Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Schwindstraße

Groß Flottbek (1932): Moritz von Schwind (21.1.1804 Wien – 8.2.1871 Niederpöcking), Maler.


Siehe auch: Schubertstraße
Siehe auch: Grillparzerstraße

Moritz von Schwind war das 13. Kind von Franziska von Holzmeister (1771-1842) und des Hofsekretärs Franz Edler von Schwind (1752–1818).

Im Eintrag zu Moritz von Schwind aus dem Jahre 1891 steht in der Allgemeinen Deutschen Biographie über Schwinds Werdegang: „Frühzeitig illustrirte er Hefte, Bücher und Briefe, auch ein Paravent des väterlichen Hauses bot seiner Phantasie die erwünschten Flächen. Von erheblichem Nutzen für den Knaben wurde 1811 ein längerer Aufenthalt bei einem Oheim zu Altgedein in Mitten des Böhmerwaldes, mit seinen ernsten Tannen und der zwischen verwittertem Gestein wuchernden Moos- und Farrenkräuter-Vegetation; Schwind’s spätere Einsiedler-Bilder und die landschaftlichen Scenerien in den berühmten Märchen-Cyclen erinnern an die hier empfangenen frühesten Eindrücke; (…). Nach dem Tode des Vaters zog die Familie, ziemlich vermögenslos, nach dem in der Vorstadt Wieden gelegenen ‚zum Mondschein‘ genannten Häuschen der Großmutter, in dessen Garten sich bald als dem idyllischen Tummelplatz, allerlei junge, mehr oder minder poetisch veranlagte Genossen zusammenfanden, die insgesammt von hohen Dingen träumten und etwas tüchtiges in der Welt zu vollbringen gelobten. Dazu gehörten beispielsweise (…) der Componist Franz Schubert [Schubertstraße], (…).“ 1)

In Wikipedia steht über Schwinds Verhältnis u. a. zu Schubert: „Ab 1819 stieß er zu dem männlichen Künstlerzirkel, in dessen Mittelpunkt Franz Schubert, Franz von Schober und Leopold Kupelwieser standen. Besonders eng schloss er sich Schubert und Schober an, verbanden alle drei gemeinsame homoerotische Interessen.“ 2)

In der Allgemeinen Deutschen Biographie heißt es weiter über Schwind: „S. frequentirte nach Absolvirung des Gymnasiums vorläufig den Antikensaal der Akademie, ohne sich daselbst besonders heimisch zu fühlen, und doch erhielt sein für Formenschönheit scharf empfängliches Auge hier schon ein ausgeprägtes Stylgefühl und eine classische Gewandtheit, selbes zum künstlerischen Ausdrucke zu bringen. (…). Schwind zeichnete z. B. auch: “ (…) die heitere Reihe der ‚Verlegenheiten‘ (…), welche allerlei Situationen abschildern, in welche ein harmlos-gemüthliches Menschenkind zu gerathen vermag. Hier finden z. B. zwei Dämchen ihren todmüden Tänzer in der Garderobe auf ihren Mäntelchen und riesigen Federhüten traumumgaukelt eingeschlafen sitzend; da überrascht eine berühmte Bühnenkünstlerin mit ihrem Dankbesuche ihren wohlwollenden Recensenten in seinem armseligen Dachstübehen; ein verliebter Studiosus wird, gerade im Begriff seiner Angebeteten ein Billet-doux zuzustellen, vom altfränkischen Papa abgefaßt, wobei das holdselige Kind ihr schamübergossen glühendes Antlitz ganz in ihre Stickerei versenkt; eine graziöse Schöne sitzt mit aufgewickelten Locken vor der Toilette und wird durch die unabgeriegelte Thür mit einem Besuch überrascht, welchen sie mit einem glockenhellen ‚Niemand, Niemand darf herein‘ vergeblich abzuwehren bemüht ist. Es sind nette, meist höchst harmlose Sächelchen.

Je mehr es, (…) in seiner Seele mit Liebesschmerzen, äußeren Sorgen und dem grimmigen Gefühl seither noch keinen durchschlagenden Erfolg errungen zu haben, stürmte und tobte, desto inniger versenkte er sich durch seine Kunst in den poesiereichen Frieden der Natur und Weltabgeschiedenheit, wobei die Jugendeindrücke aus der böhmischen Waldeinsamkeit mitgespielt haben mögen. (…)

Endlich schien es doch, daß ein besserer Stern über seinem Lebenswege leuchten sollte. Durch zwei Zeichnungen zu Tiecks [Tiecksweg] ‚Fortunat‘, welche durch Kaulbach [Kaulbachstraße] oder Klenze dem Könige Ludwig I. vorgelegt wurden, erhielt S. den Auftrag, den für die Bibliothek der Königin bestimmten Saal mit Fresken zu Tieck’s Dichtungen zu schmücken. Erfrischt durch eine kurze Reise nach Wien, machte sich S. zu Ende 1832 an die Arbeit und brachte mit energischem Eifer bis Mitte 1834 die zwanzig kleinen Bilder fertig. (…).“ 1)

1842 heiratete Schwind „Louise Sachs, [1816-1894] (..) Tochter eines badischen Majors, welche er bei dem ihm von München her befreundeten Schlachtenmaler Feodor Dietz kennen lernte, (…).“ 1) Schwind bekam mit seiner Frau sechs Kinder, von denen zwei im Kindesalter verstarben.

1847 wurde Schwind Professor an der Akademie der Bildenden Künste München.

„Eine willkommene Gelegenheit, seinem guten oder bösen Humor Luft zu verschaffen, boten die von Schwind’s altem Freunde Kaspar Braun, (…) kurz zuvor begründeten und redigirten ‚Fliegenden Blätter‘ und die alsbald vielbeliebten ‚Münchener Bilderbogen‘. S. zeichnete eine Anzahl der schnurrigsten Einfälle und schönsten Erfindungen seiner Laune, (…) Doch viele „rümpften (..) die Nase“ und bedauerten den Künstler, „‘der so tief gesunken [sei], daß er sogar Bilderbogen mache‘. Von der Tragweite dieses ächt volksthümlichen Unternehmens, von dem unschätzbaren Verdienst, die herrlichsten Erzeugnisse der Kunst in allen Schichten einzubürgern, hatten noch die Wenigsten eine Ahnung. (…),“ 1) heißt es in der Allgemeinen Deutschen Biographie aus dem Jahre 1891.

Schließlich erhielt Schwind den Auftrag, die restaurierte Wartburg auszumalen.

„Die 1854/55 geschaffenen Wandgemälde auf der Wartburg – zum Beispiel der ‚Sängerkrieg‘– gehören zu seinen bekanntesten Werken. Die Gemälde zeigen Momente aus der thüringischen Geschichte, insbesondere dem Leben der Elisabeth von Thüringen. 1855 wurde er zusammen mit seinen Brüdern August (Ministerialrat) und Franz (Bergrat) in den Ritterstand erhoben.“ 2)

Besonders auf dem Gebiet Märchenillustrationen war Schwind ein Könner. So heißt es in der Allgemeinen Deutschen Biographie: „Seine besondere Domäne, in der er keinen Nebenbuhler hat, sind aber die Sagen und Legenden des deutschen Mittelalters, mit ihren Eremiten, ihren die Quellen und Flüsse bevölkernden Nixen, ihren Zwergen, Riesen und auf Abenteuer ausziehenden Rittern‘. (…). ‚Das liebliche Märchen vom Aschenprödel ist in Schwind’s Händen zu einer Verherrlichung der jungfräulichen Demuth und Anspruchslosigkeit, der Mädchenhaftigkeit geworden, die Schwester mit den sieben Raben zu einem Ruhme der weiblichen Treue und Geschwisterliebe, die schöne Melusine zu einem Hymnus auf die eheliche und mütterliche Zärtlichkeit, während in dem Elisabeth-Cyklus der Wartburg die weibliche Religiosität in der Form der Ergebung, der Sanftmuth und der werkthätigen Menschenliebe künstlerisch verherrlicht wurde. Alle zusammen bilden sie aber eine Apotheose des Frauenherzens und der Frauentugend, des Liebes- und Familienlebens, wie sie nicht anmuthiger und seelenvoller gedacht werden kann. Dies ist ihr eigentlicher Inhalt, um den sich die märchenhafte Einkleidung gleichsam als liebenswürdige Arabeske herumschlingt‘. (…).“ 1)