Hermann-Blohm-Straße
Steinwerder (1977): Hermann Blohm (22.6.1848 Lübeck-12.3.1930 Hamburg), Schiffsbauer, Maschineningenieur, Mitbegründer der Werft Blohm & Voss.
Früher hieß die Straße Grevendamm, benannt „1873 nach der Elbinsel Grevenhof, hergeleitet von dem schleswig-holsteinischen Grafen Gorriswerder“. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Hermann Blohm studierte Schiff- und Maschinenbau in Berlin und Zürich und arbeitete danach auf verschiedenen deutschen und englischen Werften. Mit finanzieller Hilfe seines Vaters, der ein vermögender Lübecker Kaufmann war, gründete Hermann Blohm 1877 gemeinsam mit Ernst Voss in Hamburg die Werft Blohm & Voss. „1891 folgte die Umwandlung zur Kommanditgesellschaft auf Aktien. Die Hamburger Kaufleute Carl Laeisz (siehe auch: Laeiszstraße, benannt nach Ferdinand Laeisz) und Adolf Woermann (siehe auch: Woermannstieg) wurden Vorsitzende des Aufsichtsrates.“ 1)
In der Werft Blohm & Voss wurde 1892 als erster Kriegsschiffbau der Kreuzer Condor vom Stapel gelassen. Er war für die ostafrikanische Station der Kaiserlichen Marine bestimmt, die in den 1880er/90er Jahren entscheidend am Aufbau des Deutschen Kolonialreiches in zum Beispiel Afrika involviert war. Somit profitierte auch Blohm & Voss vom Kolonialismus.
Während des Ersten Weltkriegs verdienten Blohm und Voss viel Geld mit dem Bau von Kriegsschiffen und U-Booten.
„Hermann Blohm war (…) als führender Vertreter diverser Arbeitgeber- und Industrieverbände ein unerbittlicher Gegner der Arbeiterbewegung.“ 2) Das ging sogar soweit, dass Blohm lieber selbst soziale Leistungen für die Belegschaft anbot anstatt der Arbeiterbewegung das Feld zu überlassen. Dazu schreibt Johannes Gerhardt: „Um ‚sozialdemokratischen Bestrebungen‘ innerhalb der Belegschaft den Boden zu entziehen, wurde bei Blohm & Voss bereits 1882 eine betriebliche Krankenkasse eingeführt.“ 3) Das heißt aber nicht, dass auch die Arbeitsbedingungen auf der Werft sozial verträglich waren. 1896 „legten 7000 Arbeiter ihre Werkzeuge nieder und besetzten die Werft, um gegen die harten Arbeitsbedingungen zu protestieren (...) Als der Streik nicht zum Ende kommen wollte, lenkte der Senat ein und versuchte zwischen den beiden Parteien zu vermitteln. Nach drei Monaten kehrten die Arbeiter zurück zu ihren Maschinen. Rund 5000 von ihnen wurden polizeilich bestraft - ein voller Erfolg für die Arbeitgeber,“ 4) schreibt John F. Jungclaussen in seinem Buch "Risse in weissen Fassaden".
Hermann Blohm tummelte sich auch auf politischem Parkett. Er „und sein Sohn Rudolf Blohm riefen 1917 zusammen mit anderen Vertretern der Hamburger Führungsschicht zur Gründung eines Hamburger Landesvereins der Deutschen Vaterlandspartei auf.“ 5) Diese Partei „war eine rechtsradikale deutsche Partei, die in der Schlussphase des Ersten Weltkriegs aktiv war. Die Partei griff Elemente konservativer, nationalistischer, antisemitischer und völkischer Ideologien auf; sie gilt organisationsgeschichtlich als präfaschistisches Scharnier zwischen der wilhelminischen Rechten und dem neuen Rechtsradikalismus der Nachkriegszeit. Anfang September 1917 aus Anlass der von den DVLP-Protagonisten abgelehnten Friedensresolution ins Leben gerufen, verschaffte die Partei der offen antidemokratischen Strömung des radikalen Nationalismus erstmals die parteipolitische Massenbasis, die der an der Parteigründung beteiligte Alldeutsche Verband seit den 1890er Jahren angestrebt hatte. Innenpolitisch kündigte die Vaterlandspartei den ‚Burgfrieden‘ von rechts auf. Sie plädierte für einen repressiven Kurs gegenüber der Arbeiterbewegung und griff auch bürgerliche Politiker heftig an, die sich – wie Matthias Erzberger [Erzbergerstraße] – für eine Reform des politischen Systems unter Einbeziehung der SPD aussprachen. Die Parteiführung verfolgte den Plan, mit Hilfe eines ‚starken Mannes‘ einen autoritären Staatsumbau einzuleiten und dabei den Reichstag und die Linksparteien auszuschalten.“ 6)
Hermann Blohm war seit 1880 mit Emmi Alwine Westphal (4.2.1858 Hamburg – 17.5.1928 Travemünde) verheiratet, die aus einer Hamburger Großkaufmannsfamilie stammte. Das Paar bekam drei Töchter und zwei Söhne: Rudolf (geb. 1885) und Walther (geb. 1887). Diese übernahmen später die Firma ihres Vaters.
Blohms Einstellung zur Frauenbewegung:
Von 1910 bis 1997 hatte Hamburgs erste Bücherhalle ihren Sitz im Haus Kohlhöfen 21. Vergeblich kämpfte die Hamburger Frauenrechtlerin Helene Bonfort um Führungspositionen für Bibliothekarinnen. Bücherhallen-Ausschussmitglieder wie der Werftbesitzer Hermann Blohm befürchteten dadurch die „Auslieferung der Bücherhallen an die Frauenbewegung“.