Jörn-Uhl-Weg
Blankenese (1979), Titel eines Romans von Gustav Frenssen. Siehe weitere Romanfiguren von Gustav Frenssen: Guldtweg; Babendiekstraße, Anna-Hollmann-Weg
Die nach Gustav Frenssen benannte Straße in Blankenese wurde nach Protesten aus der Bevölkerung 1986 umbenannt. Siehe dazu unter: Babendiekstraße. Mehr zu Gustav Frenssen auch unter: Emmy-Beckmann-Weg.
Die Straßen, die nach Gustav Frenssens Romanfiguren heißen, blieben bestehen.
Im Roman „Jörn Uhl“ von Gustav Frenssen, den der Journalist Tilman Spreckelsen als ein „Blut- und Bodenwerk“ bezeichnete (siehe unter Babendiekstraße), wird von dem Bauernsohn Jörn Uhl erzählt, der von seinem Vater und seinen Brüdern, die sich mehr dem Trunke und dem Kartenspielen widmen, als auf dem Hof zu arbeiten, nicht beachtet. Seine Mutter war bereits im Kindbett gestorben. Nur eine alte Großmagd kümmert sich um Jörn Uhl.
Jörn Uhl bemüht sich, den Hof zu retten und verzichtet deshalb auf den Besuch des Gymnasiums. Jörn Uhl, der als Kind lieblos behandelt wurde, hat auch mit seiner ersten Liebe kein Glück. So verhärtet er immer mehr, wird wortkarg und zum Eigenbrödler.
Nachdem er als Soldat den Krieg 1870/71 mitgemacht hat, kehrt auf den hoch verschuldeten Hof zurück, findet seine Brüder ab und übernimmt den Hof. Sein Vater ist durch einen erlittenen Schlaganfall dazu nicht in der Lage.
Jörn Uhl heiratet, doch dies Glück währt nicht lange, denn seine Frau stirbt im Kindbett. Zudem vernichtet eine Mäuseplage die Weizenernte und schließlich brennt auch noch der Hof ab. Doch anstatt nun vollends zu verzagen und sich von der Außenwelt abzusondern, nimmt er sein Leben in die Hand, fühlt sich befreit von der Last, Mühe und Sorge um den Hof. Mit Hilfe seines Onkels und seiner Jugendliebe, die er nun wiedergetroffen hat, beginnt er Deich- und Kanalbau und Landvermesserei zu studieren und wird schließlich sogar Landvogt.
Gustav Frenssen hatte sein Werk „Jörn Uhl“ 1901 beendet und in den Druck gegeben. Der Roman wurde zum Bestseller und Frenssen konnte nun seine Schulden abbezahlen und von nun an auch als freier Schriftsteller existieren.
Klaas Jarchow schreibt über den Roman „Jörn Uhl“, dass „Begleitphänomene und Rezeptionsmöglichkeiten des Romans ein deutlicher Vorschein“ 1) zu „den späteren Nazi-Schriften Frenssens“ 2) sind. Klaas Jarchow zitiert zum Beispiel eine Rezension über das Buch aus dem Jahre 1902: „‘Jörn Uhl ist echte Natur, echte Volkspoesie und darum deutsch, so deutsch, daß wer nicht tief in der germanischen Volksseele wurzelt oder schon vom keltischen und slavischen Geiste angekränkelt ist, die Größe und Eigenart dieser Anschauung niemals zu würdigen wissen wird. (…) Jörn Uhl ist ein echtes Volksbuch: es ist für alle und jeden, freilich nur für die gesunden und wer zum Gesunden noch den Mut hat.‘“ 1)
Dazu äußert Klaas Jarchow: „Stellungnahmen, Kritiken wie diese (…) verdeutlichen die schnell erfolgende Interpretation und Einordnung des Jörn Uhl als Standardwerk oder Paradebeispiel der ‚Heimatkunst‘ und damit in die regionalistische und nationalistische Ideologie. In Wortwahl und Metaphorik weisen sie die polarisierende Richtung dieser ästhetischen Ideologie, die erst den einen Weltkrieg und dann den anderen Weltkrieg und ein faschistisches Deutschland förderten. Und auch von Frenssen selbst finden sich aus der Entstehungszeit des Jörn Uhl schon solche Formulierungen: ‚Ich weiß wohl, daß wir Deutschen im kommenden Krieg siegen sollen: denn es ist der Wille und Weg Gottes. Wir Deutschen sind eben ’dran‘; es kann niemand gegen unsre innere Gesundheit und junge Kraft. (…).“ 1)