Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Leistikowstieg

Groß Flottbek (1950): Walter Leistikow (25.10.1865 Bromberg – 24.7.1908 Zehlendorf), Maler.


Siehe auch: Hebebrandbrücke

Diese Verkehrsfläche könnte auch nach Walter Leistikows Nichte Margarete (Grete) Leistikow (5.7.1893 Elbing- 9.10.1989 München) mitbenannt werden, die spätere Ehefrau des Architekten Walter Hebebrand, nach dem die Hebebrandstraße benannt ist. Grete Leistikow (siehe zu ihr unter: Hebebrandstraße) war ausgebildete Fotografin. Ab 1927 führte sie in Frankfurt am Main eine „Photographische Werkstatt“. Sie gehörte mit ihrem Bruder, dem Maler Hans Leistikow zu den aktivsten Avantgarde-Gestaltenden der 20er- und 30er-Jahre. Sie als Fotografin und später auch als Gestalterin der Zeitschrift „Das neue Frankfurt“.

Vor 1950 hieß die Straße Augustastraße, nach Kaiserin Augusta (1811-1890). Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Leistikowweg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Augustastraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg: 133-1 II, 38. Anlage 2. Große Umbenennung von 1938. Die neu vorgeschlagenen Straßennamen nach Stadtteilen geordnet unter Angabe der verwendeten Benennungsmotive)
Walter Leistikow war der Sohn von Bertha Cäcilie Leistikow, geborene Hoyer und des Apothekers Karl Leistikow und hatte noch acht Geschwister.

Im Alter von siebzehn Jahren ging er nach Berlin, um Künstler zu werden. Dazu und zu seinem weiteren künstlerischen Werdegang heißt es in der Neuen Deutschen Biographie: „(…) 1883 als ‚talentlos‘ von der Berliner Akademie abgelehnt, studierte L. 1883-87 in den Ateliers von Hermann Eschke und Hans Gude in Berlin. 1890-93 übte er an der Berliner Kunstschule ein Lehramt aus. Als Mittelpunkt eines Freundeskreises junger Literaten (Max Halbe, Otto Erich Hartleben, Gerhart Hauptmann [siehe: Gerhart-Hauptmann-Platz], Arno Holz, Hugo v. Tschudi, Samuel Fischer) wurde er zu eigenem literarischem Schaffen angeregt, veröffentlichte 1896 den Roman ‚Auf der Schwelle‘ und nahm seit 1892 in zahlreichen Artikeln oft auch polemisch zu Fragen der zeitgenössischen Kunst und Kunstpolitik Stellung (einige Male unter dem Pseudonym ‚Walter Selber‘), wobei er für eine moderne, von jeder offiziellen Gängelung befreite, international offene Kunst eintrat. In diesem Geist gründete er 1892 unter anderen mit Max Liebermann [siehe: Liebermannstraße] die gegen die Kunstpolitik des Vereins Berliner Künstler gerichtete ‚Vereinigung der XI‘.“ 1)

1894 heiratete der damals 29-Jährige die damals 31jährige dänische Kaufmannstochter Anna Catharina Mohr (1863-1950). Das Paar bekam zwei Kinder, geboren 1896 und 1903.

Leistikow, der sich zeitweise dem Symbolismus zuwandte und sich mit Freilichtmalerei beschäftigte, entwarf auch Möbel, Stoffe, Teppiche, Tapeten, Glasfenster, in denen nordische Landschafts- und Tiermotive zum Ausdruck kamen. Um 1902 schuf er zudem die Motive für Sammelbilder der Schokoladenfabrik Stollwerck.

In der Neuen Deutschen Biographie heißt es ferner über die Werke Leistikows: „In monumentalen Naturschilderungen von suggestiver Stille, in denen er die herbe Schönheit der Mark. Wälder und Seen einfing, fand er seinen endgültigen persönlichen Stil. 1898 wurde L.s große ‚Abendlandschaft am Grunewaldsee‘ (Berlin-West, Nat.gal.) bei der Großen Kunstausstellung ausjuriert, was letztlich den Anstoß zur Gründung der Berliner Secession (1899) gab, deren Präsident zwar Max Liebermann, deren Initiator, Organisator und geistiger Mittelpunkt aber L. gewesen ist. Auf den Ausstellungen der Secession wurden vor allem auf sein Betreiben zum ersten Mal Werke von den bis dahin in Berlin und ganz Deutschland weitgehend unbekannten Malern der franz. Moderne gezeigt. Berlin wurde damit zum Zentrum fortschrittlicher künstlerischer Bestrebungen in Deutschland. L.s letzte initiatorische und organisatorische Leistung war 1904 die Gründung des deutschen Künstlerbundes in Weimar.“ 2)

„Walter Leistikow erschoss sich am 24. Juli 1908 während eines Aufenthalts im Kurhaus Hubertus in Berlin-Schlachtensee. Er war langjährig an Syphilis erkrankt.“ 3)