Hartwig-Hesse-Straße
Eimsbüttel (1948): Hartwig Hesse (13.12.1778 Hamburg -15.2.1842 Hamburg), Begründer des Witwenstiftes Hartwig Hesse’s Witwenstift.
Siehe auch: Newmans Park
Siehe auch: Hessepark
Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde die Hartwig-Hesse-Straße in St. Georg 1938 in Wismarer Straße umbenannt. Eine Rückbenennung erfolgte nicht. Stattdessen wurde 1948 die Schenefelder Straße in Eimsbüttel in Hartwig-Hesse-Straße umbenannt. (vgl.: Registratur Staatsarchiv Az. 1520-3/0: Antwort auf Schriftliche Kleine Abfrage des Abgeordneten Prosch (CDU), Straßen mit Namen jüdischer Bürger, Bürgerschaftsdrucksache 11/2389 vom 7.5.1984.)
In Wikipedia heißt es zu Hartwig Hesse: „Hartwig Hesse war der Sohn von Isaac Hesse und Esther Delbanco. Sein aus Osterode stammender Vater war Kattunmakler und Geldwechsler und gründete das Bankhaus Hesse Newman. Beide Eltern waren der Ansicht, dass Wohlstand verpflichtet. Daher stiftete sein Vater 1804 7200 Mark Banco, deren Zinserträge Witwen der Deutsch-Israelitischen Gemeinde zukommen sollten. Seine Mutter spendete den gleichen Betrag nach dem Tode Issac Hesses.
Hartwig Hesse arbeitete zunächst gemeinsam mit seinem älteren Bruder Levin im Geschäft seines Vaters. Nachdem sein Vater am 13. April 1807 gestorben war, nahm ihn die hamburgische Maklerdeputation zwei Tage später in die Liste der hochdeutschen Judenmakler auf. Nach Rückgabe des Maklerstabs am 14. September 1814 nannte sich Hesse fortan Kaufmann. Da er 1820 nach Rom reisen konnte, um sich weiterzubilden, ist anzunehmen, dass er geschäftlich erfolgreich war. Hesse ließ sich am 6. August 1823 in Westensee taufen, wo er wohl einen Sommersitz hatte. (…)
Am 14. Januar 1824 wurde der Kaufmann ein Hamburger Bürger. Dem Vorbild der Eltern folgend stiftete Hartwig Hesse Teile seines Vermögens. Er förderte Johann Hinrich Wichern [Wichernsweg) und das Rauhe Haus (…).“ 1)
Hartwig Hesses Witwenstift
1826 gründete Hartwig Hesse die Stiftung „Hartwig Hesses Witwen-Stift“. In diesem Stift sollten „Witwen aus dem sogenannten Maklerstande oder ähnlichen Berufen – möglichst mit einer unverheirateten Tochter – unentgeltlich [im Alter] wohnen“ 2) und betreut sowie verpflegt werden können. Das heißt, das karitative Engagement richtete sich auf Personen, die aus der gleichen Gesellschaftsschicht kamen wie die Familie Hesse. Schließlich war der Gründer des Bankhauses Hesse Newman selbst Makler gewesen.
„Die Kosten wurden mit Einnahmen aus Mietwohnungen auf gleichem Gelände gedeckt. Die Verwaltung erfolgte damals durch den Gründer selbst und durch ein Kuratorium, welches aus fünf Mitgliedern bestand.“ 3)
Das Grundstück für das Witwenstift wurde kostenlos von der Stadt Hamburg zur Verfügung gestellt. Bei der Grundsteinlegung hielt der Junggeselle Hartwig Hesse eine Rede, in der er seine Motivation für den Bau eines Witwenstiftes darstellte: „Meine Freunde! Bei jeder Handlung ernsthafter Art, die wir im Leben begehen, sei unser erster Gedanke zu Gott gerichtet, unser aller Wohltäter. Ihm sage ich meinen innigsten Dank für die zeitlichen Güter, womit er mich gesegnet, um diesen Bau unternehmen zu können. Nicht minder bin ich durchdrungen für die Liebe und den Sinn, den er mir gegeben, meinen Nebenmenschen Gutes zu erzeigen und wohltätig zu sein. Denn nur in der Mitteilung genießt man das wahre Glück des Besitzes. Durch die Errichtung dieser Stiftung, (…) hoffe ich, mancher die Last des Lebens erleichtern zu helfen und dem Stand unter uns nützlich zu werden, der vorzugsweise unserer Unterstützung bedarf und verdient, ich meine die im Witwenstand geratenen Frauen und deren vaterlose Waisen.“ 4)
Der erste Bau des Stiftes am Lübecker Tor, der 1833 fertiggestellt wurde, war für zwölf Witwen und zwei zur Miete wohnende Familien bestimmt (zerstört 1943). 1836 folgte ein zweiter Bau in der Stiftsstraße (zerstört 1943).
Heute befindet sich die Stiftung in der Alexanderstraße. Seit 1975 heißt die Stiftung „Hartwig-Hesse-Stiftung“. Sie vergibt Stiftswohnungen an bedürftige Personen.
Auch die 1835 in St. Georg benannte Stiftstraße heißt nach Hartwig Hesses Witwenstift, denn in dieser Straße wurde 1834 ein Erweiterungsbau des 1824 gegründeten Witwenstiftes erbaut.