Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Konsul-Renck-Straße

Harburg (1933): Georg Carl Renck (27.3.1846 Harburg - 27.1.1909 Harburg), Senator, Kommerzienrat, bedeutender Unternehmer Harburgs, Vizekonsul von Großbritannien und Portugal.


Siehe auch: Asbeckstraße
Siehe auch: Konsul-Ritter-Straße
Siehe auch: Thörlstraße

Von 1877 bis 1927 hieß diese Straße Kurze Straße und wurde 1927 umbenannt in Friedrich-Engels-Straße. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die Straße wieder umbenannt, dieses Mal in Konsul-Renck-Straße, denn die Nationalsozialisten wollten keine Straßen, die nach Sozialisten benannt waren. 1) Eine Rückbenennung in Friedrich-Engels-Straße erfolgte nicht, obwohl es in Hamburg nirgendwo eine Friedrich Engels Straße gibt.

Das Gleiche gilt für die Karl-Marx-Straße. Auch diese Straße wurde von den Nationalsozialisten umbenannt, und zwar in Schlageterstraße. Albert Leo Schlageter war Mitglied der NSDAP gewesen. „Während der französisch-belgischen Ruhrbesetzung war er militanter Aktivist und wurde wegen Spionage und mehrerer Sprengstoffanschläge von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. (…) Die NS-Propaganda machte aus ihm den ‚ersten Soldaten des Dritten Reiches‘ und begründete einen ‚Schlageter-Kult‘. Nach 1945 beschränken sich Ehrungen auf den rechten Rand des politischen Spektrums. (…).“ 2)

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Schlageterstraße nicht wieder rückbenannt in Karl-Marx-Straße, sondern umbenannt in Stresemannstraße.

Carl Renck war der Sohn von Sophie Caroline Renck, geborene Zimmermann und des Harburger Schiffbauers Hans Georg Lorenz Renck, der eine kleine Werft für Binnenschiffe betrieb.

Nach einer kaufmännischen Ausbildung war Renck bei der Schiffsmakler- und Speditionsfirma M. M. Matthée & Matthiessen & Cie angestellt. Über diese Firma wurden Heringe, Getreide und Ölsaaten umgeschlagen.
Die beiden leitenden Angestellten, der Schiffsmakler Carl Renck und der Speditionskaufmann Franz Hessenmüller, konzentrierten sich in erster Linie auf die Frachtgeschäfte für die „1863 gebaute Palmkern- und Kokosnußölfabrik Heins & Asbeck [siehe: Asbeckstraße] sowie 1867 für die Palmölfabrik Noblée & Thörl [siehe: Thörlstrtaße] (…).“3)

„Die direkte Verarbeitung von Palmkernen in Harburg führte zum Kollaps der afrikanischen Produktion und degradierte die AfrikanerInnen zu Lieferanten billiger Rohstoffe. Die unterworfenen ‚Stämme mussten laufend Strafarbeiter stellen, um die Entschädigungsansprüche der Firmen zu erfüllen; sie betrachten das als eine Art Sklaverei nach portugiesischem Muster.‘ (Gouverneur Puttkamer) 1904/05 kam es zu zahlreichen Aufständen in der Bevölkerung, bei denen auch die Faktoreien der Hamburg-Afrika-Gesellschaft in Flammen aufgingen. Zwei Jahre brauchte die ‚Schutztruppe', um die Rebellionen niederzuschlagen.“4)

Renck und Hessenmüller fuhren für die Firma große Gewinne ein, waren aber nicht am Gewinn beteiligt. Als sie dies bei der Geschäftsleitung einforderten, wurde dies Ansinnen abgelehnt. Daraufhin machten sich die beiden mit einer eigenen Firma selbstständig, gründeten 1873 die Firma Renck & Hessenmüller und übernahmen den von ihnen selbst geschaffenen Kundenstamm ihrer alten Firma.

In den folgenden Jahren kam noch der Handel mit Eisenbahnschwellen und Langhölzern hinzu.
Drei Jahre nach Firmengründung heiratete Carl Renck 1876 Johanne Marie Peters (1.7.1847 – 31.7.1919 Hamburg). In den nächsten vier Jahren wurden vier Kinder geboren (1877, 1878, 1879, 1880). 5)
1880 schied Hessenmüller aus der Firma aus, so verblieb Renck als alleiniger Inhaber. 1882 und 1884 wurden zwei weitere Kinder gebren.6) 1906 wurde Hermann Ritter (siehe: Konsul-Ritter-Straße) Teilhaber der Firma.

Als Außenhandelskaufmann, Schiffsmakler und Reeder gehörte Renck „zu den bedeutendsten Unternehmern Harburgs, der auch an anderen großen Unternehmungen beteiligt war,“7) schreiben Adealbert Holtz und Horst Homann.

So war er z. B. am Importgeschäft seines Schwiegervaters H. Peters G.m.b.H. beteiligt, übte den Vorsitz im Aufsichtsrat der Norddeutschen chemischen Fabrik sowie den Vorsitz des Aufsichtsrates der Firma J. Börstling A.G. Lüneburger Wachsbleiche aus. Er saß auch im Aufsichtsrat der Sprengstoffwerke Dr.R. Nahnsen in Harburg und Dömitz.8)

Darüber hinaus legte Carl Renck 1886 „in Harburg den ‚Grundstein‘ für einen Petroleumhafen (…), indem er sich nicht nur um Grundstücke zur Lagerung von Petroleum auf der Zitadelle bemühte, sondern gleichzeitig auch den Bau von zwei ‚stählernen‘ Tankdampfern in Auftrag gab.“9)

1897 war Carl Renck zum stellvertretenden Vorsitzenden der Handelskammer sowie zum britischen und portugiesischen Vizekonsul in Harburg ernannt.

1904 übernahm Renck, der Mitglied der national-liberalen Partei und der niedersächsischen konservativen Vereinigung war, das politische Amt eines Senators in Harburg. Damit verband er seine eigenen wirtschaftlichen Interessen, indem er sich besonders für den Bau des Harburger Seehafens einsetzte.