Bodestraße
Bergedorf/Lohbrügge (1949): Wilhelm Bode (20.10.1860 Lüneburg -10.6.1927 Wilsede), Pastor, förderte den Naturschutz, insbesondere den Naturschutzpark Lüneburger Heide
Bereits in der NS-Zeit wurde die Bodestraße als neuer Straßenname (alter Straßenname: Moltkestraße) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.
Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen. So entschloss sich das NS-Regime 1938, „insbesondere Namen aus dem niederdeutschen Raum“ und „Personen der schleswig-holsteinischen Geschichte“ bei der neuen Straßennamenvergabe zu berücksichtigen.
Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde die Bodestraße 1949 benannt.
Nachdem Bode 1884 in Dserwen in Kurland eine Hauslehrerstelle bei der Familie von Manteuffel angenommen hatte, lernte er dort seine zukünftige Ehefrau, die russische Lehrerin Iraida Fadejew (1859-1954) kennen. 1888 heiratete das Paar und bekam zwischen 1889 und 1902 vier Kinder.
Bode verschrieb sich dem Genossenschaftsgedanken und gründete z. B. 1888 den Egestorfer Spar- und Darlehnskassenverein, 1890 die Landesgenossenschaftskasse in Hannover, 1920 die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft für Egestorf und Umgebung. Auf seine Initiative hin wurde 1898 in Salzhausen ein genossenschaftliches Krankenhaus gegründet. Außerdem engagierte sich Bode auf dem Gebiet des Naturschutzes. 1)
„1923 wurde Wilhelm Bode vom Konsistorium der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers wegen angeblicher Pflichtverletzung aus seinem Amt entlassen. Das Konsistorium bezog sich hierbei unter anderem auf Vorwürfe eines außerehelichen sexuellen Verhältnisses Bodes mit Dora Heinrichs, der jungen Wirtin des Gasthauses zum Heidemuseum. Es ist bis heute ungeklärt, ob diese Vorwürfe der Wahrheit entsprachen oder ob es sich um gezielt gestreute Gerüchte von Landbesitzern und Bodenspekulanten handelte, die die Unterschutzstellung des Gebietes um den Wilseder Berg in den frühen 1920er Jahren intensiv bekämpften.“ 2)