Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Wilsonstraße

Jenfeld (1947 und 2014 Straßenverlängerung): Thomas Woodrow Wilson (28.12.1856 Staunton, Virginia – 3.2.1924 Washington), Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Friedensnobelpreisträger.


In diesem Beitrag wird das N***Wort im Zitat ausgeschrieben.

Vor 1947 hieß die Straße Tangastraße v. Tonndorfer Weg b. Kuehnstraße, benannt vor 1938, Schlacht bei Tanga, Sieg des deutschen Generals Lettow-Vorbeck über britisch-indische Truppen bei Tanga. Motivgruppe: Namen aus dem Ersten Weltkrieg: Kolonien. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946) und (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Straße umbenannt in Wilsonstraße. Die Umbenennung - wie auch andere Umbenennungen - erfolgte auf Anweisung der britischen Militärregierung, denn „vor dem Hintergrund der veränderten politischen Landschaft gerieten die sogenannten ‚militärischen‘ Namen erstmals ins Blickfeld. Die Umbenennung dieser Namensgruppe wurde durch eine ausdrückliche Anweisung der Militärregierung veranlasst und stellte die zweite Welle von politisch motivierten Umbenennungen der Nachkriegszeit dar. Im Jahre 1946 gab es nach einer Aufstellung des Bauamtes 145 Straßen, die nach ‚Militärpersonen, militärischen Ereignissen und militärischen Einrichtungen‘ benannt worden waren. Etwa 18 davon waren in der Zeit zwischen 1933 bis 1945 entstanden. (…). Der Senat erörterte dieses Thema in seiner Sitzung am 22. Januar 1946. Man betrachtete lediglich 37 Namen als nicht akzeptabel, darunter 28 Namen von Generälen und Admirälen und einigen militärischen Einrichtungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurden im Laufe der nächsten zwei Jahre umbenannt.“ (Siehe auch unter Kriegerdankweg und Paul-Bäumer-Brücke). (Bericht über Umbenennungen von Straßennamen in Hamburg seit 1918, März 1987, Staatsarchiv Hamburg, S. 16.)

Thomas Woodrow Wilson war Mitglied der Demokratischen Partei und der 28. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. „Nach anfänglicher Neutralität traten die Vereinigten Staaten während seiner zweiten Amtszeit 1917 in den Ersten Weltkrieg ein. Bei der Pariser Friedenskonferenz 1919 gehörte er dem Rat der Vier an. Weitgehend auf seine Initiative geht die Gründung des Völkerbundes zurück. 1919 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.“ 1)

Über seine familiäre Herkunft heißt es in Wikipedia: „Wilsons Mutter, Jessie Janet Woodrow (1826–1888), wurde in Carliste (England, Großbritannien) geboren, sein Vater, Joseph Ruggles Wilson (1822–1903), in Steubenville, Ohio. Das Elternpaar begab sich 1851 in die Südstaaten und sympathisierte dort mit der Konföderation. Woodrow Wilsons Vater war ein promovierter Theologe und Pfarrer der Presbyterianischen Kirche, sah darin jedoch keinen Widerspruch zur Sklaverei und hielt eigene Sklaven.“ 2)

Woodrow Wilson studierte nach dem Besuch von Privatschulen an der Princeton University mit Abschluss Bachelor of Arts. Dann studierte er ein Jahr lang Jura und absolvierte daraufhin ein dreijähriges juristisches Praktikum. Danach studierte er Geschichte und Politikwissenschaften und schloss sein Studium 1886 mit der Promotion ab. Er arbeitete anschließend als Lehrer an einer höheren Lehranstalt für Mädchen. In dieser Zeit heiratete der damals 30-Jährige 1885 die damals 25-jährige Ellen Luise, geborene Axson (15.5.1860 Savannah, Georgia – 6.8.1914 im Weißen Haus, Washington D. C.).

Die erste Ehefrau: Ellen Luise Wilson, geborene Axson
Die Tochter von Margaret Jane Axson, geborene Hovt und des Reverend Samuel Edward Axson der Presbyterian Church, hatte Thomas Woodrow Wilson bereits in ihrer Kindheit kennengelernt, denn ihr Vater diente mehrmals Wilsons Vater in der Ausübung der geistlichen Tätigkeiten. Das Paar bekam drei Kinder, geboren 1886, 1887 und 1889.

Vor der Heirat hatte Ellen Luise Axson ab 1871 am Rome Female College studiert. Ihr besonderes Interesse galt der Kunst. Sie studierte Kunst und Fremdsprachen. „Sie zeichnete Buntstiftporträts nach Fotografien, die sie verkaufte, (…) . Ihr jüngstes Geschwisterchen wurde im Oktober 1881 geboren und ihre 43-jährige Mutter erkrankte an Kindbettfieber; Sie starb weniger als einen Monat später. Eine Tante in Gainesville nahm das Baby und überließ es Axson, sich zu Hause um ihre beiden jüngeren Brüder zu kümmern. Ihr verwitweter Vater verfiel in eine tiefe Depression und brauchte gelegentlich Erholungsurlaub von seiner Kirche.“ 3)

Drei Jahre nach der Hochzeit wurde Thomas Woodrow Wilson 1888 Professor für Geschichte und Volkswirtschaftslehre an der Weslevan University in Middletown, Connecticut. Damals waren die beiden bereits geborenen Kinder zwei und ein Jahr alt. Ein Jahr nach der Geburt des dritten Kindes erhielt Wilson 1890 eine Professur für Rechtswissenschaft und Nationalökonomie in Princeton, wo er zwischen 1902 und 1910 als Universitätspräsident fungierte. „In dieser Position empfahl Wilson Schwarzen, sich dort nicht für einen Studienplatz zu bewerben, um den ‚Rassenfrieden‘ zu erhalten. 1901 veröffentlichte Wilson sein fünfbändiges Geschichtswerk A History of the American People. Im Abschnitt über die Rekonstruktionszeit nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg zeigte er großes Verständnis für den 1865–1875 aktiven Ku-Klux-Klan und äußerte sich abfällig über Schwarze: ‚Die weißen Männer des Südens waren aufgerüttelt durch den bloßen Selbsterhaltungstrieb, sich – mit gerechten Mitteln oder mit schrecklichen – zu befreien von der unerträglichen Last einer Regierung, die sich auf die Stimmen der ungebildeten Neger stützte und im Interesse von Abenteurern geführt wurde; (…) Jede ländliche Gegend wünschte sich ihren eigenen Ku-Klux, gegründet in Verschwiegenheit und Geheimnis wie die Mutter-‚Höhle‘ in Pulaski, bis letztlich ein großer Ku-Klux-Klan, ein ‚Unsichtbares Reich des Südens‘ entstanden war, in lockerer Organisation miteinander verbunden, um das Land des Südens vor einigen der übelsten Gefahren in einer Zeit der Umwälzung zu schützen,‘“ 4) ist in Wikipedia nachzulesen.

Während Wilson beruflich Karriere machte, widmete sich seine Frau den hausfraulichen und mütterlichen Pflichten – war ihrem Ehemann also eine pflichtbewusste Ehefrau und ließ ihre künstlerischen Ambitionen beiseite. Erst nachdem die Kinder älter waren und „sich die Finanzen der Familie verbesserten (…) nahm Wilson ihre Malerei wieder auf. Sie wandte sich ganz ihrer Kunst (…) zu [und] (…) verbrachte einige ihrer Sommer in der Künstlerkolonie in Old Lyme, Connecticut (…).“ 5)

Als Wilson 1911 Gouverneur von New Jersey geworden war, übernahm Ellen Luise Wilson die Rolle der Politikergattin, die repräsentative Aufgaben übernahm.

1913 wurde Wilson zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Dies sollte er bis 1921 bleiben. Die Familie zog ins Weiße Haus und Ellen Luise übernahm die Rolle der First Lady. „Als First Lady machte sich Wilson Sorgen über die miserablen Bedingungen in den Gassen und Seitenstraßen von Washington und setzte sich für die Verabschiedung eines Gesetzentwurfs zur Säuberung der Straßen ein. (…). Sie plante auch den berühmten Rosengarten, der bis heute ein beliebter Teil des Geländes des Weißen Hauses ist. (…)“ 6)
1914 erkrankte Ellen Luise Wilson schwer an einer entzündlichen Nierenerkrankung und starb wenige Monate später. Sie wurde neben ihren Eltern beigesetzt.

Zweite Ehe mit Edith Bolling Galt
Ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Woodrow Wilson Edith Bolling Galt (15.10.1872 Whyteville, Virginia – 28.12.1961 Washington D. C.). Sie war damals 43 Jahre alt und Witwe. Die beiden hatten sich 1915 kurz nach dem Tod von Ellen Luise Wilson kennengelernt, als Edith Bolling „mit ihrer engen Freundin Helen Bones, einer Cousine des Präsidenten, das Weiße Haus besuchte. Die beiden fühlten sich sofort zueinander hingezogen und begannen, sich Briefe zu schreiben. In ihrer Korrespondenz sprachen sie über ihre Zuneigung, aber auch über politische Ereignisse. Präsident Wilson bat sie oft um Rat in Bezug auf seine Reden und den Krieg in Europa. Schon nach wenigen Monaten Beziehung machte er ihr einen Heiratsantrag (…).“ 7).

Edith Bolling Galt war die Tochter von Sarah Bolling, geborene Spears White und des Richters William Holcombe Bolling. Im Alter von 15 Jahren verbrachte sie ein Studienjahr am Martha Washington College, um Musik zu studieren. „Das zweite Studienjahr verbrachte sie in Richmond, Virginia.“ 8) „Ihr Vater lehnte es ab, mehr für Ediths Schulbildung auszugeben, da ihm die Erziehung ihrer drei Brüder wichtiger war.“9)
1896 heiratete die damals 24-Jährige den zwölf Jahre älteren Juwelier Norman Galt. Das Paar bekam ein Kind, das aber nur wenige Tage alt wurde. Nachdem Norman Galt 1908 gestorben war, führte sie sein Silbergeschäft weiter und wurde erfolgreich damit.

Nachdem Edith Galt First Lady geworden war, „wollte [sie] ihren Mann unbedingt bei seiner Arbeit unterstützen, nahm an seinen Sitzungen teil und war davon überzeugt, ihn besser zu beraten als Außenminister Lansing oder Wilsons langjähriger Freund Colonel House. Edith Wilson sorgte sich auch darum, dass Wilson gesund blieb. Dafür ging sie täglich mit ihm spazieren, reiten oder Golf spielen.

Nachdem die Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg eingetreten waren, wurde Edith Wilson zum Vorbild für das Verhalten in Kriegszeiten in Amerika. Sie versprach, ihren Lebensstil während des Krieges einzuschränken, Lebensmittel zu rationieren und keine Partys im Weißen Haus mehr zu geben. Einen Teil ihres Büros machte sie zum Nähzimmer, in dem sie und andere Frauen des Weißen Hauses Socken und Pyjamas für das Rote Kreuz fertigten, und sie ermutigte die Frauen Amerikas, dasselbe zu tun.“10)

Als im Oktober 1919 Wilson einen Schlaganfall erlitt, pflegte ihn Edith Wilson. Mehrere Monate war er bettlägerig. „Edith Wilson befürchtete, der Stress eines Rücktritts würde seine Krankheit nur verschlimmern, also tat sie, was sie konnte, um ihn im Amt zu halten. Sie wurde Wilsons Verwalterin - und die einzige Verbindung zwischen dem Präsidenten und dem Rest der Welt. Sie traf sich mit jedem, der ihn sehen wollte, und entschied, welche Informationen an ihn weitergegeben wurden und welche nicht, je nachdem, was sie für wichtig hielt. Sie verfasste seine gesamte Korrespondenz und unterzeichnete Dokumente mit einem Stempel, der mit seiner Unterschrift versehen war. Die Isolation des Präsidenten führte in Verbindung mit anderen Problemen zum Scheitern des Versailler Vertrages im Senat und zur Entlassung von Oberst House. Angesichts ihres extremen Engagements und Einflusses wird Edith Wilson von 1919 bis zum Ende der Amtszeit von Präsident Wilson im Jahr 1921 als De-facto-Präsidentin angesehen.“ 11)

Präsident Thomas Woodrow Wilson und Rassismus
„Wilson unterstützte die Südstaaten in ihrem Anliegen, das die Schwarzen benachteiligende Wahlrecht zu bewahren und ohne Eingriffe der Bundespolitik die Rassentrennung (‚Segregation‘) zu festigen

Als Präsident brachte er viele weiße Südstaatler in politische Ämter und führte in den Bundesbehörden und im Militär– trotz Protesten – die Rassentrennung wieder ein, die es dort seit dem Bürgerkrieg nicht mehr gegeben hatte. Von den 17 afroamerikanischen Beschäftigten mit Leitungspositionen, die es während der Taft-Regierung in Bundesbehörden gab, entließ Wilson alle bis auf zwei. Für die verbliebenen schwarzen Bediensteten wurden separate Toiletten und Kantinen eingeführt, in einigen Büros auch Trennwände, die sie von den weißen Mitarbeitern abschirmten. (…)

Während Kabinettssitzungen erzählte der Präsident gerne ‚darky stories‘ (rassistische Witze über Schwarze). D. W. Griffiths Film Die Geburt einer Nation, der den historischen Ku-Klux-Klan verherrlicht und zu dessen Wiederbelebung führte, ließ Wilson 1915 im Weißen Haus vorführen. (…).“12)

Warum Wilson den Friedensnobelpreis bekam
Auf der Website „FriedenFragen gemeinsam Frieden erleben“ der Berghof foundation heißt es: „Woodrow Wilson entwarf 1918 einen 14 Punkte Plan. Dieser 14 Punkte Plan beinhaltete auch Friedensverträge zwischen den kämpfenden Ländern in Europa. Damit wurde der erste Weltkrieg beendet. Woodrow Wilson meinte, für eine Zukunft ohne Krieg brauche es Vertrauen und ein Gefühl von Sicherheit zwischen den Ländern. Dies sollte mit Hilfe von Regeln erreicht werden, an die sich alle Länder halten müssen. Auch sollte es die Möglichkeit von Strafen geben, wenn ein Land diese Regeln bricht. Auf der ganzen Welt versuchte Woodrow Wilson, Regierungen von seiner neuen Idee eines gemeinsamen Völkerbundes zu überzeugen.

Dass sich Staaten zu einer Organisation zusammenschließen, die verbindliche Regeln entwirft und auftretende Streitigkeiten zwischen Ländern über Verhandlungen gewaltfrei löst, war zu der Zeit eine ganz neue Idee. 1919 wurde auf seinen Vorschlag hin dieser Völkerbund gegründet.

Für seine Idee des Völkerbundes erhielt Woodrow Wilson 1919 den Friedensnobelpreis.“ 12)