Grünebergstraße
Ottensen (1950): Dr. Bernhard Grüneberg (1861 Schloppe -1936), jüdischer Kinderarzt. Leiter des Altonaer Kinderkrankenhauses.
Früher hieß die Straße Richardstraße, benannt 1914 nach Richard von Donner. Dieser stiftete das Säuglingsheim, das zum dortigen Kinderhospital gehörte. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Bernhard Grüneberg wurde 1886 nach seinem im Würzburg absolvierten Medizinstudium als Assistenzarzt im Altonaer Krankenhaus in der Max-Brauer-Allee angestellt. Anna v. Villiez schreibt über Grünebergs weitere Tätigkeit: „Ende 1888 übernahm Bernhard Grüneberg von seinem Vorgänger die ärztliche Leitung des Kinderhospitals in der Großen Bergstraße 129, dem dritten Standort des Kinderhospitals in Altona und Vorläufer des heutigen Krankenhauses in der Bleickenallee. Er war mit federführend bei der Umsetzung des großen Neubaues nach modernen Gesichtspunkten. Unter seiner Führung entwickelte sich das Haus vom karitativen Hospiz zu einem Kinderkrankenhaus mit großer Auslastung.“ 1)
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden die nach der NS-Rassenideologie als „nichtarisch“ geltenden Kassenärztinnen und -ärzte und Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Dienst ausgeschlossen. „Grüneberg legte nach sagenhaften 46 Jahren, in denen er das Haus geleitet hatte, im Oktober 1934 seine Ämter nieder, der Vorstand des Krankenhauses hatte ihn entlassen. Knapp ein Jahr später verstarb er 72jährig.“ 2)
Anna von Villiez erklärt, warum so viele „nichtjüdische“ Ärzte bereitwillig die Verfolgung jüdischer Ärzte unterstützten: „(…) ein zentrales Motiv der großen Mehrheit der Ärzte war, die Verfolgung der jüdischen Ärzte mehr oder weniger offen und aktiv zu unterstützen oder stillschweigend hinzunehmen: die Selbstbereicherung bzw. die Sorge um den eigenen Vorteil. (…)“ 3)