Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Bissingstraße

Heimfeld/Harburg (1950 und 2023): Baron Ferdinand von Bissing (3.2.1787-7.6.1856 Nienburg a. d. Weser), ließ ab 1835 den als Exerzierplatz benutzten Schwarzenberg als Parklandschaft anlegen. Mitbenannt 2023 nach dessen Ehefrau, der Schriftstellerin Henriette Dorothea von Bissing, geborene Krohn (31.11.1798 Waren – 22.1.1879 Anklam)


Siehe auch: Slomanstraße

Bereits in der NS-Zeit wurde die Bissingstraße als neuer Straßenname (alter Straßenname: Am Schwarzenberg ) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.

Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen. Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde die Bissingstraße 1950 benannt.

Warum in Hamburg Harburg eine Straße nach dem Offizier Baron Ferdinand von Bissing benannt wurde, wird folgendermaßen erklärt: „Die älteste öffentliche Grünfläche Harburgs geht auf einen königlich-hannoverschen Offizier, Major Ferdinand von Bissing zurück. Dieser war zur damaligen Zeit stellvertretender Bataillons-Kommandeur der nahen Schwarzenberg -Kaserne. Im Jahr 1835 veranlasste er seine Soldaten, den Nordhang des tristen Berges zu bepflanzen, um somit eine parkähnliche Anlage zu schaffen. Leider hatte er es versäumt, sich dafür die Genehmigung des kommandierenden Generals einzuholen, was ihm eine Strafversetzung nach Nienburg/Weser einbrachte. Als Erinnerung an den ungeschickten Offizier ließ man ihm später in der Parkanlage ein Denkmal errichten.“ 1)

Und Adalbert Holtz und Horst Homann erklären: „Am 25. Juli 1846 nahm er [Bissing] am Großen Norddeutschen Sängerfest in Harburg teil. Auf der ‚Bissinghöhe‘ wurde ein hölzerner ‚Bissing-Pavillon‘ und 1860 ein Denkstein für ihn errichtet und am 28. Oktober 1890 ein Verschönerungsverein ‚Bissing‘ gegründet, der bis zum Ende des 1. Weltkriegs hier tätig war.“ 2)

„Was von Bissing, den es mehr zufällig nach Harburg als Garnisonstadt verschlagen hatte und der privat in der Mühlenstraße wohnte, dazu bewogen hatte, ist nicht überliefert. Vielleicht war er der erste Grüne, oder gar ein grüner Realo, vielleicht hat aber auch seine aus Mecklenburg stammende Frau Henriette, eine damals bekannte Romanschriftstellerin, ihren Mann beeinflußt.“ 3)

Wer war diese Henriette Dorothea von Bissing, geb. Krohn (31.1.1798 Waren – 22.1.1879 Anklam), die seit 1813 mit dem aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht stammenden Wilhelm Ferdinand von Bissing verheiratet war? 4) Durch ihre Heirat mit einem „Militär“ wurde sie nicht nur eine Soldatenehefrau, die die vielen Ortswechsel und Umzüge ihres Ehemannes mitmachte, sie war gleichzeitig auch Schriftstellerin.

Ihren Durchbruch als Schriftstellerin erlangte sie mit ihrem 1841 veröffentlichten Roman „Die Familie Steinfels oder die Kreolin“. Dies blieb nicht ihr einziger Roman. Sie schrieb noch weitere, so z. B. „Das Leben der Dichterin Amalie von Helvig, geb. Freiin von Imhoff“ (1889). Henriette von Bissing „schrieb im Stil der Spätromantik wie Gräfin Ida Hahn-Hahn mehrere Romane ohne poet. Tiefe, doch in echter Fraulichkeit.“ 5)

„In Hamburg pflegte [Henriette] von Bissing engen Kontakt zur Familie Robert Miles Slomans, in dessen Tochter, der Schriftstellerin Eliza Wille [siehe zu ihr unter Slomanstraße], sie eine geneigte Kritikerin ihrer Werke fand. Ihre Ziehtochter Alwine von Bissing (geb. Heins) heiratete später John Sloman, einen Neffen Robert Slomans.“ 6)

Zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes zog Henriette von Bissing zu ihrer Mutter nach Rostock. Nach deren Tod siedelte Henriette von Bissing zu ihrer Schwester nach Anklam um, wo sie 1879 verstarb.