Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Asserstieg

Jenfeld (1947): Tobias Michael Cord Asser (28.4.1838 Amsterdam -29.7.1913 Haag), Jurist, Staatsmann, Friedensnobelpreis


Vor 1947 hieß die Straße Kluckstraße, nach Alexander von Kluck, geb. 1846, Preußischer General (Motivgruppe: Namen aus dem Ersten Weltkrieg: Heer). (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Askaristieg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1947 bei Kluckstraße und wurde dann umbenannt in Asserstieg I(vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946, Ergebnisse der Umbenennung in amtliche Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946.)

Die Umbenennung - wie auch andere Umbenennungen - erfolgte auf Anweisung der britischen Militärregierung, denn „vor dem Hintergrund der veränderten politischen Landschaft gerieten die sogenannten ‚militärischen‘ Namen erstmals ins Blickfeld. Die Umbenennung dieser Namensgruppe wurde durch eine ausdrückliche Anweisung der Militärregierung veranlaßt und stellte die zweite Welle von politisch motivierten Umbenennungen der Nachkriegszeit dar. Im Jahre 1946 gab es nach einer Aufstellung des Bauamtes 145 Straßen, die nach ‚Militärpersonen, militärischen Ereignissen und militärischen Einrichtungen‘ benannt worden waren. Etwa 18 davon waren in der Zeit zwischen 1933 bis 1945 entstanden. (…). Der Senat erörterte dieses Thema in seiner Sitzung am 22. Januar 1946. Man betrachtete lediglich 37 Namen als nicht akzeptabel, darunter 28 Namen von Generälen und Admirälen und einigen militärischen Einrichtungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurden im Laufe der nächsten zwei Jahre umbenannt.“ (Siehe auch unter Kriegerdankweg und Paul-Bäumer-Brücke). (Bericht über Umbenennungen von Straßennamen in Hamburg seit 1918, März 1987, Staatsarchiv Hamburg, S. 16.)

Isidore Singer schreibt über Tobias Michael Cord Asser: „Sein Vater war Carel Daniel Asser (1813-85). Seine Mutter war eine Schwester des niederländischen Justizministers Godefroi.

Asser studierte Rechtswissenschaften am Athenæum in Amsterdam (…). 1860 promovierte er zum Doktor (…). Im selben Jahr ernannte ihn die Regierung zum Mitglied der internationalen Kommission, um über die Abschaffung der Mautgebühren am Rhein zu verhandeln. (…).

Im Mai 1862 wurde er an den Lehrstuhl für Rechtswissenschaft am Athenæum berufen (…) Um seine Tätigkeit als Anwalt einer Reihe von Handelsunternehmen beizubehalten, blieb er jedoch nur als außerordentlicher Professor der Abteilung für internationales und wirtschaftliches Recht tätig. (…).

1875 wurde er stellvertretender Staatssekretär und übte die Aufgaben des Amtes zusammen mit denen seiner Professur bis zum 5. Mai 1893 aus, als er zum Mitglied des Staatsrates ernannt wurde, dem höchsten Organ der niederländischen Verwaltung. Die hohe Einschätzung von Assers Autorität auf dem Gebiet des Völkerrechts wird durch die Tatsache bestätigt, dass er ständiger Vorsitzender des diplomatischen Kongresses für internationales Zivilrecht ist, der hauptsächlich durch seine Instrumentalität gegründet wurde.

Asser war 1899 Delegierter der Friedenskonferenz in Den Haag, als Folge des Appells von Zar Nikolaus II., (…).“ 1)

1911 „erhielt er zusammen mit Alfred Hermann Fried den Friedensnobelpreis für seine Leistungen bei der Einrichtung des Ständigen Schiedshofs.“ 2)

Der niederländische Jurist war seit 1864 verheiratet mit seiner Cousine Johanna Ernestine Asser (7.1.1839S-Gravenhage – 11.8.1917S-Gravenhage Süd-Holland). Das Paar hatte vier Kinder, die zwischen 1866 bis 1882 geboren wurden. Johanna Ernestine Asser litt an einer chronischen Erkrankung, die sowohl das Augenlicht als auch das Gehör beeinträchtigte. Tobias Asser gab ihr all seine Fürsorge, die der vielbeschäftigte Jurist erübrigen konnte.