Moojerstraße
Wandsbek (1950): nach der Familie Moojer, Kattunfabrikanten in Wandsbek
Siehe auch: Alardusstraße
Siehe auch: Lengerckestieg und Lengerckestraße
Siehe auch: Schimmelmannstraße
Vor 1950 hieß die Straße Bleicherstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Moojerstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Bleicherstraße. vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Große wirtschaftliche Bedeutung erlangte Wandsbek im 18. Jahrhundert durch die Ansiedlung von Kattundruckereien. „Kattun, Gewehre und Schnaps waren die Hauptfrachtgüter auf den Schiffen nach Afrika. Da Schimmelmann [siehe: Schimmelmannstraße] bei diesem Handel wesentlich beteiligt war, förderte er in großzügister Weise die Ansiedlung des Kattundrucks in seinem Gutsdorf. Das trug in entscheidendem Maße zum Verschwinden des letzten Bauernlandes bei, weil der Bedarf an Flächen zum Bleichen und Trocknen sehr groß war.
Bereits ein Jahr nach dem Erwerb Wandsbeks überließ er zu günstigen Bedingungen dem Hamburger Fabrikanten Joh. Chr. Pichel, einem der größten Kattunimporteure, ein bis dahin als Wäschebleiche genutztes Landstück zwischen Markt und Wandse westlich der Wendemuthstraße. (…) Der Betrieb florierte und ging als die erste Wandsbeker Kattundruckerei 1785 an Pichels Geschäftspartner Johannes Moojer über,“ 1) schreibt Georg-Wilhelm Röpke.
Das Geschäft mit dem Kattundruck florierte, aber auf wessen Kosten!? Der Kattun (Baumwolle) wurde von versklavten Menschen auf Plantagen Westindiens angebaut und geerntet. Sie mussten unter den schwersten Arbeitsbindungen arbeiten. Siehe unter: Schimmelmannstraße und siehe unter: Lengerckestieg.
Die Kattundruckereien bekamen von den Kattunhändlern den unbemalten Kattun geliefert, welcher aus Sachsen, Schlesien und 1728/28 aus London importiert wurde. Die Bearbeitung erfolgte nach dem vorgeschriebenen Mustern, welche der Kaufmann vorgab.
Die Arbeit der Frauen und Mädchen bezog sich hauptsächlich auf das Auftragen der Farben auf die Stoffe. Neben dieser Tätigkeit der Frauen und Mädchen als Schilderinnen und Schildermädchen, arbeiteten Frauen auch als Aufseherinnen über die Schildermädchen in den Kattundruckereien.
Ein Großteil der Schildermädchen in Hamburg, die älter als zehn Jahre sein mussten, war bei der Schuldeputation gemeldet und wurde von dieser zu den Kattundruckereien geschickt, wenn diese bei der Schuldeputation um Schildermädchen anfragten. Die Bezahlung war sehr gering. Siehe mehr zu den Arbeitsbedingungen unter Lengerckestieg.
Der bedruckte Kattunstoff wurde von Hamburg aus auch nach Afrika exportiert und dort verkauft. Dazu schreibt Hanni Jokinen: „Schimmelmann gelang, ‚die Baumwollstoffe mit hohem Gewinn ... nach Afrika [zu] verkaufen‘. Der ‚Gewinn‘, der hier gemeint ist, waren im Klartext Menschen. Schimmelmann verschiffte bunt bedruckte Baumwolle ('Negertuch' genannt), um diesen in Afrika gegen Verschleppte zu tauschen.“ 2)