Hadubrandheide
Niendorf (1948), Gestalt aus dem Hildebrandslied.
Siehe auch: Hildebrandtwiete
Vor 1948 hieß die Straße Siegfriedstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Hadubrandheide umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Siegfriedstraße und wurde dann umbenannt in Söderblomsrraße (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Die Gestalt des Hadubrand kommt im Hildebrandlied vor. Das Lied wurde um 830/840 von zwei Fuldaer Mönchen aufgezeichnet.
Hadubrand ist der Sohn Hildebrands, „des Waffenmeisters von Dietrich von Bern. Er spielt im Hildebrandlied und im Jüngeren Hildebrandlied die Rolle des Kämpfers, der den alten Hildebrand an der Rückkehr in seine Heimat hindern will und im Zweikampf unterliegt. (…).“ 1)
Es handelt sich um einen tragischen Zweikampf zwischen Vater (Hildebrand) und dessen Sohn Hadubrand, wobei der Sohn aber nicht weiß, dass sein Gegner sein Vater ist. „Ich hörte (glaubwürdig) berichten, dass zwei Krieger, Hildebrand und Hadubrand, (allein) zwischen ihren beiden Heeren, aufeinanderstießen. Zwei Leute von gleichem Blut, Vater und Sohn, rückten da ihre Rüstung zurecht, sie strafften ihre Panzerhemden und gürteten ihre Schwerter über die Eisenringe, die Männer, als sie zu diesem Kampf ritten.“
„Hildebrand hat Frau und Kind verlassen und ist als Krieger und Gefolgsmann mit Dietrich in die Verbannung gezogen. Nun kehrt er nach 30 Jahren heim. An der Grenze, zwischen zwei Heeren, stellt sich ihm ein junger Krieger entgegen. Hildebrand fragt ihn, wer sin fater wari (wer sein Vater sei). Hildebrand erfährt, dass dieser Mann, Hadubrand, sein eigener Sohn ist. Er gibt sich Hadubrand zu erkennen und versucht durch das Angebot von Geschenken (goldenen Armringen), sich diesem verwandtschaftlich-väterlich zuzuwenden. Hadubrand weist die Geschenke jedoch brüsk zurück und meint, er sei ein listiger alter Hunne; denn Seefahrer hätten ihm berichtet, dass sein Vater tot sei (tot is hiltibrant). Mehr noch, die Annäherungsversuche des ihm Unbekannten, der sich als sein Vater ausgibt, sind für Hadubrand eine üble Beschimpfung der Ehre seines totgeglaubten Vaters. Ist die Verspottung als ‚alter Hunne‘ und die Zurückweisung der Geschenke schon eine Herausforderung zum Kampf, so bleibt Hildebrand nach den Worten Hadubrands, dass sein Vater im Gegensatz zu dem ihm unbekannten Gegenüber ein Mann von Ehre und Tapferkeit sei, kein friedlicher Weg mehr offen. Nach den Sitten ist er nun gezwungen, um seiner eigenen Ehre willen die Herausforderung des Sohnes zum Kampf anzunehmen – und zwar unter Inkaufnahme seines eigenen Todes oder des Todes seines Sohnes. Welt- und kampferfahren ahnt Hildebrand die Dinge voraus, die folgen werden, und klagt so über sein furchtbares Schicksal: ‚welaga nu, waltant got“, quad Hiltibrant, „wewurt skihit‘ (‚Wehe, waltender Gott‘, sprach Hildebrand, ‚ein schlimmes Schicksal nimmt seinen Lauf!‘). Zwischen zwei Heeren stehen nun Vater und Sohn einander gegenüber; es kommt zum unausweichlichen Kampf. Hier bricht der Text ab. Vermutlich, wie ein späterer altnordischer Text aussagt, endet der Kampf mit dem Tod Hadubrands. (…)
Im deutschen Jüngeren Hildebrandslied siegt ebenfalls der Vater, aber die beiden erkennen einander rechtzeitig. Dieser Text ist deutlich hochmittelalterlich geprägt, weil der Zweikampf vom Wesen her die Form des ritterlichen Turniers zeigt, also die Ausprägung eines quasi sportlichen Wettkampfes hat. Eine spätere Variante (in Deutschland erst in Handschriften zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert erhalten) endet allerdings versöhnlich: Mitten im Kampf wenden sich die Streitenden voneinander ab, der Sohn erkennt den Vater, und sie schließen sich in die Arme; die Begegnung endet mit einem Kuss des Vaters auf die Stirn des Sohnes und den Worten: ‚Gott sei Dank, wir sind beide gesund.‘ Schon im 13. Jahrhundert ist diese versöhnliche Variante aus Deutschland nach Skandinavien gelangt und dort in die Thidrekssaga eingeflossen (älteste erhaltene Handschrift schon um 1280), eine thematische Übertragung deutscher Sagen aus dem Kreis um Dietrich von Bern. In der Thidrekssaga wird der Ausgang des Kampfes so geschildert, dass Vater und Sohn, nachdem sie einander erkannt haben, zusammen mit Freuden zur Mutter und Ehefrau zurückkehren. Generell ist im Vergleich mit den späteren Interpolationen die Tragik der Geschichte größer und dem germanisch-zeitgenössischen Empfinden entsprechender, wenn die Erkenntnis des verwandtschaftlichen Verhältnisses beim Sohn ausbleibt und der Vater den Sohn tötet, denn damit löscht er seine Familie bzw. Geschlechtslinie aus.“ 2)
Fazit: Die einzuhaltende Männer-Ehre siegt über die Liebe des Vaters zu seinem Sohn.