Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Wateweg

Rissen, (1949): Held aus der Gudrunsage.


Siehe auch: Hildeweg
Siehe auch: Horandstieg
Siehe auch: Hettelstieg
Siehe auch: Herwigredder
Siehe auch: Ortwinstieg

Vor 1949 hieß die Straße Wacholderweg. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Wateweg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1949 bei Wacholderweg. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Wate ist ein Bote und Verwandter von Hilde [siehe: Hildeweg] und ihrem Mann König Hetel [siehe: Hettelstieg]. Wate tötet Gerlind [siehe: Gerlindweg], die Mutter von Hartmut [siehe: Hartmutkoppel] von Ormanie.

Wate ist „ein getreuer Vasall König Herwigs [siehe: Herwigredder], ein grauer Mann mit langer Kampferfahrung und bedrohlicher Erscheinung [dem] wird die Kraft von 26 Männern zugeschrieben. In der finalen Schlacht gegen den Normannen Hartmut wütet [Wate] wie entfesselt und tötet alles, was ihm vor das Schwert kommt (…). Als sein Herr sich zwischen ihn und Hartmut stellt, um den Kampf zu beenden, schlägt Wate ihn nieder (…). Er tötet selbst die kleinen Kinder in der Wiege, um der zukünftigen Rache zu entgehen, und widersteht lange allen Bemühungen, ihn zur Raison zu rufen.“ 1)

„Gefühle wir Mitleid oder Vergebung sind Wate völlig fremd. Es geht ihm nicht um einzelne Personen, sondern um Erhalt und Ruhm seines ganzen Volkes. (…) Er ist (…) jederzeit bereit, sein Leben dem Hof zu riskieren und erwartet das in gleicher Weise von allen anderen Figuren. (…)“ 2)

Wate „fungiert auch als Heiler bzw. Arzt, ist Erzieher Hertels und später Ortwins [siehe: Ortwinstieg] und wird als Oberbefehlshaber und erfahrener Stratege anerkannt und geschätzt. Doch seinen heroischen Habitus (vor allem Frauen gegenüber) kann er selbst außerhalb des Kampfes oder in Gegenwart von höfischen Damen nicht ablegen.“ 3)

Wates Verhältnis zu Frauen wird wie folgt dargestellt: "Seine eigene Frau spielt in der Erzählung überhaupt keine Rolle und der Kontakt zu den anderen Frauen hält sich in Grenzen, denn Wate ist häufiger auf Schlachten, als am Hof anzutreffen. Lediglich an einer Stelle des Textes erfährt der Leser etwas über Wates familiäre Situation Dô sprach der recken einer: kínt únde wîp hât er in sînen landen. gúot únde lîp daz wâget er durch êre: daz ist an im wol erfunden. ('Da sprach einer der Helden: ‚Er hat Frau und Kinder in seinen Landen. Besitz und Leben wagt er für die Ehre: Das ist bei ihm schon gut erprobt.')

Außerdem erklärt er bei seiner ersten Begegnung mit Hilde selbst: ‚mir zimet einez baz. wan bî schœnen frouwen sô sanfte ich nie gesaz, ich tæte einez lîhter, daz ich mit gueten knehten, swenne ez wesen sollte, in vil herten stürmen wollte vehten.' ('Mir gefällt schon etwas besser. Auch wenn ich noch nie bei so sanften und schönen Damen saß, so wäre mir doch eines lieber, nämlich mit guten Rittern in einer harten Schlacht zu kämpfen, wenn erforderlich ist.')

Selbst wenn Wate nicht verheiratet wäre, könnte man sich bei ihm also keine Ambitionen auf die Minne vorstellen. Er respektiert die Frauen zwar in ihrer Position am Hof, doch auf dem Schlachtfeld haben sie seiner Ansicht nach nichts verloren. Wate sprach mit zorne: ‚her Herwîc, nu g ê t hin! Sollte ich nu frouen volgen, war t æte ich mînen sin? ('Wate sprach zornig: Herr Herwig, nun geht doch weg! Sollte ich nun auf Damen hören, wo ließe ich meinen Verstand?') Die Bitte Kudruns um Schonung des Feindes betrachtet er als Schwäche. In seinen Vorstellungen gibt es keine Vergebung, die blutige Rache ist unvermeidbar um die Ehre des Volkes wieder herzustellen." 4)