Heinrich-Traun-Platz
Fuhlsbüttel (1910): Dr. Heinrich Traun (8.5.1838 Wandsbek -10.9.1909 Wandsbek), Senator, Inhaber der Harburger Gummi-Kamm-Compagnie.
Siehe auch: Heinrich-Traun-Straße
Siehe auch: Traunweg
Siehe auch: Trauns Allee
Siehe auch: Stockmeyerstraße
Siehe auch: Meyerstraße
Heinrich Traun war der Sohn von Bertha Ronge, geschiedene Traun, geborene Meyer (siehe zu ihr unter: Traunweg). Heinrich Traun übernahm 1883 die Leitung der von seinem Vater Christian Friedrich Traun und seinen beiden Onkeln Heinrich Christian Meyer jr. (siehe: Meyerstraße) und Heinrich Adolph Meyer gegründeten Harburger Gummi-Kamm-Compagnie, der ersten Hartkautschukfabrik Deutschlands. Ab 1902 trug sie den Namen Dr. Heinrich Traun & Söhne, im selben Jahr wurde die Handelsfirma Traun, Stürcken & Co. rechtlich davon getrennt. Naturkautschuk war ab Mitte des 19. Jahrhunderts ein knapper und begehrter Rohstoff, aus dem die Compagnie u. a. Kämme und Pfeifenspitzen, Handgriffe für Spazierstöcke sowie Industrieprodukte herstellte. Anfangs verwendete sie zumeist Rohkautschuk von den Sundainseln. Nachdem die dortigen Bestände durch Raubbau erschöpft waren, wandte sich Heinrich Traun nach Afrika. 1883 legte die Gummi-Kamm zunächst in Bissao (Portugiesisch-Guinea) eine Faktorei an, es folgten weitere im damaligen Deutsch-Ostafrika und an der afrikanischen Westküste. So unterstützte die Gummi-Kamm 1899 eine vom deutschen Kolonialwirtschaftlichen Komitee organisierte Kautschuk-Expedition, um „die besten Kautschukvarietäten aus fremden Kolonien nach den deutschen Schutzgebieten zu überführen und eine geregelte Kautschuk-Großkultur in Kamerun und Togo in die Wege zu leiten". Die Bevölkerung, darunter Frauen und Kinder, wurde zum Gummischneiden und zu Trägerdiensten gezwungen. Oft mussten sie zehn Stunden am Tag bis zu 44 Kilogramm tragen, wodurch auch ihre eigene Landwirtschaft brachlag. Afrikanische Produzenten und Lieferanten wiederum mussten ihren Kautschuk für geringste Bezahlung in den deutschen Faktoreien abliefern. 1904/05 lehnte sich die Bevölkerung gegen diese Zustände auf. Die deutschen „Schutztruppen" brauchten zwei Jahre, um sie niederzuschlagen.
Text: Frauke Steinhäuser