Hoffstraße
Heimfeld (1913): Louis Hoff (15.2.1850 Aelnau/Posen – 21.11.1916 Berlin), Direktor der Vereinigten Gummiwaren Fabriken Harburg-Wien (Phoenix), gründete die Firma Internationale Galalith Gesellschaft Hoff & Co.
Siehe auch: Gebrüder-Cohen-Park
Siehe auch: Würffelstraße
Siehe auch: Maretstraße
Siehe auch: Albert-Schäfer-Weg
Louis Hoff war der Sohn von Mathilde Hoff, geb. Moll und Markus Hoff. Verheiratet war er mit Mathilde Asché.
Louis Hoff war Direktor der „Vereinigten Gummi-Waaren-Fabriken Harburg-Wien“, deren Wurzeln auf die Brüder Albert und Louis Cohen (siehe: Gebrüder-Cohen-Park) zurückzuführen sind. Die Harburger Straßennamen: Gebrüder-Cohen-Park, Würffelstraße, Maretstraße und Hoffstraße sowie auch der Albert-Schäfer-Weg weisen alle auf die Harburger Phönix AG hin.
Louis Hoff übernahm 1904 als Nachfolger von Carl Maret (siehe: Maretstraße) den Direktorenposten der „Vereinigten Gummi-Waaren-Fabriken-Harburg-Wien“.
Er gründete auch die Firma Internationale Galalith Gesellschaft Hoff & Co. Galalith ist Kunsthorn und wurde für die Produktion von Knöpfen, Schmuck und Küchengeräten genutzt. Das Fabrikgebäude wurde am Harburger Hafen, in der heutigen Seehafenstraße, erbaut Die Aktienmehrheit hielt „Phoenix“, also die „Vereinigten Gummi-Waaren-Fabriken Harburg-Wien“.
Ab 1908 begann die Firma Phoenix auch mit der Herstellung von Luft- und Fesselballons.
Louis Hoff starb 1916 im Alter von 66 Jahren während einer Sitzung an einem Herzschlag.
Phoenix und Kolonialismus
Siehe auch unter: Koloniale Spuren im öffentlichen Straßenraum www.google.com/maps/d/viewer?mid=19ofi7hSFkKY0Ixjar9GjarxBgyg&hl=de&ll=53.623809000000016%2C10.029569000000038&z=11.
Naturkautschuk wird aus Latexmilch hergestellt, welche im Urwald mühselig von Arbeitern aus der indigenen Bevölkerung von der Kautschukbäumen abgezapft und zu Kautschukklumpen geräuchert wird. Diese wurden dann nach Europa verschifft und dort weiterverarbeitet. Über die Arbeitsverhältnisse schreibt der Ethnologe Bernhard Wörrle im blog des Deutschen Museums:.„In den deutschen Kolonien – der Großteil des Kautschuks kam aus Kamerun gefolgt von Deutsch-Ostafrika (den heutigen Staaten Tansania, Ruanda und Burundi) – war die Situation (…): Unfaire Handelspraktiken, die sklavereiähnliche Abhängigkeiten erzeugten (…), Zwangsarbeit und drakonische Prügelstrafen mit Tauenden und Nilpferdpeitsche gehörten auch hier zur Tagesordnung. Geht man der Herkunft des Materials nach, das technische Meisterleistungen wie die Erfindung des Luftreifens, (…) oder das Unterseeboot U 1 erst möglich machte, blickt man in eine Welt des Grauens.“ (Bernhard Wörrle: Die dunkle Seite der Technik: Koloniale Materialen. Blog des Deutschen Museums 5.11.2020, unter: https://blog.deutsches-museum.de/2020/11/05/die-dunkle-seite-der-technik-koloniale-materialien)
Der leider viel zu früh verstorbene Historiker Gordon Uhlmann hat sich mit dem Thema koloniale Spuren in Hamburg Harburg beschäftigt und sich dabei auch dem eingeführten Kautschuk gewidmet. Hieraus soll im Folgenden zitiert werden: „ Harburg bis 1866 zum Königreich Hannover gehörig, danach zu Preußen war bereits um 1860 der größte Industriestandort für die Kautschuk- und Palmölverarbeitung in Deutschland, der auch international bald eine Spitzenstellung errang. (…) Wert- und mengenmäßig landete in Harburgs spezialisierten Fabriken um 1900 zeitweise der größte Teil eingeführter Rohstoffe aus den reichsdeutschen Kolonien: neben Palmöl und Palmkernen vor allem Kokosnussöl und Kopra, neben Kautschuk auch Guttapercha.
Im Stadtraum um die Harburger Schlossstraße, der ältesten Siedlungszeile, wird der komplette Umbau einer ganzen Stadt für eine Industrialisierung basierend auf der massenhaften Verwertung tropischer Ressourcen sichtbar. Ausgehend von strukturell ungleichen, kolonial geprägten Handelsformen bildeten kaum überschaubare Mengen Palmkerne und Kautschuk aus Übersee den Stoff, ohne den Harburgs spezifische Industriedynamik nicht denkbar wäre. Die Verarbeitung dieser vielseitig als Rohstoff für Nahrungs- und Genussmittel, Technik- und Alltagsprodukte verwendbaren Kolonialwaren katapultierte Harburg in kurzer Frist in die Hochindustrialisierung, einhergehend mit der Umwidmung des alten Stadtkerns. Parallel zur dadurch rasant gesteigerten ökonomischen Bedeutung der Stadt wuchs Harburgs Bevölkerung von nur 5.000 Einwohnern um 1850 auf bereits 50.000 um 1900. Harburgs älteste Siedlungszeile - die Schlossstraße - wurde raumgreifend durch Fabrikbauten der Palmöl- und Kautschukindustrie umstellt und bald überformt. (…).
Politische Kolonialspuren führen direkt ins Harburger Rathaus. Als Harburger Senatoren waren Protagonisten der Palmkern- und Kautschukindustrie wie Friedrich Thörl [siehe: Thörlstraße und Thörlweg] und Carl Maret [siehe Maretstraße] auch direkt an der politischen Umsetzung ihrer Interessen gegenüber anderen Anliegen der Stadtentwicklung beteiligt. Harburgs politische Vertreter zählten sich im Kaiserreich durchweg zu den Nationalliberalen, d e r reichsdeutschen Kolonialpartei schlechthin. Ihr einflussreichster Reichspolitiker, Rudolf von Bennigsen [siehe: Benningsenstraße], glühender Verfechter kolonialer Expansionsziele, wurde Oberpräsident der Provinz Hannover und förderte in dieser Funktion die angebahnte wirtschaftliche Ausrichtung Harburgs und speziell die Interessen der koloniale Rohstoffe verarbeitenden Großbetriebe nach Kräften. (…). Eine eigene Harburger Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG) wurde bereits 1887 - neun Jahre vor der entsprechenden Abteilung in Hamburg gegründet. Mit Heinrich Denicke [siehe: Denickestraße], zunächst Stadtsyndikus und Sekretär der Handelskammer, übernahm hier ab 1899 Harburgs Bürgermeister selbst den Vorsitz. Regelmäßig berichtete die von der DKG herausgegebene Deutsche Kolonialzeitung - Vorzugslektüre der Harburger Kautschuk- und Palmölfabrikanten - über die Anlage neuer Öl- und Kokospalmplantagen, über die großen Guttapercha- und Kautschuk-Expeditionen in Neuguinea oder ‚das Arbeitermaterial‘ in den deutschen Kolonialgebieten.“ 1)