Traunweg
Neuland, seit 1942, benannt nach Christian Justus Friedrich Traun. Ergänzt (2001/2002) um die ebenso bedeutende Ehefrau Bertha Traun. Neuer Erläuterungstext: benannt nach dem Ehepaar Christian Justus Friedrich T. (13.1.1804 Hanau – 18.7.1881 Frankfurt a. M.), Fabrikant, Mitbegründer der unmittelbar westlich benachbarten späteren „New-York-Hamburger Gummiwaren Compagnie“, und Bertha T. (25.4.1818–18.4.1863 Frankfurt a. M.), Vorkämpferin der Hamburger Frauenbewegung, Mitbegründerin diverser Frauenorganisationen
Siehe auch. Trauns Allee
Siehe auch: Oberer Traunweg
Siehe auch: Amalie-Schoppe-Weg
Siehe auch: Amalie-Sieveking-Weg
Siehe auch: Charitas-Bischoff-Treppe
Siehe auch: Fontanestraße
Siehe auch: Fröbelstraße
Siehe auch: Heinrich-Traun-Platz, Fuhlsbüttel, seit 1910, und Heinrich-Traun-Straße, Fuhlsbüttel, seit 1910: Dr. Heinrich Traun (1838–1909). Senator, Inhaber der Harburger Gummikamm Co., Sohn von Bertha Ronge, geschiedene Traun.
Siehe auch: Heinrich-Traun-Straße
Siehe auch: Meyerstraße, Heimfeld, seit 1890: Heinrich Christian Meyer (1832–1886), Stockfabrikant (Stuhlrohr- und Spazierstockfabrik), Sohn von Heinrich Christian Meyer, Bruder von Bertha Ronge, geschiedene Traun, geborene Meyer, Bruder von Heinrich Adolph Meyer
Siehe auch: Stockmeyerstraße, HafenCity, seit 1854: Heinrich Christian Meyer (1797–1848), genannt Stockmeyer. Stockfabrikant, Vater von Bertha Ronge, geschiedene Traun, geborene Meyer
Siehe auch: Poppenhusenstraße
Siehe auch: Maurienstraße
Der Kaufmann Christian Justus Friedrich Traun war mit der 14 Jahre jüngeren Bertha Meyer verheiratet. Das Paar heiratete im Juli 1835. Bertha war damals 17 und Christian Justus Friedrich Traun 31 Jahre alt. Ein Jahr später trat Traun in die Fabrik H. C. Meyer jr. ein, die seinem Schwiegervater Heinrich Christian Meyer gehörte (siehe dazu unter: Stockmeyerstraße. Hier Thema: Kolonialismus).
Nachdem der Schwiegervater 1848 verstorben war, übernahm Christian Justus Friedrich Traun gemeinsam mit seinem Schwager Heinrich Adolph Meyer und später auch mit seinem Neffen Heinrich Christian Meyer (siehe dazu unter: Meyerstraße. Hier auch Thema Kolonialismus) die Geschäfte.
Zusammen gründeten sie 1856 die Harburger Gummi-Fabrik, in die 1863 Christian Justus Friedrich Trauns ältester Sohn Heinrich Traun (siehe dazu unter: Heinrich-Traun-Platz und Heinrich-Traun-Straße, hier auch Thema: Kolonialismus) eintrat. Ein Jahr später verließ Heinrich Adolph Meyer „das Unternehmen, um einen Betrieb für Elfenbeinprodukte zu gründen. 1870 schied Traun aus dem Geschäft aus.
In der Hamburger St. Jakobikirche engagierte sich Traun von 1847 bis 1851 als Adjunkt und 1852 bis 1870 als Hundertachtziger, er war 1861 und 1862 Jurat. Traun gehörte von 1849 bis 1853 dem Gefängniskollegium, 1864 bis 1867 der Deputation für Post-, Eisenbahn- und Telegraphenwesen und 1867 bis 1870 der Verwaltung der Pensionsanstalt des Hamburger Stadttheaters an. Traun war von 1860 bis 1865 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.“ 1)
Bertha Traun war die zweitälteste Tochter von elf Kindern des reichen Stockfabrikanten Heinrich Christian Meyer (siehe: Stockmeyerstraße) und seiner Ehefrau Agathe Margarethe, geb. Beusch (gest. 1833).
Bertha Trauns Brüder waren Heinrich Adolph (siehe: Charitas-Bischoff-Treppe) und Heinrich Christian Meyer jr. (siehe: Meyerstraße).
Bertha Traun war verheiratet mit dem Kompagnon ihres Vaters, Christian Justus Traun, dem Mitbegründer der Harburger Gummi-Kamm-Comp. Das Ehepaar wohnte mit seinen sechs Kindern – ein Kind starb im Alter von elf Jahren – in der Straße Neue Burg 13 bei der St. Nicolaikirche.
Bertha Traun gehörte zum Freundinnenkreis um Emilie Wüstenfeld. Sie lernten sich über die Geschäftsbeziehungen ihrer Ehemänner kennen, deren Kontore nebeneinanderlagen.
1846 gründeten die beiden Frauen mit noch weiteren 30 Frauen den Frauenverein zur Unterstützung und Förderung der Deutschkatholiken. Damit wollten die Frauen der freikirchlichen Gemeinde der Deutschkatholiken helfen, die Miete für ein Lokal, in dem die Predigten und Versammlungen abgehalten werden konnten, und die Besoldung eines Predigers zu finanzieren. Die Deutschkatholiken propagierten ein nicht an eine Konfession gebundenes, demokratisches Gemeindeleben. Die Prediger wurden von der Gemeinde gewählt. Auch Frauen erhielten Wahl- und Mitspracherecht, woran in den Amtskirchen nicht zu denken war. An exponierter Stelle stand der exkommunizierte Priester Johannes Ronge, der von Bertha Trauns fortschrittlich gesinntem Vater protegiert wurde. Ronge trat auch für die Emanzipation der Frau ein. Er wollte, dass sich die Frauen aus ihren oft unwürdigen Verhältnissen, in denen sie lebten, befreiten. „Die Geschichte dieses Vereins ist zugleich die Geschichte der praktischen Einübung von Hamburger Frauen in Demokratie. Ihre Hilfestellung für die deutsch-katholische Gemeinde verstanden sie als bescheidene aber nicht minder wichtige Parallele zu den reformerischen politischen Aktionen der Männer.“ 2)
Der Frauenverein zur Unterstützung der Deutschkatholiken sammelte aber nicht nur Geld: „Außer der finanziellen Unterstützung der Gemeinde bemühte sich der Frauenverein um deren Anerkennung durch den Hamburger Senat, denn ohne Legalisierung blieben die in der deutschkatholischen Gemeinde vorgenommenen Taufen und Eheschließungen ohne bindende Rechtskraft. Verbieten wollte der Senat die Gemeinde nicht, weil sie die Sympathie angesehener Bürger besaß. Aber seine zermürbende Hinhaltetaktik stellte die Gemeinde und den ständig für sie intervenierenden Frauenverein auf eine harte Geduldprobe, bis endlich unter dem Druck des Revolutionsgeschehens im März 1848 die Anerkennung erfolgte. Die Frauen sahen damit den ursprünglichen Zweck ihres Vereins weitgehend erfüllt. Sie konnten ihren Aufgabenbereich erweitern und nannten sich nun ‚Frauenverein zur Unterstützung der Deutschkatholiken und anderer humaner Zwecke‘.“ 3)
Der Frauenverein setzte sich auch massiv für die Überwindung der Standesschranken ein. Durch die Einführung von Dienstmädchenkursen, in denen die Mädchen in den Elementarfächern wie Deutsche Sprache, Schreiben und Rechnen unterrichtet wurden, versuchte der Frauenverein, eine bessere Bildung für Frauen aus der Unterschicht zu erwirken. Ebenfalls wurde als Hilfe zur Selbsthilfe eine Arbeitsvermittlung eingerichtet.
Bertha Traun war auch Gründungsmitglied des Sozialen Vereins zur Ausgleichung konfessioneller Unterschiede. Durch die 1848er Revolution erhofften sich liberale Kreise des Bürgertums, „den trennenden Einfluß confessioneller Verschiedenheit auf das politische und soziale Leben zu beseitigen“. 4) Gerade zwischen den christlichen und jüdischen Frauen gab es eine große gesellschaftliche Kluft, während die christlichen und jüdischen Männer, bedingt durch das Geschäftsleben, schon eher Kontakt zueinander hatten. Doch wie sollte die Angleichung geschehen? Die Frauen sahen in einer freiheitlichen Kindererziehung die Chance, die konfessionellen Schranken zu beseitigen. Deshalb entwickelte der Verein zur Ausgleichung der konfessionellen Unterschiede ein Kindergartenprojekt, welches nach den Vorstellungen von Friedrich Fröbel (siehe: Fröbelstraße) arbeiten sollte.
Auch am Zustandekommen der von Emilie Wüstenfeld gegründeten Hochschule für das weibliche Geschlecht am Holländischen Brook war Bertha Traun maßgeblich beteiligt. Eine Privatangelegenheit sollte allerdings die Hochschule in erheblichen Misskredit bringen: Emilie Wüstenfeld trug sich mit Scheidungsabsichten, und Bertha Traun, die sich von ihrem Mann nicht geliebt fühlte, weil er einer verflossenen Liebe nachweinte, und sich als Ehefrau und Mutter nicht ausgefüllt sah, ließ sich scheiden, um den Prediger der Deutschkatholiken Johannes Ronge (16.10.1813 Bischofswalde – 26.10.1887 Wien) zu heiraten. Er erwiderte ihre Liebe und vertrat die gleichen Ansichten von der Emanzipation der Frau wie sie. Die Scheidung Bertha Trauns war in Hamburg ein gesellschaftlicher Skandal und Amalie Sieveking (siehe: Amalie-Sieveking-Weg) war darüber so empört, dass sie alles daransetzte, damit die Hochschule für das weibliche Geschlecht, die von – in ihren Augen – Damen geleitet wurde, die eine unmoralische Haltung zur Ehe hatten – finanziell nicht mehr unterstützt wurde.
Im August 1851 heirateten Bertha Traun und Johannes Ronge in London, wohin sie mit dreien von Berthas sechs Kindern gezogen waren, nachdem sich in Deutschland der Druck der Reaktion auf die freien Gemeinden verstärkt hatte. Zwei Monate nach ihrer Hochzeit wurde ihre Tochter geboren.
In London richtete Bertha Ronge einen Kindergarten ein. Theodor Fontane (siehe: Fontanestraße), der damals mit seiner Familie in London lebte, schickte seinen ältesten Sohn in die „Schule von Johannes Ronge“ und schrieb darüber: „Ein sogenannter Kindergarten spielt die Hauptrolle, in dem, glaube ich, viel Rad geschlagen und wenig gelernt wird. Kopf stehn ist die einzige Kopfarbeit. Ich bin nicht traurig darüber. George lernt bei uns vollkommen genug, und der Kindergarten wird das Gute haben, daß der Junge seine Schüchternheit verliert.“
Nach der Übersiedlung des Paares 1857 nach Manchester gründete es das Manchester Fröbel Committee zur Verbreitung des Kindergartens und eine Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen.
1861 kehrten die Ronges nach Deutschland zurück und zogen nach Breslau. Im selben Jahr initiierte Bertha Ronge dort eine Versammlung von Frauen, auf der sie die pädagogischen Vorstellungen Fröbels darlegte. Resultat dieser Versammlung war: es wurde ein Verein gegründet, der die finanziellen Mittel für die Einrichtung von Kindergärten beschaffen wollte. Doch die Behörden verweigerten die Konzession für einen solchen Kindergarten, in dem so viel „Unfug“ wie Radschlagen und Spielen betrieben wurde. Daraufhin entschloss sich Frau Ronge, eine Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen zu errichten.
1863 zog des Ehepaar Ronge nach Frankfurt am Main. Dort verstarb Bertha Ronge zwei Jahre später, in den letzten Lebenswochen gepflegt von ihrer Freundin Emilie Wüstenfeld.
Bertha Ronge wurde auf dem Hamburger Friedhof zu St. Petri neben ihrem ehemaligen Schwiegervater beerdigt. Auch ihr erster Ehemann, der achtzehn Jahre nach Bertha Ronges Tod ebenfalls in Frankfurt am Main starb, erhielt seine letzte Ruhestätte neben seinem Vater und Bertha Ronge.
Als Bertha Ronges Sohn aus erster Ehe, der Senator Dr. Heinrich Traun (siehe: Heinrich-Traun-Platz und Heinrich-Traun-Straße), 1907 eine Grabstelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof kaufte, ließ er 1908 seinen Großvater, seine Mutter und seinen Vater, den Ex-Ehemann von Bertha Ronge, dorthin umbetten.
Auch nach Antonie Wilhelmine Traun, geb. Westphal (6.12.1850 Hamburg–28.10.1924 Hamburg), der Schwiegertochter von Bertha Traun könnte der Traunweg mitbenannt werden.
Siehe auch: Helene-Lange-Straße
Siehe auch: Gertrud-Bäumer-Stieg
Siehe auch: Heinrich-Traun-Platz, Fuhlsbüttel, seit 1910, und Heinrich-Traun-Straße, Fuhlsbüttel, seit 1910: Dr. Heinrich Traun (1838–1909). Senator, Inhaber der Harburger Gummikamm Co., Sohn von Bertha Ronge, geschiedene Traun
Antonie Traun war die Gründerin des Vereins „Die Sozialen Hilfsgruppen“, Mitbegründerin des „Bundes Hamburgischer Hausfrauen“ und des „Stadtbundes Hamburgischer Frauenvereine“.
Ihr Grabstein steht heute im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Antonie Westphal war die älteste Tochter von Carl Wilhelm Ludwig Westphal, Kaufmann und Mitinhaber der Firma G.W.A. Westphal Sohn & Co. Einer ihrer fünf Geschwister war der Senator Otto Westphal (Wirtschaft und Verkehr). Im Alter von 21 Jahren heiratete Antonie Westphal 1871 den acht Jahre älteren Kaufmann und Harburger Fabrikanten Otto Traun, dessen Mutter Bertha Traun, geb. Meyer war.
Durch ihren Onkel Adolf Meyer kam Antonie Traun mit der Politik in Berührung. Er nahm sie zu den ersten Reichstagssitzungen mit. Antonie Traun wurde glühende Bismarck-Verehrerin. Sie war konservativer Gesinnung und gleichzeitig aufgeschlossen für das Neue.
So politisiert, schloss sie sich zuerst einmal der von ihrem Schwager, dem Inhaber der Hamburger Gummiwerke und Senator, Dr. Heinrich Traun (siehe: Heinrich-Traun-Platz und Heinrich-Traun-Straße), geschaffenen Hamburger Volksheime an, „die nicht Wohltätigkeit, sondern Annäherung der Klassen, menschliche Berührung und Beziehung wollten.“ 1) Dieser Bewegung gehörte Antonie Traun lange mitarbeitend an, „schon damit über die konventionelle Wohltätigkeitsverpflichtung der guten Gesellschaft hinauswachsend.“ 2)
Wie ihre Schwiegermutter wurde Antonie Traun auch Anhängerin und Aktivistin der bürgerlichen Frauenbewegung. Die Frauenrechtlerin der bürgerlichen Frauenbewegung, Helene Lange (siehe: Helene-Lange-Straße), schrieb über Antonie Trauns Weg zur Frauenbewegung: „Es ist nicht leicht, aus einem in den alten – z.? T. zeitgebundenen, z.? T. aber auch ewigen Formen des Frauen- und Familienlebens, noch dazu in der durch Tradition besonders stark bestimmten Oberschicht einer Hansestadt diesen Weg zu gehen. Schwer, vielleicht noch nicht einmal so sehr durch den Widerspruch nach außen, wie durch die innere Auseinandersetzung. Für Menschen, die lose und flach im eigenen Boden wurzeln, ist es leicht, sich Neuem hinzugeben. Ganz anders für solche, die aus persönlichem Wesen und Tradition mit ihren Lebensordnungen fest verwachsen sind und Überzeugungen bis zum Letzten ernst nehmen. Wenn Frau Traun zur Frauenbewegung kam, so war ihr innerer Weg dazu der eines ganzen und aufrichtigen Menschen, der sich für gewonnene Einsicht und neu gesteckte Lebensziele dann aber auch bis zum Äußersten einsetzte.“ 3) Und Helene Bonfort schrieb zur Motivation Antonie Trauns, sich der bürgerlichen Frauenbewegung zu verschreiben: „Diese Bewegung entsprach ihrer selbständigen Natur, ihrer Freude an gestaltender Betätigung und dem Zuge zu jeder geistigen Befreiung.“ 4) Als sie mit 48 Jahren Mitglied des „Allgemeinen Deutschen Frauenvereins“ wurde, hatte sie in 26 Jahren sechs Kinder geboren, von denen eins im Alter von einem Jahr gestorben war. „Bei der ersten Tagung des Bundes Deutscher Frauenvereine in Hamburg 1898 trat sie durch Einfluß und Arbeitsleistung maßgebend hervor. Von nun an übte sie im Vorstand des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, Ortsgruppe Hamburg, entscheidenden Einfluß aus und stützte die Vorsitzende über zwei Jahrzehnte lang durch ihr vorausschauendes Erfassen der schnell wachsenden Aufgaben, durch ihre gesellschaftlichen Beziehungen, durch Geldmittel und am kraftvollsten durch ihre emsige, unermüdliche Arbeitsleistung.“ 5) 1900 schuf Antonie Traun aus einer Arbeitsabteilung des Vereins den selbstständigen Zweigverein „Die sozialen Hilfsgruppen“. Damals waren Antonie Trauns jüngere Kinder 19, 17 und 11 Jahre alt. Ihr ältestes Kind war bereits verheiratet und hatte sie schon zur Großmutter gemacht. Das Ziel der „Sozialen Hilfsgruppen“ war: Frauen und Mädchen der Oberschicht zur Mitarbeit in sozialen Einrichtungen zu gewinnen, damit sie gesellschaftliches und staatsbürgerliches Verantwortungsbewusstsein erlernen. Durch diese gemeinnützige Tätigkeit sollten die weiblichen Vereinsmitglieder auch eine Bereicherung des eigenen, oft unausgefüllten Lebens und innere Befriedigung erlangen.
Antonie Traun gründete zur Zusammenfassung der Frauen in sozialen Ehrenämtern den „Verband für Waisenpflege, Armenpflege und Vormundschaft“. „Hinter allen bahnbrechenden Bewegungen der nächsten Jahre: für Anstellung weiblicher Fabrikinspektoren, weiblicher Schöffen beim Jugendgericht, für Fortbildungsschulpflicht weiblicher Gewerbetreibender, Organisation und Schutz der Heimarbeiterinnen stand Frau Trauns sichere Hand und ihr weiter Blick.
Sie baute das Bildungswesen für Frauen aus durch Vorträge, die zugleich als Werbung für die Vereine dienten, und durch die regelmäßigen Kurse für Wohlfahrtspflege, die zur Grundlage für unsere Soziale Frauenschule geworden sind. Frau Trauns persönlicher Beziehung zu Dr. [Gertrud] Bäumer [siehe: Gertrud-Bäumer-Stieg] ist es zu verdanken, daß diese zur Leiterin der Anstalt gewonnen werden konnte.
Nachdem die Heranziehung der Frauen zum Dienst am Volkswohl in Hamburg in Fluß gebracht war, ergab sich die Ausbreitung auf andere und besonders die kleineren Orte Norddeutschlands sowie deren geistige Verbindung mit unserem nationalen Mittelpunkt, dem Bund Deutscher Frauenvereine. Zu diesem Zweck wurde 1902 der Norddeutsche Verband begründet, als dessen Schriftführerin Frau Traun unermeßliche Kleinarbeit jahraus, jahrein geleistet hat. Bis hinauf zur dänischen Grenze fand sie die geeigneten Menschen und wußte Fäden zu spannen (…).“ 6)
1907, ein Jahr nach dem Tod ihres Ehemannes, wurde Antonie Traun Mitglied des Hauptvorstandes des „Allgemeinen Deutschen Frauenvereins“.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, begeisterte sie die Frauen der bürgerlichen Frauenbewegung zum Dienst in der Kriegshilfe. Ein Jahr später schuf sie gemeinsam mit Nanny Goldschmidt den „Bund Hamburgischer Hausfrauen“, „die erste große Wirtschaftsorganisation der Frauen, die schnell Tausende von Mitgliedern gewann, weil sie den nagenden Übeln der Hauswirtschaft im Kriege trotz schwerster Hemmungen mit Erfolg entgegentrat. Was die beiden Leiterinnen und der ihnen mit tiefer Verehrung anhängende Vorstand bis zum Kriegsende für die Volksernährung, für Garten- und Gemüsebau, für erholungsbedürftige Kinder und später für weitgesteckte Ziele wirtschaftlicher und politischer Art geleistet haben, das ergibt ein Bild breitester Kraftanwendung.“ 7) Ziel des Hausfrauenbundes war die Vertretung der volkswirtschaftlichen Interessen der Hausfrauen als Konsumentinnen und Produzentinnen. Der Bund wollte die Arbeit der Hausfrau mit der Tätigkeit in anderen Berufen gleichsetzen. Dieser Passus wurde jedoch 1918 gestrichen, denn gegen Ende des Ersten Weltkriegs entwickelten sich die Hausfrauenvereine immer mehr zu nationalistischen, konservativen Frauenvereinigungen.
Die Ausdehnung des Ersten Weltkrieges machte es für die bürgerlichen Frauenverbände notwendig, ihre losen Verbindungen in eine straffe Zusammenfassung aller Hamburgischen Frauenvereine umzuwandeln. Deshalb wurde der „Stadtbund Hamburgischer Frauenvereine“ gegründet, dessen Ziel es war, die gemeinsamen Interessen der angeschlossenen Frauenvereine zu vertreten und zu stärken.
Antonie Traun starb acht Jahre, nachdem sie den Stadtbund mitbegründet hatte, im Alter von 73 Jahren. Helene Bonfort und Emma Ender fassten in ihren Gedächtnisreden bei der Feier am 6. Dezember 1924 zum Tode von Antonie Traun ihren Charakter wie folgt zusammen: „Mit nie wankender Entschlossenheit hat sie ihre in ernster Arbeit errungenen Überzeugungen vertreten, ohne Zögern vor Widersprüchen, Widerständen, ja Anfeindungen, über die sie wortlos, in stolzer Zurückhaltung hinwegging.
Ihr Ziel war Bildung im edlen Sinne, Streben und Beseelung zu wecken, den nächsten und den weiteren Kreis, dem sie angehörte, zu vergeistigen, reines, wahres Menschentum zu bilden. Niemals haben wir sie erregt gesehen um eines persönlichen Gegensatzes willen. Aber ihr starkes, leidenschaftsfähiges Herz bäumte sich auf und ein heilsamer Zorn erfüllte sie, wo sie auf Unwahrhaftigkeit traf, auf Eitelkeit und flachen Ehrgeiz, die das Reine und Wahre entstellten und herabzogen. (...)
Wie strahlend freundlich trat sie einem entgegen, wenn man zu ihr kam, fern von der gesellschaftlich-äußeren Höflichkeit, sondern mit dem belebenden Blick und Ton, der von ihrer strömenden Güte und Menschenliebe aus jeden Einzelnen in seiner Besonderheit erfaßte.“ 8)