Garrels (31.8.1855 Leer - 4.11.1920 Hamburg), Senator, Bürgerschaftsabgeordneter, Kaufmann
Siehe auch: Siemssenstraße
„Nach der Lehre in der väterlichen Holzhandlung [in Leer] wurde Johann Hinrich Garrels 1875 Angestellter in der Firma Siemssen & Co., (siehe: Siemssenstraße) für die er ab 1877 in Hongkong und Shanghai tätig war. In China wechselte er 1882 zur Firma Meyer & Co., wurde dort Prokurist und ab 1884 Teilhaber. 1897 kehrte Garrels in die Hansestadt zurück. Die Firma Meyer & Co. wurde 1908 nach ihren Hauptteilhabern in Garrels & Börner umbenannt, in Hongkong firmierte sie unter Garrels, Börner & Co. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges zählte Garrels & Börner zu den größten europäischen Chinafirmen.“,1) heißt es in dem Buch „Die Begründer der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung“. Durch seine kaufmännischen Aktivitäten in China profitierte Garrels vom Kolonialismus.
In Wikipedia steht, dass die Firma Garrels, Börner & Co. 1914 in Hongkong liquidiert wurde und Garrels & Börner 1931 in Hamburg geschlossen wurde. 2)
Neben seiner beruflichen Tätigkeit war Garrels, der mit Emilie Anna Quapp verheiratet und Vater mehrerer Kinder war, 3) auch in verschiedenen Aussichtsräten tätig, so bei den Hamburgischen Elektrizitätswerken.
1904 wurde er in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt und gehörte „zunächst der Fraktion der Rechten (FdR) an. Ihm und anderen Parlamentariern der Fraktion wurde 1906 untersagt, gegen das neue Wahlrecht zu agieren.“3) Zusammen mit anderen trat er aus der FdR aus und gründete „mit anderen Gegnern des neuen Wahlrechts (…) die Fraktion der Vereinigten Liberalen.“ 4)
Was beinhaltete das neue Wahlrecht? „Die Eliten fürchten den Einfluss der Arbeiterschaft. Die Bürgerschaftswahl des Jahres 1904 beschert der SPD immerhin 13 Sitze. Als Reaktion will der Hamburger Senat das Wahlrecht zugunsten der Wohlhabenden ändern. Das Ziel des Senats ist, zu verhindern, 'dass die politische Macht immer mehr und mehr auf die nichtbesitzenden Klassen übergeht'. Diesen ‚Wahlrechtsraub‘ will die SPD nicht hinnehmen und ruft zum ersten politischen Generalstreik in Deutschland auf. Am Nachmittag des 17. Januar 1906 legen rund 80.000 Arbeiter in den Fabriken, auf den Werften und Baustellen die Arbeit nieder und ziehen zu Versammlungsorten überall in der Stadt. Es kommt zu blutigen Unruhen. Die Proteste sind vergebens. Ende Januar 1906 beschließt die Bürgerschaft das neue Gesetz, das die politische Ungleichheit verschärft und dafür sorgt, dass das Großbürgertum noch einige Jahre unter sich bleiben kann - bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.“5)
Als Bürgerschaftsabgeordneter war Garrels Mitglied der Finanzdeputation, der Oberschulbehörde und des Armenkollegiums.
1917 wurde er als Schatzmeister in dem neu gegründeten Verein Soziale Frauenschule gewählt. Es ging bei der Einrichtung der Sozialen Frauenschule und des Sozialpädagogischen Instituts zunächst darum, „den durch den Ersten Weltkrieg hervorgerufenen Bedarf an weiblichen Beschäftigten in der Säuglings- und Kinderfürsorge sowie der Kriegsversehrten-, Kriegswaisen- und Fabrikfürsorge zu sichern‘ (…).“ 6)
Wie es zu dieser Schule kam und wie schon zu Beginn die Frauen an den Planungen dazu „außen vor“ gehalten werden sollten, beschreibt der Richter und Kunstkritiker Gustav Schiefler, ein Zeitgenosse und Kenner der damaligen Kulturszene, in seiner Kulturgeschichte Hamburgs von 1890-1920: „Schon seit Jahren waren Helene Bonfort und namentlich Frau Otto Traun [gemeint ist Antonie Wilhelmine Traun, die mit dem Kaufmann Otto Traun (siehe: Trauns Allee und Traunweg) verheiratet war, R.B.] in der Stille bemüht gewesen, dafür die Wege zu ebnen. Durch seine Tätigkeit in der Wohlfahrtspflege hatte sich Dr. Zahn von der Notwendigkeit oder doch Wünschbarkeit einer solchen Gründung überzeugt, und in einer Art subalternen Ehrgeizes suchte er jetzt Senator Lattmann, den Vorsitzenden der Hamburgischen Kriegshilfe zu gewinnen, daß die Sache unter Umgehung der Frauen gemacht werde. Infolge unvorsichtiger Äußerungen erfuhren diese von dem Plan, waren aber selbstbeherrscht genug, um ihn in weiser Zurückhaltung nicht nur nicht zu stören, sondern sogar dadurch zu fördern, daß sie auf Umwegen, gleichsam anonym, das Augenmerk der Herren auf diejenige Persönlichkeit lenkten, die sich nach ihrer Ansicht am besten für den Posten einer Leiterin eignete: auf Fräulein Dr. Bäumer [siehe: Gertrud-Bäumer-Stieg]. Endlich freilich, als einmal Dr. Zahn sich in einer Gesellschaft dazu hatte hinreißen lassen, einer – wie er nicht wußte – mit Fräulein Bonfort befreundeten Dame gegenüber ausdrücklich zu erklären, sie wollten mit den Frauen bei dieser Angelegenheit nicht zu tun haben, nahm jene Veranlassung, Senator Lattmann darüber zur Rede zu stellen, mit dem Erfolg, daß dann auch Vertreterinnen der Frauenorganisationen in das Kuratorium der Anstalt berufen wurden.“ 7)
Im selben Jahr, als er Schatzmeister des Vereins Soziale Frauenschule wurde, wurde Garrels am 12. Januar 1917 in den Hamburger Senat gewählt, „dem er bis zu seinem Tode angehörte. Dort arbeitete er unter anderem in der Steuerdeputation und in der Behörde für Wohnungspflege. “ 8)