Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Gebrüder-Cohen-Park

Harburg (2013): Albert ( 28.1.1819 Hamburg – 14.2.1880 Paris) und Louis (17.5.1824 Hamburg- 22.2.1889 Berlin) Cohen. Die Brüder, Söhne eines jüdischen Hamburger Kaufmanns, gründeten 1856 eine Fabrik für Gummischuhe und Weichgummiwaren als ersten Industriestandort in Harburg. Später entstand daraus das Werk Phoenix


Siehe auch: Hoffstraße
Siehe auch: Würffelstraße
Siehe auch: Maretstraße
Siehe auch: Albert-Schäfer-Weg

Über die Benennung der Verkehrsfläche nach den Gebrüdern Cohen schreibt Klaus Weber: "Geschichtsvergessenheit markiert auch im Jahr 2013 die unangemessene Benennung des zentralen Gebrüder-Cohen-Parks auf der Harburger Schlossinsel. Albert und Louis Cohen gründeten im Jahr 1856 eine kautschukverarbeitende Fabrik in Hamburg-Harburg, die späteren Phoenix-Werke. Dass am Werkstoff Kautschuk Blut der zur Zwangsarbeit getriebenen Kolonisierten klebte, dürfte weder den damaligen Unternehmern, noch der heutigen Harburger Politik entgangen sein." 1)

Albert und Louis Cohen waren die Söhne von Rosalie Cohen, geborene Benjamin und des Kaufmanns David Abraham Cohen.

Eberhard Kändler schreibt über die Gebrüder Cohen als Unternehmer: „In Harburg ist die Ansiedlung von Juden seit dem frühen 17. Jahrhundert nachweisbar. Im 19. Jahrhundert spielten Juden zunehmend eine wichtige Rolle im Wirtschaftsleben der Elbstadt. Seit der Jahrhundertmitte fielen gesetzliche Beschränkungen schrittweise fort, so dass es Juden möglich wurde, am starken Wirtschaftswachstum Harburgs teilzuhaben. (…).

Ein großer Teil der jüdischen Geschäftsleute betrieb erfolgreich Einzelhandelsgeschäfte, vornehmlich im Konfektionssektor, andere betätigten sich als Großhändler. Die bekannte Phoenix AG in Harburg geht auf eine Gründung der beiden jüdischen Brüder Louis Salomon Cohen und Abraham Albrecht Cohen im Jahre 1856 zurück.“2)

Albert und Louis Cohen „kauften in Harburg Land und ließen dort Fabrikgebäude errichten. Beide hatten vorher in Frankreich gelebt und hatten dort erste Erfahrungen mit der Kolonialware Kautschuk gemacht. (…). Mit der Erlangung des Bürgerrechts am 13. Juni 1856 konnte der Betrieb Albert & Louis Cohen, Harburg – Schuhfabrik starten. Bereits im Juli 1856 waren 500 Arbeiter dort beschäftigt.“ 3)

Nun wurden erstmals in Deutschland Gummischuhe hergestellt. In der Chronik der Phönix AG heißt es dazu: „Das norddeutsche Wetter hilft dem jungen Unternehmen: Als im Frühjahr 1857 eine gewaltige Unwetterfront für Tage über Norddeutschland hinwegfegt, steht in den Harburger Gassen der Matsch knöcheltief – die Cohenschen Gummigaloschen werden zum Verkaufsschlager. 5000 Paar verlassen täglich die Fabrik. Dennoch reicht das nicht, um die gewaltige Nachfrage zu befriedigen. Jedenfalls verzeichnet die Hamburger Handelsstatistik 1857 für den Hafen der Hansestadt noch über 1,2 Millionen importierter Gummischuhe. (…).14 Stunden wird täglich gearbeitet, bei zwei Stunden Pause. Die harte Tagesschicht dauert von morgens 5.00 bis abends 19.00 Uhr. Das Leben ist die Fabrik in jener Zeit. Dafür sorgen die Gebrüder Cohen für Vergünstigungen: Sie schaffen eine Krankenkasse, und für einen Groschen bekommt jeder täglich eine warme Mahlzeit. (…).“ 4)

Beschäftigt waren fast hälftig sowohl Arbeiterinnen als auch Arbeiter. Frauen stellten die Gummischuhe und später auch Regenmäntel her. Dazu schreibt Dietrich Kausche in seiner Abhandlung „Aus der Frühzeit der Harburger Gummiindustrie“, dass die Arbeit der Frauen „in den Inseraten als sehr leicht und ganz für Frauen geeignet bezeichnet [wurde]. Man gewinnt freilich auch den Eindruck, daß sie in Zeiten wirtschaftlicher Flaute als erste entlassen wurden; sobald sich dann die Verhältnisse gebessert hatten, stellte man sie wieder ein.“5)

Albert und Louis Cohen waren verheiratet. Louis Cohen hatte 1857 Louise Elkan (1833-1912) aus Harburg geheiratet und mit ihr vier Kinder bekommen (geboren: 1858, 1860, 1864, 1868). 6) .Albert, der später zum katholischen Glauben überging, hatte 1852 Antoinette Julie Thiellant aus Paris geheiratet Mit ihr, die im Alter von 48 Jahren am 1.1.1877 verstarb, hatte er fünf Kinder, geboren 1857, 1862, 1863, 1865, 1872.7)

1860 schied Louis Cohen aus Krankheitsgründen aus der Firma aus. Paul Vaillant, ein französischer Unternehmer, übernahm Louis Cohens Firmenanteil. Das Unternehmen hieß deshalb nun „Albert Cohen, Vaillant & Co.“ 1864 wurde Albert Cohen von den von ihm und seinem Bruder Louis Ende der 1850er Jahre „ins Boot“ genommenen französischen Investoren Menier, Aubert, Gerard und weitere Investoren, abgefunden. Die Firma hieß deshalb ab 1865 „Aubert, Gerard & Cie.“8)
Über die weitere Entwicklung der Firma, die später den Namen Phoenix AG erhalten sollte, siehe unter den Straßennamen Hoffstraße, Maretstraße und Würffelstraße.