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nach Personen benannt

Mariusweg

Jenfeld (1966): Simon Marius (Mair) (10.1.1573 Gunzenhausen – 26.12.1624/5.1.1625 Ansbach), Astronom, Entdecker des Andromedanebels, entdeckte auch die vier Jupitermonde, die Venusphase und die Sonnenflecken.


Siehe auch: Tycho-Brahe-Weg
Siehe auch: Galileiweg

Simon Marius war der Sohn des Büttners und Bürgermeisters Reichart Mayr. Der Geburtsname der Mutter, die mit Vornamen Elisabetha hieß, ist uns heute nicht bekannt.

In der Neuen Deutschen Biographie schreibt Menso Folkerts über den Werdegang von Simon Marius: „Schon früh wurde der Landesherr, Mgf. Georg Friedrich von Ansbach-Brandenburg, auf M. aufmerksam. Er veranlaßte, daß M. 1586 in die fürstliche Akademie zu Heilsbronn aufgenommen wurde, wo er bis 1601 blieb und vor allem mathematische Kenntnisse erwarb. M. versuchte vergeblich, ein Stipendium zum Besuch der Königsberger Universität zu bekommen. Wohl zur Entschädigung erhielt er 1601 die Möglichkeit, den Astronomen Tycho Brahe [siehe: Tycho-Brahe-Weg] in Prag zu besuchen, der bereit war, ihn bei sich zu beschäftigen. Wahrscheinlich traf M. aber nicht mit Brahe zusammen, sondern mit dessen Kollegen David Fabricius. 1602-05 studierte M. Medizin in Padua, (…). Hier lernte er auch Galilei [siehe: Galileiweg] kennen. Im Prioritätsstreit zwischen B. Capra und Galilei um die Erfindung des Proportionalzirkels stand M. auf Capras Seite; später behauptete Galilei im ‚Saggiatore‘, M. habe in Padua seine Schrift ins Lateinische übersetzen und durch Capra drucken lassen. Noch in Padua beobachtete M. die Nova von 1604. 1605 kehrte er in die Heimat zurück und wohnte seit 1606 in Ansbach, wo er als Hofastronom der Markgrafen Christian und Joachim Ernst tätig war.“1)

Nun mit einem festen Gehalt ausgestattet, heiratete Simon Marius 1606 Felicitas Lauer (getauft 1590), die Tochter seines Nürnberger Verlegers Johann Lauer, bei dem Martius‘ Kalender und Vorhersagen erschienen. Das Paar bekam fünf Söhne und fünf Töchter, so die Auskunft in der Neuen Deutschen Biographie. Auf der Website der Simon Marius-Gesellschaft heißt es, dass das Paar mindestens sieben Kinder bekam, 5 Töchter, zwei Söhne. 2)

Unterschiedliche Angaben gibt es in der Literatur auch bezüglich des von Simon Marius benutzten Fernrohrs. In der Neuen Deutschen Biographie heißt es dazu: „Nach M.s eigenen Angaben erfuhr er durch den Bericht eines Besuchers der Frankfurter Messe 1608 von der holländ. Erfindung des Fernrohrs; daraufhin habe er selbst mit Gläsern, die er aus Nürnberg bezog, ein Fernrohr gebaut.“ 3)

In Wikipedia steht dagegen: „Nach vergeblichen Versuchen, selbst ein brauchbares Fernrohr zu bauen, (…), erhielt Marius 1609 ein Exemplar des gerade in Flandern neu entwickelten Instruments (…).“. 4)

Wie dem auch sei, mit diesem Fernrohr entdeckte er 1610 die vier großen Monde des Jupiters, und zwar am 29.12.1609 drei und am 12.1.1610 den vierten Mond. Darüber kam es zu einem Streit zwischen ihm und Galilei. Letzterer gab an, diese Monde am 7.1.1610 erstmals gesehen zu haben. „M. wurde von Galilei des Plagiats bezichtigt.“ 5) Später kam die Forschung zu dem Ergebnis, dass Simon Marius „unabhängig von Galilei die Jupitermonde entdeckt und aus seinen und Galileis Beobachtungen ihre Bahnbewegung berechnet haben könnte. 6)

Heike Westram fasst diesen Disput für den BR wie folgt zusammen: „(…) Simon Marius, (…), hatte bei mehreren seiner Entdeckungen das Pech des ewig Zweiten. Bei den Jupitermonden lief ihm ausgerechnet der berühmte italienische Astronom Galileo Galilei den Rang ab, der seinerseits am 7. Januar 1610 die Entdeckung der vier hellsten Jupitermonde verzeichnete – und auch gleich publizierte.

Heutige Forscherinnen und Forscher kennen den Kummer der ‚Leider doch nicht ersten‘-Publikation zu einer Studie: Pierre Leich, Leiter der Simon Marius Gesellschaft, meint, das sei dann leider in der Wissenschaft wie im Sport: ‚Alle werden vergessen ab Platz zwei.‘

Simon Marius veröffentlichte seine Entdeckung der Monde des Jupiters nämlich erst im Jahr 1614 in seinem Werk Mundus Iovialis (‚Die Welt des Jupiters‘). Da war sein italienischer Konkurrent geschickter: Galilei berichtete gleich noch im März 1610 von seiner Entdeckung, die er - seinen Geldgebern zu Ehren - die Mediceischen Planeten nannte und die heute als Galieische Monde bezeichnet werden: Kallisto, Ganymed, Europa und Io. (…)

[Simon Marius] wurde von Galilei auch noch als Plagiator beschimpft. Der ließ 1623 in seiner Schrift Il Saggiatore kein gutes Haar an seinem fränkischen Kollegen: ‚Ich will nicht länger schweigen über jenen üblen Profiteur, der bereits viele Jahre zuvor meine Erfindung des geometrischen Kompass als seine eigene ausgegeben hat [in Wahrheit ein Schüler von Marius], und mir jetzt mit unverschämter Dreistigkeit erneut eine Entdeckung streitig macht. Ich spreche von Simon Marius aus Gunzenhausen. Dieser Kerl, der es offensichtlich gewohnt war, sich mit der Arbeit anderer zu schmücken, schämte sich nicht, meine 'Botschaft von den neuen Sternen' zu missbrauchen, um seinen eigenen Ruhm durch meine Arbeit und meine Mühen zu vermehren. Behauptet er doch tollkühn, in seinem Werk 'Mundus Jovialis', er habe die Mediceischen Planeten, welche den Jupiter umkreisen, vor mir entdeckt ... Ich sage, er hat höchstwahrscheinlich überhaupt nichts beobachtet!‘ Galileo Galilei

Das war ein vernichtender Schlag gegen Marius, der fast drei Jahrhunderte lang Wirkung zeigte. Angeblich findet sich immer noch in manchen Büchern die Behauptung, dass Marius von Galilei nur abgeschrieben habe. Doch das ist längst widerlegt.“ 7)

Über die Entdeckung der vier Monde heißt es auf Wikipedia, dass sie „eine gewaltige Sensation [waren], weil diese sich um ein eigenes Zentralgestirn drehen und damit wie ein Sonnensystem im Kleinen aussehen; außerdem erkannte Marius, dass sich das Jupitersystem nicht um die Erde, sondern um die Sonne bewegt. Die Entdeckung ebnete letztlich den Weg für das heliozentrische Weltbild (…).“ 8)

Darüber hinaus beobachtete der vielfache Vater: „auch die Novae von 1600 und 1604, die Kometen von 1596 und 1618, die Sonnenflecken (1611–19) und die Venusphasen (1611/12). Am 15.12.1612 entdeckte er den Andromedanebel. Seine Ortsbestimmungen am Himmel und auf der Erde gehören zu den besten Beobachtungen seiner Zeit; führend war er bei der Berechnung der Bahnkurven der Jupitermonde.“ 9)