Wagnerstraßenbrücke
Barmbek-Süd (1904): Nach Horst Beckershaus soll die Wagnerstraßenbrücke auf den Komponisten Richard Wagner zurückzuführen sein.1)
Siehe auch: Bülowstieg
Siehe auch: Meistersingerweg
Siehe auch: Lohengrinweg
Siehe auch: Tristanweg
Siehe auch: Sentastraße
Siehe auch: Rienziweg
Siehe auch: Tannhäuserweg
Siehe auch: Isoldeweg
Siehe auch: Ortrudstraße
Siehe auch: Parsifalweg
Der Beirat zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen schreibt in seinem Abschlussbericht über die Düsseldorfer Wagnerstraße: „Während Richard Wagners Kompositionen einen festen Bestandteil deutscher Alltagskultur repräsentieren, sind Diskussionen um seine Person lange Zeit vermieden oder tendenziös geführt worden; nach wie vor bewegt sich der ‚Mythos Wagner‘ auf dem schmalen Grat zwischen kultischer Verehrung und gnadenloser Verachtung. Die antisemitische Einstellung des Komponisten ist allerdings zweifelsfrei belegt und nicht nur in Briefen und Tagebüchern hinreichend dokumentiert. Als entschiedener Gegner der jüdischen Emanzipation veröffentlichte er erstmals 1850 seine berüchtigte Kampfschrift ‚Das Judentum in der Musik‘, in der er den Juden die künstlerische Unfähigkeit bescheinigte und eine ‚instinktmäßige Abneigung‘ ihnen gegenüber rechtfertigte. Neben der Kritik an der vermeintlichen ‚Verjüdung der modernen Kunst‘ bediente sich Richard Wagner vor allem antisemitischen Stereotypen und gebrauchte rassistische Argumente, die sich im darauffolgenden Jahrhundert auch die Nationalsozialisten aneigneten: ‚Der Jude [...] fällt uns im gemeinen Leben zunächst durch seine äußere Erscheinung auf, die [...] etwas [...] unangenehm Fremdartiges hat: wir wünschen unwillkürlich, mit einem so aussehenden Menschen Nichts [sic] gemein zu haben.‘ Die Frage nach der ideologischen Wirkung Richard Wagners im 20. Jahrhundert ist Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und nicht abschließend zu beantworten. Während die einen jegliche Mitschuld am Nationalsozialismus kategorisch abstreiten, erklären andere den Komponisten zum geistigen Vordenker und Wegbereiter. Fest steht, dass Richard Wagner von Adolf Hitler außerordentlich verehrt wurde und zum ‚Hauskomponisten des Dritten Reiches‘ avancierte. Dabei griff das NS-Regime vor allem die Inhalte der Wagner-Opern auf, um eine politisch-kulturelle Verbindung zu demonstrieren: Führerkult, Deutschtum und Blutideologie. Obwohl keine Belege dafür existieren, dass sich Adolf Hitler näher mit Richard Wagners antisemitischen Schriften beschäftigt hat, ist eine Anlehnung an dessen judenfeindliche Geisteshaltung nur schwer von der Hand zu weisen. Allerdings muss in diesem Zusammenhang auf die Problematik einer historischen Gleichsetzung hingewiesen werden: Zwischen dem Ableben Richard Wagners und der Machtergreifung der Nationalsozialisten erstreckte sich ein halbes Jahrhundert, dementsprechend ist die Annahme eines Wagnerischen Bewusstseins oder gar einer Unterstützung für den Holocaust wissenschaftlich nicht haltbar. Darüber hinaus darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Familie Wagner ab den 1920er Jahren die Stilisierung ihres Oberhauptes zum ideologischen Pionier des Nationalsozialismus begrüßte und sogar ganz bewusst vorantrieb, um das Festspielhaus Bayreuth als kulturelle Machtzentrale zu etablieren.“ 2)
(entsprechende Zitate von Richard Wagner auch unter: www.bpb.de/apuz/160063/richard-wagner-als-politisches-und-emotionales-problem?p=2)
Auch die Kommission für Straßennamen in Saarbrücken beschäftigte sich mit ihrer Wagnerstraße. Und schrieb: „Richard Wagner gehört zum deutschen Kulturgut und ist ein Künstler mit internationaler Strahlkraft. Sein Werk erfreut sich einer enormen weltweiten Wertschätzung. Er war Komponist, Dramatiker, Dichter und Schriftsteller. Vielen gilt er als Genie, weltweit gibt es eine Gemeinde von Wagner-Verehrern. Vor allem mit ihm verbunden ist die Entwicklung der Oper. Seine Werke ‚Tristan und Isolde‘ oder ‚Der fliegende Holländer‘ zählen zu den Höhepunkten der Romantik. Der Opernzyklus ‚Der Ring des Nibelungen‘ steht für ein Gesamtkunstwerk als eine Einheit aus Musik, Dichtung und Inszenierung sowie Bühnenanweisung. 1876 in Bayreuth uraufgeführt, begründete ‚Der Ring der Nibelungen‘ die dortig jährlich ausgerichteten Richard-Wagner-Festspiele.
Eine Straße nach ihm zu benennen, darf, ja muss, wegen seines massiven Antisemitismus kritisch hinterfragt werden. Es gibt Forderungen nach Umbenennungen, sogar in seiner Geburtsstadt Leipzig. In Freiburg wurde ein Ergänzungsschild angebracht ‚Weltberühmter Komponist, Verfasser des antisemitischen Pamphlets ‚Über das Judentum in der Musik‘ – so lautet das dazu angebrachte Erklärungsschild. In Düsseldorf wurde die gleichnamige Straße in die dortige Kategorie B eingeordnet: ‚diskussionswürdig, teilweise belastet, Abwägungsprozess notwendig (hier wären auch erläuternde Informationen im öffentlichen Raum denkbar)‘. Wagner ist zunächst einmal eine Person des 19. Jahrhunderts – eine Zeit, die vom Abbau jüdischer Ausgrenzung geprägt war, von zunehmender gesellschaftlicher Gleichstellung und zugleich von einer starken jüdischen Assimilation. Vor allem über die Bildung gelang es Juden im ausgehenden 19. Jahrhundert im Zeichen von Industrialisierung und Moderne gesellschaftlich aufzusteigen. In dieser Zeit wird der seit dem Mittelalter bestehende religiös bzw. christlich bestimmte Antijudaismus überlagert von einem neuen Judenhass. Dieser Antisemitismus nimmt die Juden als Rasse wahr und erklärt sie zum Sündenbock aller gesellschaftlichen Probleme. Richard Wagner gehört zu den Protagonisten dieses neuen Judenhasses, sein Antisemitismus ist zweifelsfrei hinreichend belegt – in Briefen und seinen Publikationen. Unter Pseudonym veröffentlichte er 1850 ‚Das Judenthum in der Musik‘, 1869 hatte er den Mut, sich mit seinem Namen zu seinem Judenhass zu bekennen und veröffentlichte das Pamphlet ein zweites Mal mit gewissen Änderungen. Darin bescheinigte er den Juden künstlerische Unfähigkeit und sprach von einer ‚instinktmäßigen Abneigung‘ ihnen gegenüber. Er beklagte eine ‚Verjüdung der modernen Kunst‘. Ferner äußerte er sich im Sinne eines rassischen Antisemitismus: ‚Der Jude [...] fällt uns im gemeinen Leben zunächst durch seine äußere Erscheinung auf, die [...] etwas [...] unangenehm Fremdartiges hat: wir wünschen unwillkürlich, mit einem so aussehenden Menschen Nichts [sic] gemein zu haben.‘
Zu dieser antisemitischen Schrift veröffentlicht die Bundeszentrale für politische Bildung folgenden erläuternden Beitrag von Dieter Borchmeyer, Professor em. Für Neuere Deutsche Literatur und Theaterwissenschaft an der Universität Heidelberg: ‚Wagners Pamphlet schaltete sich 1850 in eine von seinem Freund Theodor Uhlig angefachte, insbesondere gegen den Komponisten Giacomo Meyerbeer (1791–1864) [siehe: Meyerbeerstraße] gerichtete Kampagne ein, wobei er Argumente versammelte, die quer durch das gesamte politische Spektrum der Zeit verbreitet waren und zumal im Umkreis der Revolution von 1848 Konjunktur hatten. Auch die sogenannten Jungdeutschen, die linkshegelianische und sozialistische Bewegung waren von antijüdischen Vorurteilen nicht frei. Den ‚eigentlichen Sündenfall‘ Wagners sieht der Kulturwissenschaftler Jens Malte Fischer erst in der von Verfolgungswahn und Verschwörungsphobie gekennzeichneten Zweitpublikation der Schrift von 1869. Sie sei mutwillig in eine Situation relativ friedlicher Entwicklung in Deutschland hineingeplatzt und habe – im Gegensatz zu der fast wirkungslosen Erstpublikation – üble Folgen gehabt. Fischer rechnet sie der Phase eines ‚Frühantisemitismus‘ zu, der noch nicht von einer ausgeformten rassistischen Voraussetzung her argumentiert, aber bereits mit unveränderlichen Wesensbestimmungen ‚des Jüdischen‘ operiert“. Den insbesondere nach der rechtlichen Gleichstellung der Juden 1869 im Norddeutschen Bund und dann einige Jahre nach der Reichsgründung und dann mit der Gründerkrise im Kaiserreich aufkommenden Antisemitismus sah Wagner als Bestätigung dessen, was er schon gut zwei Jahrzehnte vorher gesagt habe. Zu Arthur de Gobineau, dem französischen Protagonisten des Rassismus, unterhielt er persönliche Kontakte. Wagner als Vorreiter eines rassischen Antisemitismus? Dazu wird aus seiner Korrespondenz mit dem bayerischen König Ludwig II. zitiert, darin hält er ‚die jüdische Race für den geboren Feind der reinen Menschheit und alles Edlen in ihr (....)‘ und führt weiter aus:„ (...) dass namentlich wir Deutschen an ihnen zu Grunde gehen werden, ist gewiss, und vielleicht bin ich der letzte Deutsche, der sich gegen den bereits alles beherrschenden Judaismus als künstlerischer Mensch aufrecht zu erhalten wusste‘.
Zur Wertung von Wagners Antisemitismus sei hier erneut aus einem Beitrag der Bundeszentrale für politische Bildung zitiert: ‚Es lässt sich jedoch nicht leugnen, dass die Kardinalthese des modernen Antisemitismus in Wagners Judentum-Aufsatz im Kern bereits enthalten ist: Die Emanzipation habe nicht zur Aufgabe der Sonderstellung der Juden geführt, so die Argumentation des politischen Antisemitismus, sondern die Unterdrückung sei in Herrschaft umgeschlagen. Die Juden hätten sich (aufgrund ihrer rassischen Fremdheit) nicht wirklich assimiliert, sondern suchten als gleichbleibend geschlossene Gruppe Kultur, Wirtschaft und Politik zu monopolisieren. Diesem Prozess könne nach der Überzeugung des politischen Antisemitismus nur durch Aufhebung der Gleichberechtigung der Juden entgegengewirkt werden‘.
Zu einer gewissen Entlastung Wagners wird auf seine Erlösungsperspektive hingewiesen, die er nicht in der Ermordung der Juden sah, sondern in der Aufgabe ihres Judentums.
Die Richard-Wagner-Straße ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Heranziehung ausschließlich moralischer und ethischer Kriterien für eine Straßenbenennung zur Umbenennung zahlreicher Straßen führen muss. Wenn Richard Wagner ausschließlich mit den Maßstäben der Gegenwart beurteilt wird, spricht viel dafür, nach ihm benannte Straßen zu ‚entnennen‘. Gerade sein Antisemitismus war im Unterschied zu Luther vor allem von Neid bestimmt gewesen. Wagner vermochte persönlich nicht mit Geld umzugehen, lebte maßlos und war hoch verschuldet. Er neidete den Erfolg jüdischer Künstler wie etwa den Giacomo Meyerbeers, obwohl sich dieser ihm gegenüber fair verhalten hatte. Jüdische Künstler wie etwa den auch in Saarbrücken tätigen Dirigenten Hermann Levy versuchte er zu nötigen, zum Christentum zu konvertieren. Vor allem aber ist Richard Wagner Vorreiter eines rassisch begründeten Antisemitismus. Ihm ist nicht vorzuwerfen, dass Hitler ihn verehrte und ihm ist auch nicht vorzuwerfen, dass seine Frau später mit dem Nationalsozialismus eng verbunden war und bereits weit vor Hitlers Machtergreifung jüdische Künstler in Bayreuth ausgegrenzt wurden. Nach 1945 taten sich Teile der Familie Wagner (Winnifried Wagner, Richard Wagners Schwiegertochter) äußerst schwer damit, Schuld einzugestehen, Reue zu zeigen, sich der eigenen Geschichte zu stellen und Verantwortung zu übernehmen. Sippenhaft ist aber das Wesen einer Diktatur, einer Demokratie sollte sie wesensfremd sein. Insofern kann die Haltung der Familie nicht Kriterium einer Umbenennung sein. So sehr Wagner ein künstlerisches Genie war, so beschämend ist seine Rolle als Antisemit. Der Antisemitismus in seinen Werken wird allgemein nicht gesehen – Ausnahme Jens Malte Fischer.
Juden, die Wagner bewunderten und Juden, die mit ihm zusammenarbeiteten, können ebenso wenig als ein ihn entlastendes Moment hier angeführt werden. Fragwürdig erscheint auch, Wagner damit zu entlasten, dass sein Antisemitismus auf die ‚Erlösung‘ der Juden durch die Aufgabe ihres Judentums gesetzt habe.
Wenn man die Richard-Wagner-Straßen umbenennt, dann wird sich eine Stadt aber auch fragen lassen müssen, weshalb sie die Aufführung von Wagner in ihren Spielstätten zulässt. Noch vor der eigentlichen Gründung des Staates Israel wurde ein Aufführungsverbot für Wagners Werke ausgesprochen. Ausnahme war zunächst ein von Daniel Baremboim dirigiertes Konzert 2001 in Jerusalem, bei dem er als Zugabe Wagner dirigierte. Im Jahr 2010 gab es dann die Bereitschaft zum ‚Tabubruch‘ in Israel. Diese lange Zeit eingehaltene rigide und klare Haltung geht auf den jüdischen Schriftsteller Ludwig Marcuse zurück, der kurz nach der Pogromnacht 1938 feststellte, das Nazi -Reich besitze ‚keinen größeren Ahnen und keinen vollendeteren Repräsentanten seiner Ideologie‘ als Richard Wagner. Auch wenn Wagner Antisemit war, so kann dem 1883 verstorbenen Künstler keine Mitverantwortung am Holocaust zugeschrieben werden. Sehr wohl kann man aber das über Jahrzehnte gepflegte Aufführungsverbot in Israel nachvollziehen. Wagners Antisemitismus markiert nicht irgendeinen Makel und nicht irgendeine Verhaltensweise, die der widersprüchlichen und zuletzt möglicherweise paranoiden Persönlichkeit des Genies geschuldet sein mag.
Ob ein Zusatzschild der Problematik Rechnung trägt, darf kontrovers beurteilt werden.
Über diese Problematik muss die Straßennamenkommission sich grundsätzlich noch Gedanken machen: ‚Richard Wagner (1813 – 1883). Weltberühmter Komponist‘ mit Zusatzschild ‚Wir schämen uns für seinen Antisemitismus‘. Das dürfte für Verwunderung sorgen und ungeeignet sein. Von einer Umbenennung wird trotzdem abgeraten. Sie passt nicht zur Auseinandersetzung einer freien und aufgeklärten Gesellschaft mit ihrer Geschichte und ihren Geistesgrößen. Notwendig wäre ein differenzierterer Umgang mit Wagner, insbesondere bei denen, die seine Kunst nicht selten geradezu überschwänglich schätzen und insbesondere bei den Akteuren, die sich mit seiner Kunst auseinandersetzen. Eine Umbenennung trägt dazu aber ebenso wenig bei wie zur nachhaltigen Verbreitung des Wissens über Wagners Antisemitismus. Wagner zeigt vielmehr, wie sehr unsere deutsche Geschichte vom Antisemitismus geprägt gewesen ist.“ 3)
Cosima Wagner
mehr zu Cosima Wagners Leben als Ehefrau von Hans von Bülow unter: Bülowstieg.
Richard Wagner war seit 1870 mit Cosima de Flavigny, geschiedene von Bülow (24.12.1837 Baltagio/Comer See – 1.4.1930 Bayreuth) verheiratet, die die Tochter der Schriftstellerin Gräfin Marie d’Agoult und des Komponisten Franz Liszt (siehe: Lisztstraße) war und in die Ehe mit Richard Wagner zwei Kinder – Daniele und Blandine - aus ihrer ersten Verbindung mitbrachte.
Cosima Wagner organisierte in enger Absprache mit Richard Wagner die ersten Bayreuther Festspiele (1876).
Mit Richard Wagner hatte Cosima drei Kinder (Isolde, Eva und Siegfried). Nach der Geburt des Sohnes Siegfried verfasste Richard Wagner das Siegfried-Idyll.
Cosima: Witwe und Leiterin der Bayreuther Festspiele
Als Richard Wagner 1883 starb, übernahm seine Witwe die Leitung der Bayreuther Festspiele. Die Musikwissenschaftlerin Eva Rieger schreibt in fembio: „Nach Richards Tod 1883 führte Cosima die Festspiele in eigener Regie weiter, bis sie aus gesundheitlichen Gründen 1906 die Leitung an den Sohn Siegfried weitergab. Ihre große kulturgeschichtliche Leistung bestand darin, schon 1884 einen fünfjährigen Festspielplan zu entwerfen und ab 1886 Opern selber zu inszenieren, wodurch sie mit beispielloser Energie künstlerisch hochstehende Aufführungen gewährleistete und somit das Fortbestehen der Institution ermöglichte. Sie wurde zu einer Modellwitwe, die alle ideologischen Abwegigkeiten einschließlich antisemitischer Ausfälle von Richard übernahm. Ihr unerschütterlicher Einsatz für Richards Lebenswerk trug ihr 1910 die Ehrendoktorwürde der Berliner Universität ein.“ 4)
Im Wikipedia Eintrag zu Cosima Wagner heißt es zur künstlerischen Leitung Cosima Wagners: „Unter ihrer Leitung fand allerdings trotz künstlerisch hochrangiger Sänger eine Erstarrung statt. Sie verstand sich als ‚Gralshüterin‘ eines Erbes und versuchte die Werke Richard Wagners in mustergültigen Aufführungen zu bewahren. Jede Veränderung wurde von ihr blockiert, einzig das Wort und der vermeintliche Wille des Meisters, ihres verstorbenen Gatten, sollten mit dogmatischer Strenge durchgesetzt werden. Kritiker des Werkes Richard Wagners wurden von ihr als unfähig und minderwertig angesehen und galten ihr als vom ‚jüdischen Kunstgeist‘ verdorben. Insgesamt begann sie in Bayreuth eine antijüdische ‚Politik der Apartheid für die gesamten Festpiele‘ durchzusetzen.
1908 übergab sie die Leitung der Festspiele an ihren Sohn Siegfried, der sie bis zu seinem Tod 1930 behielt. Cosima blieb jedoch anerkanntes Familienoberhaupt und maßgebliche ‚Herrin‘ der Villa Wahlfried. So war sie es, die 1915 die Ehe ihres Sohnes Siegfried mit Winifred Williams arrangierte.
Im Jahr 1913 kam es wegen finanzieller Forderungen zu einem Prozess mit ihrer Tochter Isolde wegen der Vaterschaft Richard Wagners (Beidler-Prozess). Dabei bestritt Cosima wider besseres Wissen die Vaterschaft Richard Wagners. Die Klage wurde daher abgewiesen.
1917 trat sie der rechtsradikalen Deutschen Vaterlandspartei bei. In ihren letzten Jahren war Cosima nach einem Schlaganfall fast blind und teilweise gelähmt und benutzte einen Rollstuhl. Trotz ihrer erheblichen Einschränkung unterzeichnete sie am 19. Dezember 1928 das Gründungsmanifest zum antisemitischen ‚Kampfbund für deutsche Kultur‘. Nachdem sie 92-jährig in Bayreuth gestorben war, wurde (…) im Garten von Haus Wahnfried neben ihrem Gatten beigesetzt.“ 5)