Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Nikischstraße

Bahrenfeld (1950): Arthur Nikisch (12.10.1855 Mosonszentmiklós – 23.1.1922 Leipzig), Dirigent des Leipziger Gewandhausorchesters.


1901 wurde die Straße nach dem Komponisten Albert Lortzing benannt (siehe: Lortzingstraße). 1950 wurde sie umbenannt in Nikischstraße. (vgl. Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Die Straße könnte auch nach Arthur Nikisch’s Ehefrau Amalie Auguste, geborene Heußner (25.12.1862 Brüssel – 18.1.1938 Berlin) mitbenannt werden. Sie war eine geschätzte Sängerin am Leipziger Stadttheater und trat auch am Kasseler Theater auf. Der Komponist Johannes Brahms war derart von ihr begeistert, dass er „sie seine neuen Liedkompositionen aus dem Manuskript unter seiner Begleitung vortragen ließ.“ 1)

Am Leipziger Stadttheater lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Arthur Nikisch kennen, der dort zwischen 1885 und 1889 als Kapellmeister tätig war. Nach ihrer Verheiratung im Jahr 1885 trat sie als Sängerin nicht mehr öffentlich auf – ein häufiges sogenanntes Frauenschicksal verheirateter Frauen. In der ihr neben der Arbeit als Hausfrau und Mutter sowie Ehegattin eines Dirigenten, der viel herumreiste, womit Umzüge der Familie verbunden waren, noch verbleibenden freien Zeit war sie als Gesanglehrerin tätig, erteilte auch dramatischen Vortrag und widmete sich dem Komponieren von Operettenstücken. 1911 wurde die Operette „meine Tante, deine Tante“ aufgeführt. „Überdies schrieb sie die burleske Oper ‚Daniel in der Löwengrube‘, deren Textbuch von E. v. Wolzogen stammte, und die im Jahr 1914 im Hamburger Stadttheater mit Erfolg aufgeführt wurde.“ 2)

Neben den beiden aufgeführten Kompositionen schrieb sie mit Ilse Friedlaender auch die Kompositionen des Weihnachtsmärchens „Prinz Adolar und das Tausendschönchen (Leipzig 1907) und die Operette „Immer der Andere“ (Leipzig 1915). Auch bearbeitete sie mit Ilse Friedlaender die romantische Oper „Aebelö“ ( Musik Joseph Gustav Mraczek nach dem gleichnamigen Roman von Sophus Michaelis (Uraufführung Breslau 1915.) 3)

Arthur Nikisch war der Sohn von Luise Nikisch, geborene von Robosz und des Verwaltungsbeamten August Nikisch. „Der Vater erkannte sofort das aufdämmernde Genie seines Sohnes und gestattete ihm ohne Bedenken, die musikalische Laufbahn einzuschlagen. So kam Arthur Nikisch mit elf Jahren nach Wien. (…) Mit Feuereifer ging der Knabe an das Studium. Klar erfüllte er seine Bestimmung zum Dirigenten. Und deshalb wählte er auch die Violine zu seinem Hauptinstrument, um später in ein Orchester eintreten und sich dabei auf seinen künftigen Beruf vorbereiten zu können. (…) Mit dreizehn Jahren schon erhielt er für die Komposition eines Streichsextettes den Ersten Preis: Die Goldene Medaille,“4) heißt es 1922 in einer Nikisch Biographie.

Nach seinem Studium am Wiener Konservatorium trat er zwischen 1872 und 1877 in verschiedenen Orchestern als Geiger auf. Als „ordentliches Mitglied der Wiener Hofkapelle [spielte er] u. a. unter Liszt [siehe: Lisztstraße], Brahms [siehe: Brahmsallee] und Verdi, bis er 1878 eine Anstellung als Chordirigent am Leipziger Stadttheater erhielt. Hier vertrat er bald auch den ersten Kapellmeister der Oper, Josef Sucher, und wurde 1879 im Alter von nur 24 Jahren dessen Nachfolger.“5) In dieser Zeit hatte er die Sängerin 1885 Amélie Heussner geheiratet. Das Paar bekam vier Kinder, die bis Ende des 19, Jhds, geboren wurden.

Bis Nikisch 1895 Gewandhauskapellmeister in Leipzig wurde, hielt er sich mit seiner Familie in Boston und Budapest auf, wo er als Chefdirigent (Boston) und Direktor der Königlichen Ungarischen Oper (Budapest) arbeitete.
Im selben Jahr als der dreifache Vater die Stelle am Leipziger Gewandhaus antrat, übernahm er auch den Chefdirigentenposten für die Abonnement-Konzerte des Philharmonischen Orchesters in Berlin sowie die Leitung der philharmonischen Konzerte in Hamburg. 6)

Nach der Geburt des vierten Kindes (geboren 1899) war Nikisch von 1902 bis 1907 auch noch als Rektor des Leipziger Konservatoriums und 1905/1906 als Direktor der Leipziger Oper tätig.

„Im Zusammenwirken mit dem musikalischen Leiter des Arbeiter-Bildungsinstituts Leipzig, Barnet Licht (1874–1951), ermöglichte er ab 1915 die Veranstaltung von Konzerten im Gewandhaus, die die Arbeiter für 60 Pfennige besuchen konnten.“ 7)