Theodor-Yorck-Straße
Harburg (2013): Theodor Yorck (Jork, Jorck, Yorck) (13.5.1830 Breslau-1.1.1875 Hamburg), Tischler, Vorstand des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, Präsident des Allgemeinen Deutschen Holzarbeitervereins.
Siehe auch: Audorfring
Seine Mutter starb, als Theodor Yorck ein Jahr alt war. Sein Vater arbeitete als Tischlermeister. So absolvierte auch Theodor nach dem Abschluss der Volksschule eine Tischlerlehre. „Seine Gesellenwanderschaft (1849–1855) führte ihn durch Österreich und Deutschland. 1855 zog er nach Hamburg und 1856 nach Harburg, das damals zum Königreich Hannover gehörte. (…). Er trat 1867 in den Hamburger Arbeiterbildungsverein ein und lernte Jakob Audorf [siehe: Audorfring] kennen und durch ihn die Schriften Wilhelm Weitlings. Durch einen Arbeitsunfall wurde sein Bein verletzt, sodass er lebenslang hinken musste. Am 28. Juni 1867 heiratete Yorck die aus Breslau stammende Helene Graaß. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor. [Mehr ist nicht über das Familienleben bekannt] 1871 zog er mit seiner Familie nach Hamburg. Im Herbst 1873 wurde er schwer krank, sodass er alle Partei- und Gewerkschaftsämter niederlegen musste“, heißt es in Wikipedia und ähnlich auch in der Hamburgischen Biografie.1)

Der Historiker Arno Herzig schreibt über Yorck: „York zählt zu den bestimmenden Persönlichkeiten der frühen Arbeiterbewegung. In Harburg schloss er sich 1857 dem dort vom liberalen Bürgertum initiierten Arbeiterbildungsverein (ABV) an. Hier setzte er sich als Vorstandsmitglied für soziale Vereinsziele ein, so für die Gründung einer Krankenkasse. Auch versuchte er eine Politisierung des Vereins durch die Einrichtung von ‚Literarischen Abendunterhaltungen‘ zu erreichen, bei denen sich Arbeiter im Reden – auch über politische Themen – üben konnten. Aufgrund seiner Politisierungsversuche musste er 1862 den ABV verlassen. Dennoch gehörte er im Juni desselben Jahres auf Vorschlag des Harburger Magistrats zu der vom Deutschen Nationalverein bezahlten 21-köpfigen Arbeiterdelegation, die die Londoner Weltausstellung besuchen durfte. Dort kam er in Kontakt mit Wilhelm Liebknecht und dem Londoner kommunistischen Arbeiterbildungsverein.
Infolgedessen brach York mit der vom liberalen Bürgertum unterstützen Arbeiterbildungsbewegung.“2)
Und in Wikipedia heißt es weiter: „Auf Grund von Ferdinand Lassalles [siehe: Lassallestraße] ‚Offenem Antwortschreiben‘ vom 1. März 1863 [„mit dem dieser das Leipziger ‚Zentralkomitee für die Berufung eines Arbeiterkongresses‘ zur Gründung einer von den bürgerlichen Parteien unabhängigen Arbeiterpartei aufgerufen hatte“3] gründete Yorck am 24. April 1863 den ‚Harburger Allgemeinen Arbeiter-Verein‘. Er nahm am 23. Mai 1863 an der Gründungsversammlung des ADAV in Leipzig teil. Weil er die diktatorischen Vollmachten des Präsidenten Ferdinand Lassalle ablehnte, gab er bei dessen Wahl nur einen leeren Stimmzettel ab. Yorck wurde trotzdem in den Vorstand des ADAV gewählt, dem er bis 1869 angehörte. Bei der Reichstagswahl 1867 erhielt er 1287 Stimmen und damit im Stadtgebiet von Harburg fünf Stimmen mehr als sein Gegenkandidat, der liberale Bürgermeister August Gumbrecht. Am 27./28. September 1868 nahm Yorck als Präsident des ‚Gewerkvereins der Deutschen Holzarbeiter‘ in Berlin am Kongress des ‚Allgemeinen Deutschen Arbeiterverbandes‘ teil. Das Verhalten von Johann Baptist von Schweitzer führte ihn 1869 nach Eisenach zu August Bebel [siehe: August-Bebel-Park] und Wilhelm Liebknecht in die SAPD, (…). Auf dem Eisenacher Kongress vom 7. bis 9. August 1869 schlug Yorck vor, dass die Vereinigung der Arbeiter nur auf dem Boden der Internationalen Arbeiterassoziation möglich sein solle. Auf gemeinsamen Antrag von Bebel und Yorck wurde beschlossen: ‚Die sozialdemokratische Arbeiterpartei betrachtet es als eine Pflicht eines jeden Parteigenossen, auf eine Einigung der Gewerkschaften mit allen Mitteln hinzuwirken, hält aber die Bedingung fest, daß die Gewerkschaften sich von dem Arbeiterschaftspräsidium des Herrn von Schweitzer lossagen. Zugleich empfiehlt der Kongreß die weitere Bildung von Gewerksgenossenschaften auf internationaler Grundlage‘“4)
Theodor Yorck war Präsident der Holzarbeitergewerkschaft, die er mitbegründet hatte. „1870 wurde er Mitglied der Parteikontrollkommission. 1871 bis Herbst 1873 war er Mitglied und bezahlter Sekretär des Parteiausschusses. (…). Er spielte eine führende Rolle in den Internationalen Gewerksgenossenschaften. Er war bestrebt die Spaltung der Gewerkschaftsbewegung durch eine Union zu überwinden und plädierte für die parteipolitische Neutralität der Gewerkschaften.“ 5)
„Den Vereinigungsparteitag des ADAV und der SDAP vom 22. Bis 27. Mai 1875 in Gotha, an dessen Vorbereitungen er noch teilgenommen hatte, erlebte York nicht mehr. Er starb am ersten Tag dieses für die Arbeiterbewegung wichtigen Jahres. Doch seine Beerdigung auf dem Michaelisfriedhof in Hamburg am 3.Januar, an der etwa 7000 Menschen teilnahmen, wurde zur ersten gemeinsamen Veranstaltung beider Parteien auf dem Weg zu ihrer Vereinigung.“6)