Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Millöckerweg

Rahlstedt (1950): Karl Millöcker (29.4.1842 Wien – 31.12.1899 Baden bei Wien), Operettenkomponist.


Siehe auch: Von-Suppé-Straße
Siehe auch: Anzengruberstraße

Früher hieß die Straße Schubertstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Carl Millöcker war der Sohn von Maria Millöcker, geborene Laber und des Goldarbeiters Carl Franz Millöcker. Christa Harten schreibt in der Neuen Deutschen Biographie über den Werdegang von Carl Millöcker: „M. sollte zunächst auf Wunsch seines Vaters Goldschmied werden, hielt sich aber hierzu für nicht geeignet und wandte sich der Musik zu. 1855-58 studierte er Flöte bei F. J. Zierer am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, anschließend Musiktheorie bei J. Laimegger; das Klavierspielen brachte er sich selbst bei. Mit 16 Jahren wurde er auf Empfehlung von F. v. Suppé [siehe: von-Suppé-Straße] als Flötist im Orchester des Theaters in der Josefstadt in Wien aufgenommen. Suppé, sein Freund und Gönner, erteilte ihm auch Kompositionsunterricht und ermöglichte 1864 ein Engagement als Kapellmeister am Thalia-Theater in Graz. Hier hatten 1865 seine ersten Bühnenwerke, die Operetten-Einakter ‚Der tote Gast‘ und ‚Die lustigen Binder‘, Premiere.“1)

Im Juli 1865 heiratete Millöcker in Graz die Koloratursängerin Karoline Kling (1844–1874). Im April 1886 wurde ein Kind tot geboren. 2) Im selben Jahr folgte die Trennung. In diesem Jahr „dirigierte er einige Monate am Theater an der Wien, mußte es aber wegen ‚Unverwendbarkeit‘ verlassen und war anschließend bis 1868 als Kapellmeister am Wiener Harmonie- Theater (später Orpheum) engagiert, wo 1867 sein dritter Operetten-Einakter, ‚Diana‘, uraufgeführt wurde. An diesem Theater traf er auch mit dem Schriftsteller und Schauspieler L. Anzengruber [siehe: Anzengruberstraße] zusammen, mit dem er Possen, Burlesken, kurze Operetten und Vaudevilles schrieb. 1868-69 war M. Dirigent und Komponist am Deutschen Theater in Budapest. Hier entstand seine erste abendfüllende Operette: ‚Die Fraueninsel‘. 1869, nach der Schließung des Theaters, kam er als Kapellmeister ans Theater an der Wien zurück und schrieb in den Folgejahren zunächst Musik zu Possen und anderen Volksstücken wie ‚Drei Paar Schuhe‘ (1871). 1873-76 war M. Herausgeber des Monatsmagazins ‚Musikalische Presse‘, das Klaviermusik, kleine Aufsätze und Feuilletons enthielt.

M.s erste Operettenerfolge waren u. a. ‚Das verwunschene Schloß‘ (1878) und ‚Apajune der Wassermann‘ (1880), ehe ihm mit dem ‚Bettelstudent‘ (1882) ein unsterbliches Meisterwerk gelang und ein Welterfolg beschieden war, der ihm ein Leben als freischaffender Künstler ermöglichte.“3)

Im „Bettelstudent“ wird zum Beispiel in dem Lied „Ich knüpfe manche zarte Bande“ das Klischee der schönen Frauen besungen, in diesem Fall der polnischen Frauen und die Frauen damit auf ihre Schönheit reduziert.
In dem Lied „Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“ wird ein Mann beschrieben, der einer Frau auf die Schulter geküsst hat, woraufhin sie empört reagierte. Was der Mann so gar nicht verstehen kann, denn er hat sie doch nur … Der Mann fühlt sich gedemütigt und ungerecht behandelt und deshalb fühlt er sich auch im Recht, ihr zu drohen: „Und ich schwörs bei dieser Nase, Sie bekommt noch ihren Lohn!“. Das Lied endet mit der wiederholten Beteuerung seiner vermeintlichen Unschuld, denn schließlich sei doch nichts dabei, wenn er sie nur auf die Schulter küsst. Fazit des Liedes: Die Frau ist schuld, sie hätte diesen Übergriff, der von männlicher Seite nicht als Übergriff gesehen wird, akzeptieren müssen. Indem sie den sexuellen Übergriff aber mit einer Ohrfeige quittierte, habe sie überreagiert und den Stolz des Mannes verletzt- und so müsse sie eben die Drohungen und entsprechenden Konsequenzen hinnehmen.

Mit 41 Jahren beendete Millöcker seine Kapellmeistertätigkeit. „1884 gelangte die Räuberoperette ‚Gasparone‘ zur Uraufführung und wurde, dank des Melodienreichtums und des originellen Librettos, vom Wiener Publikum mit gleichem Enthusiasmus wie der ‚Bettelstudent‘ aufgenommen. Bei den nachfolgenden Kompositionen machte sich jedoch ein Nachlassen der schöpferischen Kräfte bemerkbar, seine drei letzten aufgeführten Operetten fanden beim Publikum so wenig Anklang, daß M. seine Alterswerke aus Enttäuschung und Ärger nicht mehr der Öffentlichkeit präsentierte.“ 4)

Anfang Januar 1892 erlitt Millöcker einen leichten Schlaganfall. „Von 1891 bis 1899 verbrachte er mit seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau, Caroline Hofschneider († 7. Dezember 1901 in Liesing), sowie ‚Köchin und Stubenmädchen‘ die Monate Mai bis spätestens Oktober in Baden bei Wien in einem ehemaligen, nahe der Weilburg in der Albrechtsgasse 6 gelegenen ‚Hauerhäuschen‘, (…) Nach dem im September 1899 gefassten Beschluss, nicht nach Wien zurückzukehren, bezog Millöcker ‚eine für den Winteraufenthalt geeignetere, dem Bahnhof näher gelegene Wohnung“ am Bahnhofplatz Nr. 8 (…). Am 29. Dezember 1899 erlitt Millöcker einen ihn halb lähmenden Schlaganfall, an dessen Folgen er gegen 2:30 Uhr am 31. Dezember 1899 verstarb.“ 5)