Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

August-Macke-Weg

Billstedt (1971): August Macke (3.1.1887 Meschede – 26.9.1914 Pethes-lès-Hurlus), Maler


Siehe auch: Franz-Marc-Straße (Künstlergruppe „Blauer Reiter“)
Siehe auch: Münterweg (Künstlergruppe „Blauer Reiter“)
Siehe auch: Kandinskyallee (Künstlergruppe „Blauer Reiter“)

August Macke war der Sohn von Florentine, geb. Adolph (1848-1922) und Friedrich August Macke (1845-1904), Tiefbauingenieur, der mit seinem Schwager ein Bauunternehmen führte. Das Paar bekam fünf Töchter (zwei von ihnen starben im Kleinkindalter) und den Sohn August, das Nesthäkchen. Die beiden älteren Schwestern (bei der Geburt ihres Bruders waren sie 12 und 14 Jahre alt) mussten sehr häufig auf den kleinen Bruder aufpassen.

Um das Familieneinkommen aufzubessern, betrieb Florentine Macke, als die Familie in Bonn wohnte, eine Pension. Vater Adolph konnte nicht gut mit Geld umgehen und seine Liebe galt mehr dem Zeichnen. „Es war jedoch die Mutter, die Talent und Kreativität des Sohnes förderte und immer wieder die Materialien bereitstellte, die er für seine künstlerischen Experimente brauchte.“ 1)

Ein Jahr vor dem Abitur brach er die Schule ab, um Künstler zu werden. August Mackes Stilrichtung war der Expressionismus; er gehörte zur Künstler*innengruppe „Der Blaue Reiter“. Die Themen seiner Malkunst: „sind neben Stillleben und Landschaften vor allem Bilder seiner Familie, seiner Frau und seiner Söhne, daneben widmet er sich auch karikaturhaften und humorvollen Darstellungen des Alltags“. 2)

Seinen ersten großen Auftrag erhielt er von seiner Schwester Auguste, die mit einem Gastwirt und Hotelier verheiratet war. Sie wurde August Mackes Förderin.

1903 lernte der damals 16-jährige August Macke in Bonn auf dem gemeinsamen Schulweg seine spätere Frau, die damals 15-jährige Elisabeth Gerhardt (11.5.1888 Bonn - 17.3.1978 Berlin) kennen. Sie war die Tochter des Bonner Fabrikanten Carl Gerhardt.

Thomas Kliemann schreibt im Bonner General Anzeiger in seinem Artikel „Ehefrau von August Macke: Vor 125 Jahren wurde Elisabeth Erdmann-Macke geboren“: „ Streng genommen dauerte es noch etwas mit der Romanze: Ein Jahr lang nimmt man einander wahr, ‚ohne dass wir etwas Näheres voneinander wussten‘, notiert Elisabeth später, die ‚von dem Tage unseres ersten Kennens‘ an aufschreibt, wie ihr Leben mit August verlief.

‚Es war, als seien wir Marionetten, und das Schicksal führe uns in zufällig scheinenden und doch so unvermeidlichem Spiel immer wieder zueinander‘, erinnert sich Elisabeth Gerhardt, (…).“3)

Im Ausstellungskatalog zu Mackes Werken, welche 2019 im Sauerland-Museum gezeigt wurden, heißt es über das Paar Elisabeth und August: „Eine Verbindung der beiden von Seiten der Familie Elisabeths war allerdings nicht erwünscht, sollte die reiche Fabrikantentochter doch eine ‚gute Partie‘ und nicht einen ‚brotlosen‘ Künstler ehelichen. Deshalb fanden die häufigen Treffen der beiden oft heimlich statt. Macke betrachtete Elisabeth schon bald als sein ‚zweites Ich‘. Sie war Gesprächspartnerin, enge Vertraute und später auch Geliebte; davon zeugen unzählige Briefe, die sie wechselten, wenn sie getrennt waren. ‚Du liebes Mädchen, glaube mir, ich habe mehr durch Dich gelernt, als Du durch mich. Es ist die Wahrheit, daß unsere Liebe eine wunderbare, ja eine einzige ist.‘ Als Elisabeth Gerhardt schwanger wurde, war das für ihre Familie ein großer Affront und führte kurzzeitig zu Verstimmungen im Verhältnis von August Macke und seiner zukünftigen Schwiegermutter. Einer Hochzeit wurde nun zugestimmt, die schließlich am 5. Oktober 1909 im Haus Gerhardt in Bonn gefeiert wurde. Um dem Gerede der Bonner Gesellschaft zu entgehen, zogen die Brautleute nach der Hochzeitsreise, die über Frankfurt und Bern nach Paris führte, an den Tegernsee. Dort wurde im April 1910 Walter Macke geboren. (…) Nach der Rückkehr nach Bonn lebte die kleine Familie in einem Haus auf dem Fabrikgelände der Firma Gerhardt. (…) In Bonn wurde im Januar 1913 der zweite Sohn, Wolfgang Macke, geboren. (…) Ohne die Unterstützung der Familie Gerhardt – aus dem väterlichen Erbe erhielt Elisabeth nach der Heirat einen monatlichen Unterhalt von 450 Mark – hätte August Macke sich nicht auf seine Kunst konzentrieren können, sondern den Lebensunterhalt auf andere Weise verdienen müssen.“ 4)

Elisabeth Macke wurde Mackes wichtigstes Modell - war sie doch ständig zugegen. Mehr als zweihundert Mal porträtierte er sie.

Knapp fünf Jahre nach der Hochzeit, so Thomas Kliemann: „(…) war die heitere, unbeschwerte Zeit der gemeinsamen Reisen und Eindrücke vorbei: Am 26. September 1914, wenige Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wird Macke bei Perthes-lès-Hurlus tödlich von einer Kugel getroffen. Er wird nur 27 Jahre alt.

Elisabeth Mackes Biografie zerfällt in zwei Hälften: die glückliche, reiche Zeit vor 1914 und die mitunter schweren Jahre danach. Elisabeth Macke stand als junge Witwe mit zwei Söhnen alleine da, hatte auch noch die Verantwortung für ein gerade in Mackes letzten Jahren immens angewachsenes Oeuvre. 1916 heiratete sie Augusts Freund Lothar Erdmann, der 1939 von den Nazis verhaftet wurde und nach Misshandlungen im KZ Sachsenhausen starb.

1927 war Elisabeths Sohn Walter 17-jährig nach einer Scharlachinfektion gestorben. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelang es ihr, Mackes Werke vor der drohenden Zerstörung zu retten.

Bis 1925 hatte Elisabeth Erdmann-Macke im Haus an der Bornheimer Straße gelebt, zog dann nach Berlin. 1948 kehrte sie zurück nach Bonn, richtete sich im Dachgeschoss des heutigen Macke Hauses eine kleine Wohnung ein. (…) Bis 1976 lebte sie im Macke Haus, [Das Haus in der heutigen Bornheimer Straße 96 hatte Elisabeths Mutter Sophie Gerhardt dem jungen Ehepaar 1910 als Wohnhaus zur Verfügung gestellt und im obersten Stockwerk ein Atelier nach den Wünschen Mackes einrichten lassen, R. B.] verbrachte ihre beiden letzten Lebensjahre bei ihren Kindern aus der Ehe mit Lothar Erdmann in Berlin. 1978 starb sie fast 90-jährig.

Ihre Verdienste um das Werk August Mackes sind unschätzbar, nicht nur, dass sie so weitsichtig war, sofort nach Kriegsausbruch das Oeuvre aus dem Haus in Berlin-Tempelhof auszulagern - 1943 wurde das Haus bei einem Bombardement weitgehend zerstört -, ist hier hervorzuheben, sondern auch, dass sie schon früh Kopien von Mackes Briefen anfertigen ließ. Fast alle Originale gingen nach dem Bombardement ‚bei den 'Aufräumarbeiten' durch die Hitler-Jugend verloren‘, wie sich Elisabeths Sohn Dietrich Erdmann erinnert.

Elisabeth Erdmann-Macke hat schon früh ihre Erinnerungen aufgeschrieben, verfasste Porträts über Menschen, die Macke begegnet waren, Ausstellungsberichte und Schilderungen über das kulturell und gesellschaftlich sehr interessante Zeitgeschehen insbesondere der Jahre 1909 bis 1914.

(…) Über ihre Motivation als Chronistin hat sie auch Auskunft gegeben. Es gehe ihr darum, ihren Söhnen, die zur Zeit von Mackes Tod Babys beziehungsweise Kleinkinder waren, ein Bild ihres Vaters zu bewahren‘ ".5)

Befreundet waren Elisabeth und August Macke mit dem Ehepaar Maria und Franz Mark (siehe Franz-Marc-Straße).

Set einigen Jahren wird in der Kunstwissenschaft auch das Verhältnis der Maler*innen des Expressionismus zum Kolonialismus diskutiert. So betrachtet der Kunsthistoriker Christoph Otterbeck in seinem Buch „Europa verlassen. Künstlerreisen am Beginn des 20. Jahrhunderts“ Köln 2006 die Bilder, die z. B. Künstler des Expressionismus auf ihren Reisen in außereuropäische Länder geschaffen haben. August Macke z. B. unternahm eine Reise nach Tunesien und schuf Bilder von diesem Land und den Menschen. Christoph Otterbeck kommt zu dem Schluss: „Die konkrete Erfahrung der Differenz, der Aufenthalt der reisenden Künstler in der ungewohnten Umgebung der fremden Länder, provozierte keine künstlerischen Innovationen, sondern begünstige die Rückversicherung an der neuzeitlich-europäischen Bildpraxis; zwar nicht im Sinne der Anwendung der akademisch-illusionistischen Malweise, wohl aber in der Beharrung auf dem europäischen Bildverständnis, das die Bilder als Zeugnis einer visuellen und emotionalen Erfahrung der Maler ansieht und dem Betrachter als Angebot für die Vorstellung anderer Orte und auch Zeiten dient.“6)

Marielle Herbst, die Rezensentin des Buches von Christoph Otterbeck erklärt: „Die Künstler haben die Mode des Exotismus für sich nutzbar gemacht, ohne über sich als Mitglieder zerstörerischer, mindestens aber einflussnehmender Kolonialmächte Rechenschaft abzulegen. So gut wie nie sind die Spuren der Europäer auf den Bildern zu finden, keine Neubauten, keine Touristenhotels, keine ‚weißen’ Gesichter. Stattdessen wird in die Tasten gehauen, die das Publikum zuhause kennt: ‚Auf den allermeisten Werken aber findet sich eines der Zeichen, die einen europäischen Betrachter an einen Ort im Orient denken lassen: Gewänder und Turbane, die kubische Architektur oder Kuppeln, Palmen oder Kamele.‘ Was sich wirklich in den Kolonien abspielte – davon kaum Spuren. Die Dargestellten sind nur als Gruppenzugehörige zu erkennen, selten ging es den Malern um das Individuum. Otterbeck: ‚Es handelt sich um eine Neuinszenierung von Stereotypen.‘ Nur ihre unbestritten neuen formalen Stilmittel, die beim breiten Publikum zunächst Verwirrung hervorriefen, hätten die Bilder davor bewahrt, ihnen sofort die Maske des üblichen Exotismus, des Kolonialismus herunterreißen zu können. Die Maler blendeten alle Eindrücke, die ihre Bilder stören würden aus. Das hatte auch Folgen auf ihre Kunst als Strömung. Die Avantgarde hätten sie nicht inspirieren können, sondern mussten sogleich in den Begriff ‚Klassische Moderne‘ gebettet werden. Erst nach ihnen, mit den zwanziger Jahren setzte eine Phase der kritischeren Betrachtung des Exotismus durch Künstler ein.“ 7)