Meistersingerweg
Rissen (1940): „Meistergesang, schulmäßig betriebener bürgerlich-lyrische Dichtung des 14. bis 16. Jahrhunderts; die Meistersinger sind Handwerksmeister (Oper von Richard Wagner).“ 1)
Siehe auch: Wagnerstraßenbrücke
Siehe auch: Rienziweg
Der Weg wurde in der NS-Zeit benannt. Adolf Hitler liebte die Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner (siehe: Wagnerstraßenbrücke).
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Wagner war überzeugter Antisemit und Verfasser der antisemitischen Schrift ‚Das Judentum in der Musik‘ (1850). Werk und Weltbild lassen sich u. a. deshalb nicht trennen.“2) Deshalb gibt Sassmannshausen für in Berlin nach Wagneropern benannten Straßen die Handlungsempfehlung: „Umbenennung.“3)
Die Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ ist eine Wagner Oper in drei Akten und wurde 1868 in München uraufgeführt. Die Aufführung dauert rund 4 ½ Stunden.
In dieser Oper, die zur Reformationszeit spielt, geht es auch um eine Frau, die Tochter Eva des Goldschmieds Veit Pogner, über deren Lebensglück der Vater – wie es in der damaligen patriarchalen Gesellschaft üblich war – bestimmen will. Er möchte seine Tochter demjenigen zur Frau geben, der bei einem Wettsingen den Preis gewinnt.
In Wikipedia heißt es zum Inhalt der Oper: „In den ‚Meistersingern‘ nimmt Wagner mit viel Humor und Originalität Menschen und Strukturen der etablierten Gesellschaft und des Kunst-Establishment aufs Korn. Er lässt den für Neues offenen Schusterpoeten Hans Sachs und den ‚kunstinnovativen‘ Ritter Walther von Stolzing für seine Ideale kämpfen, für die künstlerische Freiheit an sich. Während Walther für das revolutionär Neue steht, tritt Sachs – bei all seiner Toleranz – doch auch für die Bewahrung des Überkommenen in der Kunst ein und ermahnt Walther: Verachtet mir die Meister nicht, und ehrt mir ihre Kunst … In Sachs sieht Wagner die letzte Erscheinung des künstlerisch produktiven Volksgeistes und konfrontiert ihn mit der im Formalismus starrer Regeln gefangenen meistersingerlichen Spießbürgerschaft. Stolzing ist der ‚Erneuerer‘ (Kunstrevolutionär), als der sich Wagner letztlich auch selbst sah.“ 4)
Und Wolfgang Schreiber schreibt 2018 in seinen Beitrag „Wagners Oper ‚Die Meistersinger von Nürnberg‘ Geniale Frechheit gegen starre Regeln“: „(…) Im Mittelpunkt eine Art Sängerkrieg − zwölf verknöcherte Nürnberger Meistersänger unterliegen einem hereingeschneiten Newcomer, der die starren Sangesregeln mit genialer Frechheit durchbricht, am Ende siegt und damit eine hübsche Meister-Tochter erobert.
Nur Meister Sachs erkennt die geniale Kreativität des jungen Künstlers der Zukunft, Wagners Selbstporträt übrigens. Es gibt einen Verlierer in der dramatischen Komödie, den Regelfuchser Beckmesser, eine verzerrte Projektion von Wagners Antisemitismus.“ 5)
Wolfgang Schreiber kommt zu dem Schluss: „Das Meistersinger-Problem bis heute: Die Vaterlandsliebe des Sachs wird in militantes Deutschtum umgebogen. Opernregisseure denken darüber längst nach. Peter Konwitschny riskierte 2002 bei seiner Hamburger Inszenierung einen Eklat, als er die Aufführung unterbrechen und die Darsteller minutenlang auf offener Bühne die fatale Wirkung dieser Oper diskutieren ließ.
Tatsache ist: Wagners ‚Meistersinger‘ sind kein Modell für Nationalismus oder Chauvinismus. Die wahre Größe, die Essenz des Stücks liegt woanders − in der tiefen Melancholie des Schusters und Philosophen Hans Sachs. Mit seinem altersweisen, zuletzt sogar heiteren Pessimismus erkennt Sachs den Wahn und die Illusionen des Lebens, selbst im buntesten und lautesten Treiben der Menschen: auf ihrem Volksfest.“ 6)