Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Königsreihe

Wandsbek (1950): benannt nach König Christian IV. (12.4.1577 Schloss Frederiksborg – 28.2.1648 Schloss Rosenborg). Als damaliger Besitzer des Gutes Wandsbek ließ er dort 1620 eine Reihe kleiner Häuser erbauen, die im Volksmund „Königshäuser“ genannt wurden.


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Christian IV. König von Dänemark, Norwegen, Herzog von Teilen Schleswigs und Holsteins; Quelle: Pieter Isaacsz, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Christian IV. war der älteste Sohn von König Friedrich II. von Dänemark und Norwegen (1534-1588) und dessen Frau Sophie von Mecklenburg (4.9.1557 Wismar – 3.10.1631 Nykobing). Sie war eine Cousine von König Friedrich II. und 23 Jahre jünger als er. „Sophie begleitete ihren Mann auf Reisen durch das Land und sammelte Volkslieder, die Anders Sorensen Vedel herausgab. Auch an Wissenschaft war sie interessiert, besuchte u. a. Tycho Brahe [siehe: Tycho-Brahe-Weg] und galt als eine der gebildetsten Königinnen ihrer Zeit.“ 1)

Nach dem Tod des Vaters wurde Christian als Elfjähriger nominell König. „In Dänemark (…) gehörte [Sophie von Mecklenburg] nicht zum Regierungsrat für ihren minderjährigen Sohn Christian IV., aber in den Herzogtümer Schleswig und Holstein wurde sie nach deutscher Sitte Vormund über ihren Sohn und regierte dort seit 1590.

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Die Mutter von Christian IV.: Sophie von Mecklenburg, Königin von Dänemark; Quelle: Hans Knieper, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Sie versuchte, den königlichen Anteil von Schleswig-Holstein zwischen ihren jüngeren Söhnen aufteilen zu lassen. Diesem Plan stellte sich der Statthalter Heinrich Rantzau [siehe: Rantzaustraße] entgegen. Auch die Hochzeiten ihrer Töchter arrangierte sie unabhängig vom Reichsrat und sorgte für eine gute Ausstattung. Dies alles brachte sie in Konflikt mit der dänischen Regierung. Der als Vermittler angerufene Kaiser Rudolf II. erklärte daraufhin 1593 Christian IV. bereits mit 15 Jahren für volljährig. Sophie wurde nach Nykøbing auf die Insel Falster verbannt. (…)

Später lebte sie in Nykøbing, beschäftigte sich mit Naturwissenschaften und bewies sich als fähige Verwalterin ihrer Witwengüter auf Lolland und Falster. Sophie wurde sehr reich und tätigte Geldgeschäfte. Sie lieh vielen europäischen Fürsten Geld, darunter auch ihrem eigenen Sohn für die Finanzierung seiner militärischen Unternehmungen. (…). Königin Sophie starb am 4. Oktober 1631 als reichste Frau des Landes (…).“ 2)

Christian IV. sah sein Land Dänemark als Militärmacht, entsprechend rüstete er auf, ließ neue Festungen erbauen und förderte die Seefahrt. Um Land zu erobern und damit Macht zu gewinnen, wandte er sich auch Norddeutschland zu. 1614 kaufte er von Breido Rantzau das Dorf und das Gut Wandsbek.

„Weil seine Versuche, sich Hamburg zu unterwerfen, missglückten, gründete er 1617 Glückstadt, um auf diese Weise die Kontrolle über den Elbhandel und zugleich einen Nordseehafen und Basis für militärische Operationen im Süden seines Reiches zu gewinnen. Um fähige, wohlhabende Kaufleute anzuwerben, gab er niederländischen Remonstranten und Mennoniten [siehe: Mennonitenstraße] sowie portugiesischen Juden Religionsfreiheit. (…).

Neben der Gründung von Glückstadt und den Versuchen, die Oberherrschaft über Hamburg oder wenigstens den Elbzoll an sich zu bringen, förderte Christian IV. auch die Kaufleute. 1616 erteilte er der ersten Dänischen Ostindien-Kompanie die Privilegien.

1617 erließ der König Regulative gegen Hexerei und schwarze Magie, die in der Folge zu verstärkten Hexenverfolgungen in Dänemark, Schleswig-Holstein, Norwegen (…) und Island führten.“3)

1620 ließ Christian IV. in Wandsbek eine Reihe kleiner Häuser mit einem gemeinsamen Dach an der heutigen Königsreihe errichten.

3498 Anna Katharina
Anna Katharina von Brandenburg, die Ehefrau.; Quelle: Remmert Pietersz, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Verheiratet war Christian IV. seit 1597 mit Anna Katharina von Brandenburg (1575-1612). Das Paar hatte sechs Kinder (geboren: 1599, 1603, 1605, 1606, 1609, 1611). Drei Kinder starben noch im Säuglings- bzw. Kleinkindalter. Ein Jahr nach der Geburt ihres fünften Kindes starb Anna Katharina im Alter von 37 Jahren.

Während Anna Katharinas fünften Schwangerschaft begann Christian IV. ein Verhältnis mit Kirsten Madsdatter (gestorben 1613). Das Kind aus dieser Liaison wurde wie das legitime Kind ebenfalls 1611 geboren.

Nach dem Tod seiner Ehefrau und seiner Geliebten hatte Christian IV. zwischen 1613 bis 1616 ein Verhältnis mit Karen Andersdatter (gestorben 1673). Mindestens zwei Kinder wurden geboren, so 1613 und 1615. Das 1613 geborene Kind starb zwei Jahre nach seiner Geburt.

3498 Kirsten Munk
Kirsten Munk, Ehefrau zur linken Hand; Quelle: Jakob van Doordt, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Im selben Jahr, als das zweite Kind aus dieser Liaison geboren wurde, heiratete Christian IV., Vater von damals vier Kindern, zur linken Hand Kirsten Munk (6.7.1598 – 19.4.1658). „Munk wurde als intelligente und unabhängige Persönlichkeit beschrieben. Sie begleitete den König auf seinen Reisen und auch während der Teilnahme Dänemarks im Dreißigjährigen Krieg ins Feld. Ihr politischer Einfluss auf ihn nahm zu, was ihr Gegnerschaft im Adel erwachsen ließ.“ 4)

Das Paar bekam 12 Kinder, geboren 1618, 1619, 1621, 1622, 1623, 1625 (dieses Kind wurde nur zwei Jahre alt), 1626 (Zwillinge), 1628 (dieses Kind starb als Säugling), 1629.

„1627/28 begann [Kirsten Munk] eine Beziehung zu Otto Ludwig Rheingraf zu Salm, den sie 1626 als Söldnerführer in Christians Heer kennengelernt hatte, und entfernte sich immer mehr vom 21 Jahre älteren König. Nachdem sie diesem am 10. November 1628 den Zugang zu ihrem Schlafzimmer verweigert hatte, kam es zum Bruch zwischen dem Paar. Kirsten Munk verließ Kopenhagen und versuchte, ihrem Geliebten nach Schweden zu folgen. Christians IV. Abneigung gegen sie scheint durch seine neue Mätresse, Kirsten Munks ehemalige Bedienstete Vibeke Kruse, gefördert worden zu sein, unter deren Einfluss er sich weigerte, ihre 10 Monate später geborene jüngste Tochter anzuerkennen. Dabei ist es aber recht wahrscheinlich, dass die Beziehung mit Vibeke von Ellen Marsvin [der Mutter von Kirsten Munk] eingefädelt wurde und Kirsten selbst davon wusste. 1630 ließ der König sich von ihr scheiden, nachdem ihm zu Ohren gekommen war, dass Kirsten Munk ihm mit Hilfe eines Hamburger Alchemisten schaden wollte, und sie musste endgültig den Hof verlassen. Sie lebte auf den Gütern Rosenvold und Boller, die ihre Mutter ihr auf Befehl des Königs überlassen musste, praktisch unter Hausarrest. (…)

Ihre Kinder blieben unter Vibekes Obhut in der Nähe ihres Vaters und erhielten eine ausgezeichnete Ausbildung. (…). Kirstens wiederholte Gnadengesuche an den König wurden jedoch abgelehnt. Erst auf dem Sterbebett ließ Christian IV. wieder nach ihr senden, aber sie erschien zu spät in Kopenhagen. Kurz nach seinem Tod 1648 wurde Kirstens Ehe mit dem verstorbenen König und die eheliche Geburt aller ihrer Kinder einschließlich der Jüngsten legitimiert. Vibeke Kruse, gegen die Kirstens Kinder und Schwiegersöhne schon seit langem opponierten, wurde umgehend vom Hof entfernt und starb nur wenige Wochen nach dem König. (…).“ 5)

Wiebke Kruse (ca. 1605 - 28.4.1648 Kopenhagen) war Christian IV. letzte Liebesbeziehung. „Sie kam um 1625 an den dänischen Hof in die Dienste (wohl als Waschmagd) der Kirsten Munk.“ 6)

Nachdem Kirsten Munk vom Hof verbannt worden war, trat Wiebke Kruse in die Dienste von Kirstens Mutter Ellen Marsvin, „die zu den größten Landbesitzern in Dänemark gehörte und aufgrund der Ehe ihrer Tochter großen Einfluss auf den König besaß. Auf deren Gütern traf Christian Wiebke 1629 und begann wohl eine intime Beziehung zu ihr. Wiebke Kruse übernahm fortan die Rolle seiner Lebensgefährtin. Einige Veröffentlichungen sprechen davon, dass Ellen Marsvin sie dem König ‚ins Bett geschoben‘ habe, um Einfluss bei Hofe zu behalten.

Der König ließ ein Gut suchen, das als Versorgung für Wiebke geeignet schien. Es wurde der Stedinghof in Bramstedt in Holstein (…). 1633 wurde der Besitz auf Wiebke überschrieben und für sie das Bramstedter Schloss errichtet (…). Ob Wiebke Kruse das Gut tatsächlich als Wohnort genutzt hat, ist urkundlich nicht feststellbar. 1638 erhielt sie außerdem den Königshof in Glückstadt zum Geschenk, woran dort bis heute der Wiebke-Kruse-Turm erinnert.“ 7)

Christian IV. und Wiebke Kruse bekamen zwei Kinder, geboren 1630 und 1633.
„Als Christian IV. am 28. Februar 1648 starb, jagten die Schwiegersöhne der Kirsten Munk, (…) Wiebke Kruse vom Hof in Kopenhagen. Sie war zu diesem Zeitpunkt krank. Die Tochter war gerade 14 Jahre alt und der Sohn befand sich auf einem Feldzug – die Mutter war ohne Schutz. (…)

Am 28. April 1648 verstarb auch Wiebke Kruse. Eine Todesursache ist nicht bekannt, ein unnatürlicher Tod kann nicht ausgeschlossen werden. (…).“. 8)