Barnerstraße
Ottensen (1893): Hans Barner (um 1504 – 3.10.1569 Viort bei Poitier), Drost in Pinneberg von 1533-1568)
Siehe auch: Cäcilienstraße
1534 wurde Hans Barner mit vier weiteren Männern zu Schauenburgischen Räthen ernannt. Sie hatten die Aufgabe, bei Abwesenheit des Grafen Adolf, dessen Land zu regieren.
Anke Rannecker vom Stadtarchiv Wedel schreibt über die damaligen Besitzverhältnisse: „Entstanden ist die Grafschaft Holstein-Schauenburg-Pinneberg durch Landesteilungen der Holstein-Schauenburger Grafen etwa zwischen dem Ende des 13. und dem Ende des 14. Jahrhunderts. Nach der Ablösung vom übrigen Holstein wurde sie ab 1390 unter der Schauenburger Linie in Personalunion mit der Stammgrafschaft Schaumburg an der Weser vereinigt. Die Landesherren hatten ihren Regierungssitz in Schaumburg. Für die zentrale Verwaltung der Grafschaft Schauenburg war ein Kanzler eingesetzt. Für die regionale Verwaltung in Holstein gab es ab Beginn des 16. Jahrhunderts in der Grafschaft Holstein-Pinneberg einen Drosten als obersten Beamten. Dem Drosten unterstanden je ein Amtmann in Pinneberg, in Hatzburg und in Barmstedt.
Das schauenburgische Haus starb 1640 im Mannesstamm aus. Dadurch fiel die Grafschaft in einem Teilungsrezess an die beiden Landesherren in Holstein: König Christian IV. von Dänemark [siehe: Königsreihe] erhielt zwei Drittel des Gebietes einschließlich der Stadt Altona. Dies umfasste die spätere Herrschaft Pinneberg. Herzog Friedrich III. hingegen erhielt das restliche Drittel, nämlich das Amt Barmstedt. Dies verkaufte er 1649 an Christian Rantzau, den königlichen Statthalter in den Herzogtümern. Daher wurde es zur Reichsgrafschaft Rantzau erhoben. (…)
Die Droste hatten ihren Sitz auf dem Schloss in Pinneberg. Dieses festungsähnliche Gebäude, umgeben von einem Wassergraben, stand in einer Biegung der Pinnau, neben der Mühle und war bereits der Nachfolgebau einer Burg in Pinneberg, die 1472 abgebrochen wurde. Von diesem Gebäude ist heute auch nichts mehr zu sehen, es wurde im 17. Jahrhundert zerstört. (…).“1)
Einer der Drosten war in dieser Zeit Hans Barner, der dieses Amt von 1533 bis 1568 ausübte. Über ihn berichtet Anke Rannecker: „Der um 1504 geborene Drost Hans Barner gehörte der führenden Schicht des Hildesheimer Bürgertums an, zudem hatte auch er verwandtschaftliche Beziehungen zum schauenburgischen Adel. Chronisten schrieben über ihn, er fühlte den Beruf zum Soldaten in sich (…). Aktenkundig ist, dass er um 1550 in Wedel Franz von Halle trotz eines kaiserlichen Schutz- und Schirmbriefes inhaftieren ließ. Franz von Halle (1509-1553), ein vermögender Ritter und Schwiegervater von Heinrich von Rantzau [siehe: Rantzaustraße] ließ diesen Affront nicht ungesühnt und klagte dagegen 1552 vor dem Reichskammergericht. 1557, so können wir noch heute den Akten entnehmen, kaufte er Steine aus dem Steinbruch in Obernkirchen. Aus diesen Steinen wurde nicht nur das Schloss in Pinneberg gestaltet, sondern auch der Roland gesetzt. Eine andere seiner Amtshandlung beeinflusst die Geschichte bis heute. So ließ er am 23. Januar 1561 sämtliche Prediger aller Kirchen nebst eines Kirchgeschworenen in das Schloss nach Pinneberg rufen, um diesen die landesherrliche Verordnung zur Einführung der Reformation und die Mecklenburgische Kirchenordnung auszuhändigen. Von nun ab war die Grafschaft evangelisch. Wenige Jahre später, um 1567 wird sein bis dahin gutes Verhältnis zum Grafen Otto IV gestört und er kündigt seine Stellung. Um Ostern 1568 zog er sich nach Buxtehude zurück. Er verfasste sein Testament und führte dann eine Truppe von Reitern als Rittmeister an. Als ‚Deutscher Reiter‘ oder auch ‚Schwarzer Reiter‘ beteiligte sich diese Reitereinheit während des Hugenottenkrieges in Gefechten auf beiden Seiten. Ein Jahr später, am 03.10.1569 erlag er in Viort bei Poitier einer Verwundung, die er in der Schlacht bei Moncontour erlitten hat.“ 2)
1564 erwarb Hans Barner im Auftrag des Grafen Otto von Schauenburg-Pinneberg die Kirchspiele Bramstedt und Rellingen vom Hamburger Domkapitel.
Hans Barner hatte auch etwas mit dem Kloster Harvestehude zu tun – und zwar mit der letzten Äbtissin des Kloster Caecilie von Oldessem (gestorben 1542) (siehe: Cäcilienstraße), die nach der Reformation erste Domina des Stiftes St. Johannis Kloster wurde. Im Rahmen der Absprachen zwischen dem Rat der Stadt Hamburg und Caecilie von Oldessem bezüglich der Aufgaben und Pflichten, aber auch des eigenständigen wirtschaftlichen Handelns der Klosterfrauen gab es immer wieder Schwierigkeiten. So beschwerte sich Caecilie von Oldessem zum Beispiel darüber, dass der Klosterkurator Güter unterschlagen hätte. Deshalb forderte Caecilie finanziellen Ausgleich. Auch gab es Streit über die wirtschaftliche Führung des Klosterbesitzes. „Die wirtschaftliche Verwaltung der Klostergüter durften die Schwestern nicht selbst übernehmen.“ 3). Caecilie von Oldessem wandte sich daraufhin 1536 brieflich an „Hans Barner in seiner Funktion als Drost zu Pinneberg (…). Barner versprach, dem Kloster zu helfen und die zahlreichen Anliegen des Konvents Graf Adolf von Holstein-Pinneberg vorzutragen. Der Graf reiste darauf nach Wedel, wo er während eines Gerichtstags in Sachen ‚Unseres Stiftes Kloster Harvestehude‘ mit den Hamburger Bürgermeistern verhandelte.
Ein letzter bekannter Brief von Oldessem, den sie 1540 erneut an Hans Barner richtete, zeigt, dass sie zu dieser Zeit wieder die Geschäfte führte, dabei aber nur wenig Gestaltungsmöglichkeiten hatte und von Entscheidungen des Hamburger Rats abhängig war. Die Domina forderte in ihrem Schreiben den Grafen dazu auf, fällige Rechnungen für Holzeinschlag zu zahlen.“4)