Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Gellertstraße

Winterhude (1891): Christian Fürchtegott Gellert (4.7.1715 Hainichen -13.12.1769 Leipzig), Dichter


Der Schriftsteller Christian Fürchtegott Gellert war schon zu Lebzeiten eine Kultfigur. Er schrieb Fabeln, Erzählungen, rührende Lustspiele, Anleitungen für einen musterhaften Briefstil – und geistliche Lieder, die Katholiken und Protestanten waren von. „Gellerts geistliche Lieder“ begeistert. Diese wurden in die lutherischen wie in die reformierten Gesangsbücher aufgenommen.

Gellert entstammte einer Pastorenfamilie, die in ärmlichen Verhältnissen lebte. „1734 nahm Gellert an der Universität Leipzig sein Studium der Theologie und Philosophie auf, das er 1739 aber aus Geldmangel für ein Jahr unterbrechen musste. Bereits im Vorjahr war ein erster Versuch, als Prediger aufzutreten, an seiner Schüchternheit gescheitert. In der Folge hielt er sich mit Privatstunden und der Erziehung junger Adliger über Wasser und machte sich mit französischer und englischer Literatur vertraut. Auch arbeitete der Aufklärer an der Übersetzung der Enzyklopädie Bayles mit, die Johann Christoph Gottsched [siehe: Gottschedstraße] in Angriff genommen hatte. Er schloss sein Studium 1744 mit einer Dissertation über Theorie und Geschichte der Fabel ab. Während der Schul- und Studienzeit lernte er unter anderem (…). Johann Adolf Schlegel, (…), Nikolaus Dietrich Giseke und Friedrich Gottlieb Klopstock [siehe: Klopstockplatz, Klopstockstraße] kennen und wirkte als Herausgeber an den Bremer Beiträgen mit.

Seit 1745 hielt er in Leipzig Vorlesungen über Poesie, Beredsamkeit und Moral, 1751 wurde er zum außerordentlichen Professor für Philosophie ernannt und war seitdem als Hochschullehrer tätig. Seine Vorlesungen über Moral erregten bei den Zeitgenossen großes Aufsehen. (…)

Seit Ende 1759 erhielt Gellert anonym von Hans Moritz von Brühl, einem seiner Lieblingsschüler, eine jährliche Pension von 150 Talern. Seine Gesundheit war bereits seit längerer Zeit angeschlagen, hinzu kam eine ausgeprägte Hypochondrie. Weder Kuren noch Ausflüge nach Berlin, Karlsbad und Dresden konnten Gellerts Stimmung bessern. 1761 schlug er aus Sorge um seine Gesundheit einen ordentlichen Lehrstuhl für Philosophie aus,“ 1) ist in Wikipedia nachzulesen.

Über Gellerts sexuelle Neigung schreiben Bernhard Rosenkranz und Gottfried Lorenz: „Gellert pflegte enge Freundschaften mit zahlreichen Männern seines Alters. Er blieb sein Leben lang Junggeselle. Aus Gellerts Tagebuch kann geschlossen werden, dass der neurotische und hypochondrische Gellert sich zeitlebens bemühte, seine homosexuelle Veranlagung zu sublimieren.“2)

Susi Saussenthaler schreibt über Gellerts Entwürfe von Weiblichkeit, so in seinem Roman „Leben der schwedischen Gräfin von G***: „Eine spezielle Konstellation einer Autor-Imagination stellt der Roman ‚Leben der schwedischen Gräfin von G***‘ von Christian Fürchtegott Gellert dar. Hier schlüpft der männliche Autor in die Rolle einer weiblichen Ich-Erzählerin. Diese berichtet aus der Rückschau ihr Leben, welches durch tugendhaftes Verhalten zum wahren Glück, zum Ideal der Gelassenheit, geführt hat.

Die Konstellation eines männlichen Autors, welcher sich in die Rolle einer Frau hineinversetzt, eine Identität imaginiert, war zur Zeit der Aufklärung nicht ungewöhnlich. Schon Gottsched gab in der Ausgabe der ‚Vernünfftigen Tadlerinnen‘ vor, dass diese von drei Frauen geschrieben und verlegt würde. Das Spiel mit einer imaginierten Weiblichkeit war den Leserinnen bewusst.

Angesichts weitgehend fehlender Autorinnen waren die Leserinnen jedoch auf die männlichen Projektionen, Vorstellungen von Frauen, als Lesestoff angewiesen. Gleichzeitig war es den Autoren auf diese Weise möglich, den Frauen ein von ihnen entworfenes Selbstverständnis zu präsentieren und zu vermitteln. Ein weiblicher Entwurf oder ein Einspruch bezüglich männlicher Vorstellungen war den Frauen nicht gegeben, da diese kein öffentliches Forum besaßen.“3)

Gellert schrieb 1759 über die Frauen: „Die Empfindungen der Frauenzimmer sind zarter und lebhafter, als die unsrigen. Sie werden von tausend kleinen Umständen gerührt, die bey uns keinen Eindruck machen. Sie werden nicht allein öfter, sondern auch leichter gerührt, als wir. Eine Vorstellung macht bey ihnen geschwind der andern Platz, daher halten sie sich selten bey einem guten Gedanken zu lange auf: wir fühlen ihn stärker, und darum gehen wir oft zu lange mit ihm um. Ihre Gedanken selbst sind, wie ihre Eindrücke leicht; sie sind ein scharfes aber kein tiefes Gepräge. (…) Sie wissen durch eine gewisse gute Empfindung das Gefällige, das Wohlanständige, in dem Putze, in der Einrichtung eines Gemäldes, in der Stellung des Tischgeräthes leicht zu bemerken und zu finden; und diese gute Empfindung der Harmonie unterstützt sie auch im Denken und Briefschreiben.“ 4)