Gustav-Schwab-Straße
Osdorf (1941): Gustav Schwab (19.6.1792 Stuttgart – 4.11.1850 Stuttgart), Dichter, Schriftsteller
Siehe auch: Güllweg
Die Verkehrsfläche wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt. Um ihre NS-Ideologie zu legitimieren, benannte das NS-Regime Straßen gerne auch nach Personen, die zu Lebzeiten antisemitische Äußerungen von sich gegeben, bzw eine antisemitische Einstellung hatten. Dies war auch bei Gustav Schwab der Fall. (Siehe dazu weiter unten.)
Er war der Sohn von Friederike Schwab, geborene Rapp und des Geheimen Hofrats und Oberstudienrates Johann Christoph Schwab.
Nach dem Abitur studierte er ab 1809 Philologie und Philosophie und später Theologie.
Nachdem er 1817 eine Professur für alte Sprachen am oberen Gymnasium in Stuttgart erhalten hatte, heiratete er einige Monate später Sophie Karoline Gmelin (17.2.1795 Tübingen - 20.8.1865 Stuttgart), Tochter des Juraprofessors Friedrich von Gmelin. Die beiden hatten sich während seines Studiums in Tübingen kennen- und lieben gelernt. Schwab nannte seine Frau „liebes Sophienkind“ und rühmte sie als „rüstige“ Hausfrau und als „köstliches Weib“. Das Paar bekam fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. Sophie Karoline Schwab war nicht nur als Mutter, Hausfrau und Ehefrau tätig. Das Ehepaar führte ein gastfreundliches Haus, was bedeutete, dass Sophie Karoline Schwab eine Menge von organisatorischen und hauswirtschaftlichen Arbeiten übernehmen musste. Dieses gastfreundliche Haus „entwickelte sich zu einem literarischen Mittelpunkt nicht nur von Stuttgart, sondern von ganz Südwestdeutschland – gewissermaßen ein ‚Schwabscher Salon‘.“ 1)
Nach knapp zehnjähriger Tätigkeit als Lehrer wandte sich Gustav Schwab einem anderen Beruf zu. Er arbeitete ab 1825 zwanzig Jahre als Redakteur bei den vom Verlag Brockhaus herausgegebenen Blättern für literarische Unterhaltung. Auch begann er 1828 in der Redaktion des Cotta Verlages, in dem das Morgenblatt für gebildete Stände erschien. Schwab unterstützte junge Literaten auf ihrem beruflichen Lebensweg.
1837 wieder ein neuer Schritt in einen anderen Beruf. Laut Neuer Deutscher Biographie soll Schwab enttäuscht vom „rationalistischen Zeitgeist“ 2) gewesen ein. Deshalb nahm er eine Landpfarrerstelle im Dorf Gomaringen/Schwäbische Alp an.
„Mit einem in Gomaringen abgefassten Werk ist Schwab für viele Generationen von Kindern und Jugendlichen zu dem Vermittler der griechisch-römischen Sagen- und Götterwelt geworden. Er hat die großen Epen der Antike von 1838 bis 1840 aus Originaltexten zusammengetragen, ins Deutsche übersetzt und mit großem pädagogischen Impetus nacherzählt, Kürzungen und Milderungen der grausamen und erotischen Passagen vorgenommen. Die Sagen des klassischen Altertums in drei Bänden haben, obgleich vorrangig an Jugendliche gerichtet, bis heute die Rezeption der griechischen und römischen Mythologie im deutschsprachigen Raum auch bei Erwachsenen stark beeinflusst.“ 3)
1841 ging er als Stadtpfarrer nach Stuttgart. Ein Jahr später wurde er in Stuttgart Dekan der höheren Schulen in Württemberg und 1845 schließlich Oberkonsistorialrat und Oberstudienrat. Ihm oblag in dieser Funktion die „Oberaufsicht über die höheren Schulen in Württemberg. 1847 wurde Schwab schließlich die Ehrendoktorwürde der Theologie der Universität Tübingen verliehen. Trotz dieser mannigfaltigen beruflichen Pflichten blieb Schwab literarisch tätig. (…)
In dem Schwäbischen Dichterkreis um Uhland [siehe: Uhlandstraße], Kerner, Schwab, Hauff [siehe: Hauffstraße] und Mörike [siehe: Mörikestraße] nimmt Gustav Schwab sicher die literarisch schwächste Stellung ein. Er war der Schulpolitiker, Publizist, Rezensent und Herausgeber – und das auf hohem Niveau. Damals drängte das Bürgertum nach umfassender Entwicklung und Bildung. Der umtriebige Schwab zeigte hierin Verantwortung, wobei ihm die literarische Bildung, vor allem der Jugend, besonders am Herzen lag. Mit seinen ‚Sagen des klassischen Altertums‘ war er nicht nur der wichtigste Vermittler bei der Aneignung dieser Dichtung der Weltliteratur, sondern hat auch manchen aus dem Dichterkreis in der Nachwirkung übertroffen.“ 4)
Gustav Schwab und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Schwab artikulierte in seinen Briefen antijüdische Motive.“ 5) Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „Dünne Quellenlage, weitere Recherche und Forschung, gegebenenfalls Kontextualisierung.“ 6)
In Wikipedia heißt es: „Dass Schwab nicht frei von antisemitischen Ressentiments war, zeigt sich in folgender Mitteilung an seinen lebenslangen Freund, den Theologen Carl Christian Ullmann: ‚Sammlung und Volkssagen habe ich mit Liebe gemacht; es freut mich, wenn sie wieder Liebe finden. Könnte ich mich doch in diesen bösen Zeiten, wo das Junge Deutschland den Frevel der Verwüstung aufpflanzen wollte und, auch verfolgt, noch einschwärzt, mich ganz ins Wunderland der Poesie aus der verfluchten und verruchten Tagesliteratur, wo der Judaismus, mit allen ekelhaften Lastern, Lüge, Prahlerei und Feigheit, Schmeichelei und Verleumdung herrscht, herausretten.‘“ 7)