Kielmannseggstieg
Marienthal (1954), nach der Familie von Kielmansegg. Sie war die Besitzerin des Gutes Wandsbek von 1679 bis 1705.
Siehe auch: Marienthaler Straße
Siehe auch: Kielmannseckstraße
Werner Koch-Emmery schreibt über die Familie Kielmansegg: „Der Freiherr Friedrich Christian von Kielmansegg erwarb 1679 das Gut Wandsbek und wohnte mit seiner zahlreichen Familie in der 1568 vom Grafen Heinrich von Rantzau [Rantzaustraße] errichtenden Burg.
Der Freiherr war ein gebildeter Mann, der viele Sprachen beherrschte, oft Auslandsreisen machte und eine große Bibliothek anlegte. Den durch einen Sturm stark beschädigten Turm der Wandsbeker Kirche ließ er auf eigene Kosten reparieren. Ein Gebäude am Mühlenteich, das er für seine Frau bauen ließ, nannte er Marienthal, [Marienthaler Straße] womit dieser Name zum ersten Mal in Wandsbek auftaucht. Die Kielman(n)seggstraße liegt im jetzigen Stadtteil Marienthal.“ 1)
Auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof des Ohlsdorfer Friedhofes befindet sich die Grabstätte. Auf der Grabplatte sind folgende Namen verewigt: Frh. Friedrich Christian v. Kielmansegg, Maria Elisabeth geb. v. Ahlefeldt (seine Frau), Johann Adolf und Sophie Auguste v. Buchwaldt (seine Geschwister), Nikolaus Friedrich von Kielmansegg (der Sohn), Friederike Marie v. Ahlefeldt (Tochter), Hedwig Margarete v. Jessen (Tochter). 2)
Friedrich Christian Kielman von Kielmansegg (1.2.1639 Schleswig – 25.9.1714 Hamburg) war ein Diplomat in herzoglich Schleswig-Holstein-Gottorfschen und königlich dänischen Diensten, Dompropst in Hamburg und Domherr in Lübeck. 3)
Das Gut Wandsbek, „verkaufte [er] anscheinend 1683 wieder an den Geheimen Rat Friedrich v. Rantzau und erwarb es 1685 von neuem; auch 1698 verhandelte er noch einmal mit dem Gottorfer Politiker Magnus v. Wedderkop über einen Verkauf, der jedoch nicht zustande kam. Trotzdem wurde Wandsbek in dieser Zeit sein Hauptwohnsitz. Dort widmete er sich vor allem gelehrten Studien und erweiterte seine Bibliothek auf etwa 43.000 Bände. Sie war größer als die Gottorfer Bibliothek, besaß aber im Unterschied zu dieser keinen Schatz an Handschriften und Inkunabeln. (…), 1705 [verkaufte er] Wandsbek an seinen Schwiegersohn Joachim v. Ahlefeldt, konnte dort aber wohnen bleiben. [Zuvor hatte er noch andere in seinem Besitz befindende Güter verkauft, R. B.]. Alles das deutet auf wirtschaftliche Schwierigkeiten nach dem Verlust der einträglichen Ämter. Erst kurz vor seinem Tod zog K. nach Hamburg. Seine Bibliothek wurde 1718-1720 auf drei Auktionen verkauft und dabei anscheinend verstreut, doch wurde ihr Bestand in sorgfältig erarbeiteten und gedruckten Katalogen dokumentiert.“ 4)
Verheiratet war Friedrich Christian Kielman von Kielmansegg seit 1666 mit Marie Elisabeth von Ahlefeldt (1643 - 23. 9. 1709), Tochter von Anna Hedwig von Ahlefeldt, geb. von Rantzau und des königlich dänischen Feldmarschalls Nikolaus von Ahlefeldt auf Gelting und Fresenhagen. Das Paar bekam elf Kinder:
- Christian August (19. 4. 1667 - 1734)
- Johann Adolph (30. 9. 1668 -1717)
- Nikolaus Friedrich (25. 6. 1671 - 17. 6. 1701)
- Friederike Marie (23. 1. 1673 - 1729), verheiratet mit Joachim von Ahlefeldt (1670–1744), Erbherr von Gut Westensee
- Hedwig Margarethe (19. 7. 1674 - 9. 10. 1753), verheiratet mit Konrad von Jessen (1664–1704)
- Marie Elisabeth (13. 9. 1675 - 16. 9. 1676)
- Christian (28. 12. 1676 - 1. 12. 1677)
- Christian Friedrich (30. 1.1678 - November 1680)
- Hans Heinrich (13. 9. 1679 -1724)
- Friedrich Christian (5. 11. 1680 - 21. 9. 1681)
- Marie Elisabeth (13. 10. 1681 - 31.1. 1683) 5)
Dieter Lohmeier schreibt über die Herkunft der Kielmansegg-Familie: „Sie geht auf die bürgerliche Familie Kielman zurück, die in Itzehoe ansässig war (…). Aus ihr stammte der Jurist Johann Adolph Kielman (1612–1676), der am Hofe der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf dreißig Jahre lang die Politik bestimmte.
Während eines Aufenthalts beim Reichstag in Regensburg 1640/41 lernte er den kaiserlichen Hofkammerrat Heinrich v. Kielman (1586–1659) kennen, der einer aus Westfalen stammenden Familie angehörte, die in Niederösterreich ansässig geworden, zur katholischen Kirche übergetreten und 1610 vom Kaiser in den Adelsstand erhoben worden war. Mit ihm soll Johann Adolph Kielman einen Vertrag geschlossen haben, aufgrund dessen sich beide Familien als
zusammengehörig anerkannten. Heinrich v. Kielman hatte 1628 vom Kaiser das Privileg erhalten, seinem Namen das Prädikat ‚von Kielmanseck‘ hinzuzufügen, das ursprünglich einer 1616 ausgestorbenen österreichischen Adelsfamilie eigen gewesen war, und wurde 1652 in den Freiherrenstand erhoben. Im selben Jahr erhielt auch Johann Adolph Kielman, der schon 1641 in Regensburg vom Kaiser nobilitiert worden war, ein Wappen, das Elemente beider Familienwappen vereinigte, sowie die Genehmigung, sich ebenfalls ‚von Kielmanseck‘ (…). Er schrieb sich deshalb fortan ‚Kielman von Kielmanseck‘ (…), während bei seinen Söhnen der bürgerliche Familienname allmählich verschwand und die Schreibweise ‚von Kielmansegg‘ (oder‘„von Kielmans Egg‘) gebräuchlich wurde und gleichzeitig auch die Namensform ‚von Kielmansegge‘ (oder ‚von Kielmans Egge‘) auftauchte. Erst 1909 faßte die Familie den förmlichen Beschluß, die Form ‚von Kielmansegg‘ als die allein verbindliche anzuerkennen.“ 6)
Und in Bezug auf den Namensgeber der Straße Friedrich Christian Kielmanseck schreibt Dieter Lohmeiner: „Johann Adolph Kielman von Kielmanseck und seine Söhne Hans Heinrich (1636–1686), Friedrich Christian (1639–1714) und Johann Adolf (1642–1711) wurden 1662 in die schleswig-holsteinische Ritterschaft rezipiert. Dank ihres Vaters gelangten ‚die Kielmänner‘ – wie die Söhne meist genannt wurden – in einflußreiche Stellungen in der Gottorfer Hof- und Staatsverwaltung, wurden aber 1676 auch in seinen Sturz mit hineingezogen und fielen nach ihrer Entlassung aus der Haft in Kopenhagen bei Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf in Ungnade. Er ließ einen Prozeß gegen sie vorbereiten, in dem es auch um die Amtszeit ihres Vaters gehen sollte. Sie schieden daher aus dem herzoglichen Dienst aus und suchten nun Rückhalt beim König von Dänemark und beim Kaiser; dieser erhob sie 1679 in den Freiherrenstand.
Der jüngste der drei Söhne, Johann Adolf v. K., hatte keine männlichen Nachkommen; die von Hans Heinrich v. K. begründete Linie der Familie, die 1680 auch in den dänischen Adel aufgenommen wurde und vor allem Offiziere hervorbrachte, starb 1811 im Mannesstamm aus. Friedrich Christian v. K.s Sohn Johann Adolph (1668–1717) trat in die Dienste des Kurfürsten von Hannover und gelangte dank der Personalunion zwischen Hannover und Großbritannien auch an den Hof in London. Sein ältester Sohn Georg Ludwig (1705–1785, s. ADB, 15, S. 718 f.) wurde 1723 vom Kaiser zusammen mit seinen beiden Brüdern in den Grafenstand erhoben, hatte aber als einziger von ihnen Nachkommen und ist deshalb der Stammvater aller späteren Grafen v. K.
Diese waren mehrere Generationen lang als hohe Beamte und Offiziere im hannoverschen Staatsdienst tätig (…).“ 7)
Friedrich Christian Kielman von Kielmansegg Ururenkel Ferdinand Hans Ludolph von Kielmansegge (1777-1856) war verheiratet gewesen mit Auguste Charlotte, geb. von Schönberg (1777-1863). Sie war Memoirenschreiberin und Verehrerin von Napoleon und dessen geheime Agentin. Das Ehepaar Kielmansegge hatte 1802 geheiratet und sich 1809 getrennt. Neun Jahre später erfolgte die Scheidung. Ferdinand Hans Ludolph von Kielmansegge war ein Gegner Napoleons.
Mehr über das bewegte Leben von Charlotte von Kielmansegge und auch die Gerüchte, die darum ranken, siehe unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Auguste_Charlotte_von_Kielmannsegge