Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Kalckreuthweg

Groß Flottbek (1950): Leopold Graf von Kalckreuth (15.5.1855 - 1.12.1928), Maler.


Siehe auch: Lichtwarkstraße

Früher hieß die Straße Großflottbekerweg und Bahrenfelder Straße. 1928 wurde die Verkehrsfläche umbenannt in Sievekingweg, nach „C. Sieveking, Geheimrat, Stellvertreter Bürgerworthalter in Altona von 1909 bis 1914“. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Kalckreuthweg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Sievekingweg. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über Kalckreuths Werdegang und Malstil: „K. wuchs in den Hof- und Künstlerkreisen Weimars auf, dessen Kunstschule sein Vater leitete (…).“ 1)

Auch Kalckreuths Mutter Anna Kalckreuth, geborene Cauer stammte aus dem Künstlermilieu, ihr Vater war der Bildhauer Emil Cauer gewesen.

„Als 8jähriger kam er in die strenge Erziehungsanstalt nach Keilhau. Seinen Wunsch, Maler zu werden, konnte er erst nach seiner Gymnasialzeit (in Wetzlar und Kassel) gegen den Vater durchsetzen. K. studierte 1875/76 in Weimar (bei Schauß und Struys) und nach einjährigem Militärdienst seit 1879 in München. K. Piloty lehnte ihn ab, G. Benczur wurde sein Lehrer im ‚Figurenfach‘, F. Lenbach [siehe: Lenbachstraße] vermittelte ihm jedoch die stärksten Anregungen. Innerhalb des geselligen Künstlerlebens, das ihm gefiel, war 1879 die Internationale Kunstausstellung in München für K. wie für viele junge Talente entscheidend. Damals begann die Auseinandersetzung mit dem französischen Impressionismus und den Realisten (Millet, Courbet, Menzel [siehe: Menzelstraße]). Die Kunst war bisher von den Residenzen und deren Akademien geprägt worden, und die Akademie-Direktoren herrschten, wie K. Piloty, uneingeschränkt über Lehrer und Schüler. Jetzt fingen die Künstler an, sich in ‚Richtungen‘ oder in Gruppen zusammenzufinden. Akademie und Historie wurden verachtet. Vom ‚Pleinair‘ herkommend, fühlte sich K. zwar als Impressionist, als Figurenmaler wird er jedoch Schilderer des Menschencharakters. Sein Vorbild ist J. F. Millet. Die Entwicklung, die er nimmt, läßt ihn als konservativ erscheinen. Die Ursache liegt in der Bindung an zwei verschiedene Lebenskreise: Unter den Adeligen ist er wie schon sein Vater der Künstler und unter den Künstlern ein Aristokrat. Bedingt durch den ländlichen Erfahrungsraum, entwickelt er die Thematik der Einzelfigur in der Landschaft. Schlesien, ihm durch seine Frau vertraut, vermittelt ihm die Motive des Landlebens (‚Sommer‘, 1890, Bremen, Kunsthalle) und die Bilder der Verlassenen, Alten und Verlorenen. Die starke Bindung an die Familie befähigt ihn, kindliches Verhalten zu schildern (die Tochter Anna: ‚Mucki mit dem Badetuch‘, Laren/Holland, Privatbesitz; sein Sohn Wolf kauernd, 1900, Hamburg, Kunsthalle).“ 2)

1885 wurde Kalckreuth Professor in Weimar. Im selben Jahr heiratete der 30Jährige die damals 21jährige Maria Cornelie Bertha Yorck von Wartenburg (2.7.1864 Potsdam – 25.2.1928 Seevetal). (Sie war verwandt mit Graf Ludwig York von Wartenberg, siehe: Yorkstraße.) Das Paar bekam zwischen 1887 bis 1898 fünf Kinder.
1890 zog Kalckreuth mit seiner Familie - zwei Kinder waren 1887 und 1890 geboren worden -, „auf einen Landsitz des Schwiegervaters im schlesischen Hoeckricht (…).“3)

Von 1895 bis 1899 unterrichtete Kalckreuth eine Meisterklasse an der Akademie in Karlsruhe. In dieser Zeit wurden zwei weitere Kinder (1893 und 1898) geboren.

Als Kalckreuth in Karlsruhe unterrichtete, war Alfred Lichtwark, der damalige Direktor der Hamburger Kunsthalle, an seinen Freund Kalckreuth herangetreten, um ihn dazu zu bewegen, Hafenbilder für die Sammlung der Hamburger Kunsthalle zu malen. „Die daraufhin entstandenen Bilder des Hamburger Hafenmilieus waren – neben seinen Portraits und Bildern des ländlichen Lebens – von großer Bedeutung für sein Oeuvre“, 4) heißt es in der Datenbank Hamburger Persönlichkeiten. Neben solchen Bildern schuf Kalckreuth auch Porträts von Hamburger Persönlichkeiten, darunter auch ein Bild von Lichtwarks Mutter und von Maria Zacharias, der Vorsitzenden der Gesellschaft hamburgischer Kunstfreunde. 5)

Von 1900 bis 1905 leitete Kalckreuth die Kunstschule in Stuttgart. „Als 1903 der deutsche Künstlerbund gegründet wurde, übernahm er das Amt des Präsidenten, das er bis zu seinem Tod unangefochten innehatte“6), schreibt Helmut R. Leppien in seiner Kurzbiografie über Kalckreuth.

1906 traf die Familie ein furchtbarer Schicksalsschlag. Der Sohn Wolf (1887–1906), Lyriker u. Übersetzer, hatte sich im Alter von 19 Jahren das Leben genommen. „Seit dieser Zeit stand K.s Frau, die diesen Verlust nie verwand, mit R. M. Rilke in lebhaftem Briefwechsel.“7)

„1907 ließ sich Karl von Kalckreuth, der Empfehlung Alfred Lichtwarks folgend, auf dem Gut Eddelsen in der Heide nahe Hamburg nieder. Bei dieser Entscheidung wurde er zudem vielfach von Alfred Lichtwark unterstützt“ 8)

Kalckreuth erhielt viele Auszeichnungen, so wurde er zum Beispiel Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät der Universität Berlin (1910) und 1919 Mitglied der preußischen Akademie der Künste zu Berlin. ,Außerdem erhielt er den Bayerischen Maximiliansorgen (1927) und er wurde vom Orden Pour le mérite für Wissenschaft und Kunst zum Mitglied berufen (1926).