Paula-Karpinski-Platz
Neustadt, seit 2012, benannt nach Paula Karpinski (6.11.1897 Hamburg–8.3.2005 Hamburg), seit 1913 Mitglied der SPD, 1928 Mitglied des SPD-Parteivorstandes, 1931–1933 Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, 1946–1949 Aufbau der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, 1946–1953 und erneut 1957–1961 Jugendsenatorin, bundesweit erste Frau in einer Landesregierung nach dem Kriege, 1954–1957 und erneut von 1961–1968 Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft
Siehe auch: Max-Brauer-Allee, Altona-Altstadt/Altona-Nord, seit 1975, und Max-Brauer-Kai, Kleiner Grasbrook, seit 1984: Max Brauer (1887–1973). Erster Bürgermeister von Hamburg
Siehe auch: Paul-Nevermann-Platz, Altona-Altstadt, seit 1984: Paul Nevermann (1902– 1979), Erster Bürgermeister von Hamburg
Siehe auch: Walter-Dudek-Brücke, Harburg, seit 1985: Walter Dudek (1890–1976), Oberbürgermeister von Harburg, Senator in Hamburg
Paula Karpinski, geb. Thees, war Hamburgs erste Senatorin. Bereits im Alter von vierzehn Jahren trat sie in den „Arbeiterjugendbund“ und mit sechzehn Jahren in die SPD ein. Ihre Eltern – Vater: Hafenarbeiter, Mutter: vor der Heirat Dienstmädchen – waren Sozialdemokraten.
Nach dem Handelsschulabschluss arbeitete Paula Karpinski von 1913 bis 1925 als Kontoristin, Stenotypistin und Buchhalterin. Von 1925 bis 1927 besuchte sie das Sozialpädagogische Institut, absolvierte ein einjähriges Praktikum in der Berufsberatung beim Arbeitsamt und schloss ihre Ausbildung als staatlich geprüfte Wohlfahrtspflegerin ab. Ein Jahr später begann ihre politische Karriere in der SPD. Paula Karpinski war zu diesem Zeitpunkt schon acht Jahre mit einem Architekten verheiratet. Er, ebenfalls Sozialdemokrat, unterstützte sie in ihrem Engagement. 1928 wurde Paula Karpinski Mitglied des Hamburger Parteivorstandes der SPD und des Frauenaktionsausschusses. Von 1931 bis 1933 war sie Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und arbeitete vor allem in der Behörde für Jugend mit. Im Juni 1933 wurde sie zusammen mit dem Parteivorstand und dem Parteiausschuss verhaftet – nach einigen Tagen aber wieder freigelassen. Von 1933 bis 1945 stand sie in ständiger Verbindung mit illegalen Gruppen. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 war sie sieben Wochen im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Nach Kriegsende beteiligte sich Paula Karpinski am Wiederaufbau der SPD. Sie wurde in den Parteivorstand berufen und später offiziell gewählt. Sie war Mitglied des Parteiausschusses für die Westzonen. Im April 1946 trat sie als eine der Rednerinnen auf der Gründungsversammlung des „Hamburger Frauenrings e. V.“ auf. Sie baute die „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen“ (AsF) mit auf, deren Vorsitzende sie von 1946 bis 1949 war.
1946 wurde sie als erste Frau in Hamburgs Geschichte Senatorin. Paula Karpinski übernahm die Jugendbehörde. Dieses Amt hatte sie zunächst bis 1953 inne und von 1957 bis 1961 dann noch einmal.
In einem Interview, das Rita Bake 1994 mit der damals 96-Jährigen führte, sagte Paula Karpinski: „Wir waren das erste Ehepaar, welches als Bürgerschaftsabgeordnete tätig war. Mein Mann arbeitete auf dem Gewerkschaftssektor und war erster Vorsitzender beim Bund Deutscher Architekten. Bei uns zu Hause arbeitete eine Hauswirtschafterin, die für alles sorgte. Das geht nicht anders, wenn zwei Menschen voll erwerbstätig sind. Außerdem hatten wir ja auch noch einen Sohn. Unser Privatleben fand nur sonntags oder spätabends statt. In der Zeit, in der ich auch noch die Leitung des Sportamtes übernommen hatte (von 1951 bis 1953), waren selbst die Sonntage nicht immer für die Familie frei. Denn oft musste ich zu Sportveranstaltungen, die nun mal üblicherweise am Sonntag stattfinden. Mein Sohn war während meiner Senatorinnen-Tätigkeit schon Jugendlicher, 1930 geboren. Ein siebzehnjähriger Sohn hat viele Interessen, so dass er von der Mutter nicht mehr so intensiv betreut zu werden braucht. Außerdem wurde er ja versorgt. Mittags, wenn er aus der Schule kam, erhielt er sein Essen, und er kam trotzdem zu uns, wenn er irgendetwas auf dem Herzen hatte. Abends waren wir ja zusammen.
Ein schwieriges Unterfangen war die Errichtung der Jugendherberge auf dem Stintfang. Im Senat saßen damals Dudek [Finanzsenator] [siehe: Walter-Dudek-Brücke], Schiller [Wirtschaftssenator] und Brauer [Bürgermeister] [siehe: Max-Brauer-Allee]. Sie alle waren gegen diesen Standort. Brauer zum Beispiel, weil er überzeugt war, dass an dieser wichtigen Stelle ein Hotel stehen sollte. Ich rief die Jugendverbände zusammen und bat sie: ‚Also, Kinder, jetzt müsst ihr mir helfen.‘ Dann warb ich Nevermann [siehe: Paul-Nevermann-Platz] und begründete diesen Standort mit den Worten: ‚Die Jugendherberge ist der Ort, zu dem viele junge Menschen aus allen Städten, ja sogar aus allen Ländern kommen. Sie sehen auf den Hafen, erblicken dieses rege Leben dort und sind begeistert. Wenn sie älter werden, erinnern sie sich und kommen wieder und sind dadurch für Hamburg ein Wirtschaftsfaktor.‘ Damit konnte ich die Herren überzeugen.“ 1)
1961 schied Paula Karpinski aus dem Senat aus und übernahm ihr Bürgerschaftsmandat bis 1968. Dann schied sie auch dort aus und war fortan ehrenamtlich tätig. So war sie z. B. Vorsitzende der Deutschen Hilfsgemeinschaft. 1967 erhielt Paula Karpinksi vom Senat die Bürgermeister-Stolten-Medaille verliehen. Die SPD-Bürgerschaftsfraktion verleiht alle zwei Jahre den Paula-Karpinski-Preis. Damit fördert die Fraktion beispielhafte Projekte der Jugendhilfe.