Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Franz-Marc-Straße

Billstedt (1971): Franz Marc (8.2.1880 München – 4.3.1916 Braquis bei Verdun), Maler


Siehe auch: Münterweg
Siehe auch: Erna-Stahl-Ring
Siehe auch: August- Macke-Weg
Siehe auch: Kandinskyallee
Siehe auch: Gräpelweg

Franz Marc war der Sohn von Sophie Marc, geb. Maurice, die als Erzieherin in der Familie ihres späteren Ehemannes gearbeitet hatte, und des Landschafts- und Genremalers Wilhelm Marc.
Franz Marc studierte ab 1911 an der Münchener Kunstakademie. Als Franz Marc um 1899 Student des Münchener Professors für Indologie, Richard Simon, war, um bei ihm Privatunterricht in der altindischen Sprache zu erhalten, lernte er auch Simons Frau Annette, geb. von Eckardt (1871-1934) kennen und verliebte sich in die knapp neun Jahre Ältere. Zwischen ihm und der Malerin, Kopistin, Schriftstellerin und Kunst- und Antiquitätenkennerin entwickelte sich eine Liebesbeziehung. Annette Simon, die in dieser Zeit zwei Kinder gebar - das letzte Kind, eine Tochter, wurde 1903 geboren und zwei Jahre später liebevoll von Franz Marc portraitiert, kopierte Handschriften des europäischen Mittelalters, war bekannt als Nachschöpferin von Miniaturmalereien für Faksimilieausgaben, arbeitete als Porträtistin und war bekannt in den Schwabinger Antiquitätenhändlerkreisen, verkaufte selbst auch Antiquitäten. Sie verschaffte Franz Marc durch ihre guten Beziehungen zum Kunsthandel Geldaufträge, die er dringend benötigte. So bekam er durch sie u. a. Aufträge für Grafiken. Gemeinsam entwarfen sie 1903 Webmuster für den Plessmann’schen Handwebstuhl. 1904 mietete Annette auf ihre Kosten für Franz Marc ein Atelier ganz in der Nähe ihrer ehelichen Wohnung. Ende 1905 trennte sich das Liebespaar. Es blieb jedoch freundschaftlich miteinander verbunden.

Bereits im Februar 1905 hatte Franz Marc auf einem Schwabinger Künstlerfest die Kunststudentin Maria Franck (12.6.1887 Berlin – 25.1.1955 Ried) kennengelernt. Doch beide verloren sich zuerst einmal wieder aus den Augen, nachdem Maria nach Berlin zurückgekehrt war.

Als Franz Marc sich nach Kochel zurückgezogen hatte, um dort zu arbeiten, waren ihm Maria Franck und eine weitere Freundin, die Malerin, Illustratorin und Silhouetten-Künstlerin Marie Schnür (19.2.1869 Wegezin – 16.2.1934 Swinemünde), gefolgt. Die drei gingen auf Franz Marcs Wunsch hin ein Dreiecksverhältnis ein. Dabei soll Franz Marc sich stärker zu Marie Schnür hingezogen gefühlt haben.

1907 heiratete Franz Marc die elf Jahre ältere Marie Schnür, um ihr zu ermöglichen, ihren 1906 in Paris heimlich geborenen unehelichen Sohn aus der Beziehung mit Angelo Jank (andere Biografen sagen, der Vater des Sohnes war August Gallinger), zu sich nehmen zu können. Nach damaliger Rechtsauffassung durfte Marie Schnür ihren unehelichen Sohn nicht allein erziehen, sondern hätte ihn zu ihren Eltern geben müssen. Franz Marc bot ihr an, sie pro forma zu heiraten. In dieser Zeit war er schon mit Maria Franck liiert, die von dem Vorhaben in Kenntnis gesetzt wurde.

Einer anderen Interpretation zufolge soll sich Franz Marc damals "in eine ausweglose Lage hineinmanövriert [haben], weil er die beiden Frauen gleichzeitig liebt. Marie Schnür hat er die Ehe versprochen, Maria Franck will er nicht aus seiner Umarmung entlassen - und sie ihn erst recht nicht freigeben. Maria Franck habe, das schreibt sie in ihren Memoiren, zu jener Zeit viel geweint, (…).“1)
Die beiden Frauen erlangten eine Bedeutung durch die Liebesgeschichte mit Franz Marc, nicht durch das, was sie künstlerisch geleistet haben, was allerdings für Männer mindestens für eine lokale Bedeutung gereicht hätte.

Marie Schnür entstammte einer wohlhabenden Familie, die ein Gut in Mecklenburg-Vorpommern bewirtschaftete. Ihre zeichnerische Ausbildung erhielt sie in der Schule des Vereins der Berliner Künstlerinnen und später in München bei Ludwig Schmid-Reutte und Wilhelm Dürr d. J. Nach ihrer Ausbildung bestritt sie ihren Lebensunterhalt als Illustratorin für die illustrierte Zeitschrift Jugend (Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben). Sie unterrichtete auch an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins, wo sie die Klasse für Stilleben und Blumenbilder leitete. Hier lernte sie auch den elf Jahre jüngeren Franz Marc und Maria Franck kennen, die damals Schülerin an der Damenakademie war.

Nach einem Jahr Ehe wurde die Scheinehe wieder geschieden. Doch entgegen der vorher getroffenen Absprachen beschuldigte Marie Schnür ihren Exgatten des Ehebruchs mit Maria Franck. Aus diesem Grund durften Marc und Maria Franck nach damals geltendem Recht nicht heiraten. Auch ein 1911 von Marc beantragter Dispens für eine Eheschließung wurde verweigert. Das Paar bezeichnete sich fortan aber öffentlich als Ehepaar.

Nach ihrer Scheidung wurde Marie Schnür Mitglied eines Künstlerkreises um die Malerin und Illustratorin Marion Gräfin Kaulitz und entwarf Künstlerpuppen, die in einer Ausstellung im Kaufhaus Hermann Tietz gezeigt wurden. Marie Schnür kehrte zu ihren Eltern nach Swinemünde zurück, später zog sie nach Berlin. Über ihren weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

Maria Franck entstammte einer gutbürgerlichen Familie. Nach dem Besuch einer Höheren Mädchenschule in Berlin erhielt sie 1895 an der Berliner Königlichen Kunstschule eine Ausbildung zur Zeichenlehrerin. 1903 zog sie nach München und besuchte dort die Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins – ein Studium an der Kunstakademie war damals Frauen noch verwehrt. Maria Franck, die Franz Marc im Februar 1905 auf einem Schwabinger Künstlerfest kennengelernt hatte, begegnete ihm im Dezember 1905 erneut auf einem Künstlerfest. (Den Sommer und den Herbst 1905 hatte Maria Franck in Worpswede bei Otto Modersohn verbracht, wo sie bei ihm Zeichnen lernte.) Zwischen Franz Marc und Marie Schnür, die eine Lehrerin von Maria Franck war, hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon eine enge Freundschaft entwickelt. Nun kam noch die Liebe zu Maria Franck hinzu.

Fünf Jahre nach Marcs Scheidung von Marie Schnür durfte das Paar Maria Franck und Franz Marc endlich heiraten. Die Hochzeit fand am 3. Juni 1913 im München statt. Das Paar zog nach Ried bei Kochel am See.

Im Dezember 1912 hatte Franz Marc die Dichterin Else Lasker-Schüler (1869-1945) kennen gelernt. Es entwickelte sich zwischen ihnen eine enge Freundschaft.

Befreundet war das Paar Maria und Franz Marc mit dem Ehepaar August und Elisabeth Macke. In Gabriele Münters Haus in Murnau, dem sogenannten „Russenhaus“, war ein wichtiger Treffpunkt der Mitglieder der KünstlerInnengruppe der „Blaue Reiter“. Zu Besuch kamen Franz Marc, der in dem nahe gelegenen Sindelsdorf lebte, Alexej von Jawlensky, Marianne von Werefkin, August Macke und Arnold Schönberg, außerdem Sammler und Galeristen. In Münters Haus, in dem sie mit Wassily Kandinsky lebte, wurde im Oktober 1911 der Almanach “Der Blaue Reiter”, vorbereitet. An den Sitzungen nahmen neben Münter und Kandinsky auch die Ehepaare Franz und Maria Marc sowie August und Elisabeth Macke teil. „Endlich sind sie gefunden, die Genossen im Geiste, die Marcs künstlerischen Weg nicht nur teilen, sondern ihn vorzeichnen. Hier findet er die Befreiung der Farbe von der Natur, um die er noch ringt. Hier sieht er die Loslösung der Malerei von der Gegenständlichkeit, mit der er noch hadert.“ 2)

Als der Erste Weltkrieg begann, meldete sich Franz Marc freiwillig als Soldat und wurde am 4.3.1916 als Soldat getötet. Maria Marc übernahm die Nachlassverwaltung ihres verstorbenen Mannes, studierte 1922 am Bauhaus in Weimar Weberei und lebte zwischen 1929 und 1938 in Ascona in der Nähe der Künstlergemeinschaft des Monte Verità. 1939 zog Maria Marc zurück nach Ried und webte dort mit Johanna Schütz-Wolff (1896-1965), die sie am Bauhaus kennengelernt hatte. 3)