Melanchthonstraße
Stellingen (1928): Philipp Melanchthon (16.2.1497 Bretten/Pfalz – 19.4.1560 Wittenberg), Theologe, Reformator.
Siehe auch: Bugenhagenstraße
Siehe auch: Luthergrund
Siehe auch: Johann-Wenth-Straße
In Wikipedia heißt es zusammenfassend über die Bedeutung Melanchthons u. a.: „Neben Martin Luther [siehe: Luthergrund] der wichtigste kirchenpolitische Akteur und theologische Autor der Wittenberger Reformation.
Von Johannes Reuchlin empfohlen, erhielt der junge Tübinger Humanist 1518 den Lehrstuhl für Altgriechisch an der Universität Wittenberg. (…).
Melanchthon begleitete Luther 1519 zur Leipziger Disputation und profilierte sich danach als dessen Parteigänger. Mit den Loci communes legte er 1521 eine evangelische Dogmatik vor. Da Luther als Geächteter in seinen Reisemöglichkeiten eingeschränkt war, vertrat Melanchthon die Wittenberger Positionen bei Reichstagen und Religionsgesprächen. Mit der Confessio Augustana und der zugehörigen Apologie verfasste er 1530/31 zwei bis heute maßgebliche Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. (…)
Obwohl Melanchthon seit 1560 als Praeceptor Germaniae (‚Lehrer Deutschlands‘) bezeichnet wurde, gingen von seinem Werk auch europaweite Wirkungen aus: (…).
Lange galt Melanchthon vor allem als Mitarbeiter Luthers. Die neuere Forschung nimmt stärker die Eigenständigkeit seines Denkens wahr. Als Bildungsreformer trug Melanchthon zur Etablierung der heutigen Naturwissenschaften an den Universitäten bei. Er sah den Fortschritt stets in der Erschließung antiker Quellentexte. (…).“ 1)
Philipp Melanchthon war der Sohn von Barbara Schwartzerdt, geb. Reuter und des Waffenschmieds Georg Schwartzerdt.
Als Philipp Schwartzerdt elf Jahre alt war, starb sein Vater. Mit seinem jüngeren Bruder Georg kam er nach Pforzheim zu einer entfernten Verwandten, wo er die Lateinschule besuchte und weil er hoch begabt war, auch Griechischunterricht erhielt. Johannes Reuchlin schenkte ihm ein Exemplar der griechischen Grammatik und schrieb als Widmung auf Latein: „‘Diese griechische Grammatik hat zum Geschenk gemacht Johannes Reuchlin aus Pforzheim, Doktor der Rechte, dem Philipp Melanchthon aus Bretten, im Jahr 1509 an den Iden des März.‘ Damit verlieh Reuchlin am 15. März 1509 Philipp Schwartzerdt den Humanistennamen Melanchthon, eine Gräzisierung seines Nachnamens.“2)
Melanchton war unter den Wittenberger Reformatoren der einzige, der keine Priesterweihe empfangen hatte und deshalb auch vom Zölibat ausgenommen war. Deshalb heiratete er auch als Erster, wobei allerdings der Anstoß dazu von Luther kam, denn er meinte, Melanchton wäre durch Arbeit überarbeitet und brauche u. a. deshalb eine Ehefrau, die ihm ein angenehmes Heim bereite. Luther ging auf Brautschau und arrangierte schließlich die Ehe zwischen Melanchthon und der Wittenbergischen Bürgermeistertochter Katharina Krapp (1497-1557). Die Hochzeit fand 1520 statt. Zuvor war Melanchton 1518 Professor für Griechisch in Wittenberg geworden.
Trotz eines guten Salärs, das Melanchton als Professor erhielt, kam kein Wohlstand auf, denn es versammelten sich viele Studenten von Melanthon und Universitätsangehörige am Esstisch im Privathaus.
Das Paar bekam vier Kinder (geboren: 1522, 1525, 1527, 1531). Die ersten drei Geburten brachten Katharina Melanchthon in Lebensgefahr.
Melanchton beteiligte sich stark an der Kindererziehung. Religiöse Literatur, aber auch griechische und lateinische Klassiker waren Bestandteil der Bildung der Kinder.
„Die älteste Tochter Anna erhielt eine besonders gute Erziehung. Mit 14 Jahren heiratete sie Melanchthons einstigen Schüler Georg Sabinus, einen Altphilologen und Juristen, später Gründungsrektor der Universität Königsberg. Die Ehe währte zehn Jahre und war ausgesprochen unglücklich, woran Melanchthon sich eine Mitverantwortung gab. Als Anna Sabinus mit 24 Jahren bei ihrer sechsten Geburt starb, waren die Eltern tief getroffen, übernahmen dann aber Verantwortung für Annas Kinder, von denen die Tochter Katharina (* 1538) ab 1544 dauerhaft bei ihnen in Wittenberg lebte.
Der Sohn Philipp ging 18-jährig eine heimliche Verlobung ein, die aber auf Druck seiner Eltern aufgelöst wurde. Die jüngste Tochter Magdalena heiratete 1550 den Mathematiker und Mediziner Caspar Peucer; die Familie Peucer bewohnte das zum Melanchthonhaus gehörige Hinterhaus, so dass ein enger Kontakt zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn bestand,“3) heißt es in Wikipedia.
Katharina Melanchthon litt an einer Lebererkrankung und war bis zu ihrem Tod immer wieder durch Krankheit stark beeinträchtigt. Als sie am 11. Oktober 1557 im Alter von 60 Jahren verstarb, befand sich Melanchthon zu Religionsgesprächen in Worms. Zehn Wochen nachdem er die Todesnachricht erhalten hatte, besuchte er erstmals das Grab seiner Frau.
„Zweieinhalb Jahre lebte er als Witwer, versorgt von der Familie Peucer, und erlebte noch die Heiraten der beiden ältesten Töchter von Anna Sabinus.“4)
Melanchthon und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Melanchthon setzte sich für die Verbesserung der Lage von Juden ein, teilte aber antijüdische Ressentiments.“ 5) Sassmannshausen gibt als Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Recherche, gegebenenfalls Kontextualisierung.“ 6)