Lenbachstraße
Groß Flottbek (1912): Franz von Lenbach, seit 1882 Ritter von Lenbach (13.12.1836 Schrobenhausen – 6.5.1904 München), Porträtmaler.
Siehe auch: Kalckreuthweg
Kurz zusammengefasst heißt es in Wikipedia über Lenbachs Bedeutung: „Bekannt wurde er durch seine Porträts. Unter den Dargestellten befinden sich Otto von Bismarck [siehe: Bismarckstraße], die beiden deutschen Kaiser Wilhelm I. [siehe: Kaiser-Wilhelm-Platz] und Wilhelm II., der österreichische Kaiser Franz Joseph, Papst Leo XIII. sowie eine große Anzahl prominenter Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kunst und Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts. Er selbst war in Deutschland und Österreich zu Lebzeiten einer der bekanntesten Künstler.
Wegen seiner herausragenden gesellschaftlichen Stellung und seines Lebensstils wird er in der Öffentlichkeit und auch von Kunsthistorikern als ‚Münchner Malerfürst‘ bezeichnet.“ 1)
Franz von Lenbach war der Sohn von Josepha Lenbach, geborene Herke und des Stadtmaurermeisters Franz Joseph Lenbach. Als Franz Lenbach acht Jahre alt war, starb seine Mutter und der Vater von damals noch 11 lebenden Kindern heiratete ein Jahr später erneut.
Franz Lenbach sollte in das Baugeschäft seines Vaters einsteigen, deshalb arbeitete er schon früh im väterlichen Betrieb mit und übernahm z. B. Bau- und Zeichenarbeiten. Später besuchte er eine Gewerbeschule und absolvierte eine Ausbildung bei einem Bildhauer.
Als Franz Lenbach 16 Jahre alt war, starb der Vater und Franz ältester Halbbruder übernahm das Unternehmen. Franz blieb im Betrieb und wurde Maurergeselle.
Damit war aber seine Ausbildung noch lange nicht beendet. Franz Lenbach besuchte ab 1852 die Königlich Bayerische Polytechnische Schule in Augsburg. Dort ließ er sich im Figurenzeichnen ausbilden und beendete den Unterricht 1853. In seiner Freizeit malte er in der Natur und machte auch schon Porträtstudien. Befreundet war er mit Johann Baptiste Hofner, der in Aresing lebte, wohin auch Lenbach zog.
Lenbach besuchte die Akademie der Bildenden Künste in München, dabei zog es ihn immer wieder nach Aresing, wo auch andere Kunststudenten malten. Die Aresinger Malschule wurde bekannt und Lenbach konnte bald von seiner Kunst finanziell leben. Besonders gut verkaufen ließen sich seine Schützenbilder, runde Bilder, die bei Schützenfesten an die Schießscheibe angebracht wurden.
Durch sein Studium bei Karl Theodor von Piloty konzentrierte sich Lenbach nun auf großformatige Bilder mit historischen und literarischen Themen, womit er finanziellen Erfolg hatte. Dadurch war er auch in die Lage versetzt, seine Familie zu unterstützen. Und so ließ er sich von seinen beiden Schwestern den Haushalt führen, wofür er sie geldlich entlohnte.
Nachdem Lenbach zwischenzeitlich durch Großherzog Carl Alexander eine Professur an dessen Großherzoglichen Kunstschule in Weimar bekommen hatte, ging er zwei Jahre später, 1862, zurück nach München, wo er sich dem Kopieren alter Meister zuwandte. Der Kunstsammler Adolf Friedrich von Schack stellt ihn hierfür ein und gab ihm für diese Tätigkeit ein gutes Jahresgehalt.
Schließlich konzentrierte sich Lenbach aufs Porträtmalen.
„Damit einher gingen sein Streben nach gesellschaftlichem Aufstieg und sein ausgeprägter Erwerbssinn. (…) Allmählich konnte er Fuß fassen; gewann Reputation und Aufträge. Der Durchbruch kam mit der internationalen Kunstausstellung von 1869 im Münchner Glaspalast, (…). Lenbach erhielt eine Goldmedaille.
Lenbachs Malweise kam den Bedürfnissen des aufstrebenden Großbürgertums entgegen. In den Boomjahren in Deutschland und Österreich um und vor allem nach 1870 entstanden enorme Vermögen; das Bürgertum strebte nach Reputation und nach Glanz, der mit dem des Adels wetteifern konnte, und gab große Summen für Kunstkäufe aus. Bilder von Lenbach, (…) die sowohl die Person als auch ihre Räumlichkeiten in nobles Licht setzten, waren für viele die bevorzugte Wahl,“ 2) heißt es in Wikipedia.
Lenbach wurde erfolgreich. Ihm wurde das Ritterkreuz verliehen und er wurde 1882 in den Adelsstand versetzt.
Eine Liebesbeziehung und/oder Kinder waren damals jedoch nicht in Sicht. Er soll wohl einmal unglücklich in die damals mit dem Diplomaten Karl Graf Dönhoff unglücklich verheiratete Pianistin Principessa Camporeale verliebt gewesen sein. Doch nach ihrer Scheidung wandte sie sich nicht Lenbach zu, sondern heiratete den späteren Reichskanzler Bernhard von Bülow (siehe: Bülowstraße).
Erst 1887, im Alter von 50 Jahren, heiratete Lenbach. Seine Auserwählte war die damals 23-jährige Magdalena (Madlon) Gräfin Moltke (1864-1957). Ein Jahr zuvor hatte Lenbach begonnen, eine Stadtvilla an der Ecke Luisenstraße/Brienner Straße in München erbauen zu lassen. Diese Villa erhielt die Ausmaße und die Ausstattung eines italienischen Palazzo – Lenbach hatte mehrere Jahre in Italien gewohnt.
Langsam begann der Stern Lenbachs am Kunsthimmel zu sinken. Paris wurde zum Mittelpunkt der Kunstszene und es bildete sich die Münchener Sezession sowie der Verein bildender Künstler Münchens. Lenbach dagegen übernahm 1893 „das Präsidium des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für rationelle Malverfahren im Münchner Glaspalast. Er gab dort vor Publikum Demonstrationen in Maltechnik und hielt Vorträge, in denen er sich abfällig über den niedrigen Stand der Kunstübung und des Kunstverständnisses und den ‚pietätlosen Dünkel‘ einer ‚dreisten Kunstjugend‘ äußerte.“ 3)
In dieser, für Lenbach schweren beruflichen Zeit wurde 1892 die Tochter Marion geboren. Vier Jahre zuvor hatte Lenbachs Ehefrau eine Totgeburt erlitten.
Aber nicht nur beruflich ging es nicht glatt, auch die Ehe scheiterte. Die Interessen der Ehepartner sollen zu verschieden gewesen sein.
Als die zweite Tochter geboren wurde, glaubte Lenbach, dass er nicht der Erzeuger dieses Kindes sei und vermutete als Vater des Kindes den Hausarzt Ernst Schwenninger. 1896 kam es zur Ehescheidung. Die eine Tochter blieb beim Vater, die andere bei der Mutter und diese heiratete später den Hausarzt.
Nun im Alter von 60 Jahren heiratete Lenbach gleich nach der Scheidung erneut, diesmal die damals 35-jährige Charlotte (Lolo) von Hornstein (1861-1941). „Tochter des Komponisten Robert von Hornstein. Lenbach hatte sie bereits in ihren Kindertagen als häufiger Gast in ihrem Elternhaus kennengelernt und sie später, als sie Malerei studierte, als Mentor und Korrektor unterstützt. Die zweite Ehe, diesmal von gemeinsamem Interesse für die Kunst und gegenseitiger Zuneigung getragen, verlief harmonisch. Seine zweite Ehefrau nahm aktiv am Schaffen ihres Mannes Anteil und unterstützte ihn bei den Arrangements für seine Porträtsitzungen und bei seiner Arbeit an seiner aus selbstgemalten Bildern bestehenden Galerie berühmter Zeitgenossen. 1899 wurde die Tochter Gabriele geboren.“ 4)
Im Alter begann Lenbach fast ausschließlich Frauen zu porträtieren, manchmal auch Aktbilder. In den Jahrzehnten zuvor hatte er sich meist auf Männer fokussiert. Auch Sammelbilder für Stollwerk Schokolade produzierte er um 1900.
Lenbach starb nach einem Schlaganfall im Alter von 67 Jahren.
Lenbach und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Lenbach war Gründungsmitglied des antisemitischen Alldeutschen Verbandes.“5) Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „Kontextualisierung, gegebenenfalls Umbenennung. “ 6)