Julius-Schindler-Straße
Wilhelmsburg (1992): Julius Schindler (30.5.1878 Moravská Trébová – 20.12.1941 Great Neck, New York), Reeder, Kaufmann, Gründer der Oelwerke Julius Schindler.
„Julius Schindler war ein Sohn des böhmisch-mährischen Textilfabrikanten Gustav Schindler und dessen Ehefrau Julie, geborene Weiß.“ 1) Als er 14 Jahre alt war, starb sein Vater. Im Alter von 17 Jahren verlor Julius Schindler durch Tod auch noch seine Mutter.
Nach dem Abitur absolvierte Julius Schindler „ab 1892 in Wien eine kaufmännische Ausbildung und war anschließend dort als Handelsangestellter tätig Nach Stationen in Belgien als Handelsvertreter für die späteren Oelwerke Stern-Sonneborn A.-G. übernahm er 1905 die Prokura für den Standort Hamburg.“ 2) Im selben Jahr heiratete er Irma Spitzer (1883 Teschen, Schlesien, Österreich-Ungarn - 27. Juli 1954 Grasse, Frankreich). 1906 wurde das erste Kind geboren. „Ab 1908 machte er sich selbstständig und gründete die Handelsfirma Julius Schindler. Er gehörte zu den ersten, die russisches Maschinenöl in die Vereinigten Staaten einführten. Im Gegenzug importierte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges amerikanisches Mineralöl nach Europa.“ 3)
1910 wurde Schindler erneut Vater. „Ab 1917 erwarb er mehrere Mineralölwerke und das Unternehmen firmierte als Oelwerke Julius Schindler GmbH. Schindlers Raffinerien stellten Schmieröle aller Art für die chemische, kosmetische und medizinische Industrie her. Der Firmensitz war seit 1920 das Kontorhaus Hohe Bleichen 28.“ 4) In diesem Jahr kam das dritte Kind zur Welt. „1927 gründete er die Tankschiffreederei Julius Schindler GmbH.
Schindler engagierte sich aktiv in der jüdischen Gemeinde in Altona und Hamburg.“ 5) „Julius Schindler wird als ein Anhänger zionistischer Bestrebungen beschrieben. Seine Ehefrau war Vorstandsmitglied des von Zionisten gegründeten Vereins Jüdisches Volksheim der Hochdeutschen Israelitengemeinde zu Altona, der in der Wohlers Allee 58 eine Kindertagesstätte betrieb. Ida Schindler gehörte als einzige Frau aus Hamburg auch der Soncino-Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches e. V. an.“ 6)
Schindler lebte mit seiner Familie in einer Stadtvilla am Nonnenstieg 19. In den 1920er Jahren besaß er außerdem einen Sommersitz in Rissen (Villa Tannenhof). 1920 spendete Schindler 35.000 Reichsmark an die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung. Die Stiftung ließ die Namen der Spender an zwei Marmortafeln für die „Begründer und Hauptförderer der Hamburgischen Wissenschaftliche Stiftung“ im Eingangsbereich des Hauptgebäudes der Universität Hamburg verewigen.
Im Herbst 1931 wanderte Schindler mit seiner Frau und den beiden Söhnen nach Liechtenstein aus, wo sie 1932 die liechtensteinische Staatsbürgerschaft annahmen.
Die drei erwachsenen Kinder der Schindlers emigrierten in die USA bzw. ins Mandatsgebiet Palästina.
Julius Schindler war 1936 nach Paris gezogen. Nachdem seine Firmen in Deutschland 1938/1939 „arisiert“ worden waren, emigrierte er 1939 über Kanada in die USA.
„Bis etwa 1940 hat Julius Schindler zahlreiche Juden in Hamburg, Wien und Prag in deren prekären Verhältnissen, die ursächlich auf den Nationalsozialismus zurückzuführen waren, finanziell unterstützt. Dabei beriet ihn sein promovierter Hamburger Rechtsanwalt Walter Siemers, der jede Transaktion von Schindlers Sperrkonto bei der Warburg-Bank [siehe: Warburgstraße] bei den NS-Behörden beantragen, in einer den NS-Bestimmungen angepassten Weise begründen und genehmigen lassen musste,“ 7) heißt es in Wikipedia.
Während des zweiten Weltkrieges mussten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in den Hamburger Raffinerien arbeiten, so auch in der Firma Julius Schindler.
„Julius Schindlers jüngster Sohn Frederick Charles (Fritz) verwaltete nach dem Tod seines Vaters das seiner Ehefrau Ida bzw. der Familie hinterlassene Erbe. (…)
Julius und Irma Schindlers ältere Kinder Anni Kleeberg und Gustave Schindler stifteten 1961 ein fortwährendes Stipendium für den Fachbereich Chemical Engineering an der Technischen Universität Haifa. Das Stipendium trägt den Namen Julius and Irma Schindler Memorial Scholarship..“ 8)