Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Georg-Thielen-Gasse

Winterhude (1948): Georg Thielen (7.3.1853 Leer/Ostfriesland – 18.2.1901 Kassel-Wilhelmshöhe), Architekt


Vor 1948 hieß die Straße Thielengasse. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Georg-Thielsen-Gasse umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städten erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Thielengasse. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946, hier im Nachtrag.)

Georg Thielen war der Sohn von Marie Johanne Catharina Thielen, geb. Garrels und des Eisenbahningenieurs und Architekten Georg Thielen senior.

Georg Thielen junior studierte von 1871 bis 1874 Architektur am Polytechnikum in Hannover. Dann arbeitete er in Hamburg bei dem Architekten Wilhelm Hauers (siehe: Hauersweg). Der Oberingenieur und Leiter des Hamburger Ingenieurwesens, Andreas Meyer (siehe: Andreas-Meyer-Straße) wurde Thielens Gönner und übertrug ihm 1879-1882 Arbeiten an der Hamburger Wallregulierung.

1881 machte sich Thielen selbstständig. Über seine Arbeiten schreibt Henny Wiepking: „Hoch hinaus wollte der Architekt Georg Thielen aus der Adolfstraße, der die früher niedrigen und gedrückten Gesellschaftsräume lichter und luftiger werden lassen wollte. So begann er in verschiedenen Villen, die Geschäftsräume durch zwei Geschosse zu ziehen. Albert Ballin [siehe: Ballindamm, Ballinkai, BallinPark] gab ihm den Auftrag zum Bau seiner Privat-Villa, das Hauptgebäude der Hamburger Gartenbau-Ausstellung ist ihm zu verdanken. Dieses Gebäude gefiel den Hamburgern so gut, daß sie sich nicht entschließen konnten, es nach der Ausstellung wieder abzureißen. So wurde es ein Jahr später beim großen Hamburger Turnfest von 1898 der Festsaal. Der Deutsche Pavillon, ein massiver Klinkerbau, auf der Weltausstellung in Paris entstand nach seinen Entwürfen. Der Ausbau einer ganzen Reihe großer Überseedampfer wurde ihm übertragen. Sein Hauptwerk aber steht in der Wesermündung; der gewaltige, nach jahrelanger Vorarbeit entstandene Rote-Sand-Feuerturm.“ 1)

Verheiratet war Thielen seit 1891 mit der Kaufmannstochter Helene Hammacher (5.9.1856 Brookleyn – 22.2.1946 Hamburg). Das Paar hatte mindestens ein Kind.

Thielen soll auch ein begnadigter Zeichner gewesen sein. Jörg Schilling schreibt: „1898 bekam er einen zweiten Preis im Wettbewerb zur Gestaltung der Umgebung des Denkmals Kaiser Wilhelm I. vor dem Rathaus. Mit Meyers Hilfe nahm er Einfluss auf das zeitgleiche Bismarck-Denkmal-Projekt. Sein Entwurf eines mehr als 50 Meter hohen Bismarck-Denkmals für Blankenese von 1895 setzte Maßstäbe für das Monument auf der Elbhöhe.“ 2)

Und Robert Noah äußert über Georg Thiehlen, dass dieser sich „mit der Ausführung überwiegend künstlerisch anspruchsvoller und weniger konstruktiv-statischer Bauvorhaben“ 3) beschäftigte. „Diese spezifische Neigung belegen Aufträge für besonders dekorativ ausgestattete Denkmäler, Brunnen, Villen und Ausstellungsbauten (…).“ 4)