Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Bonifatiusstraße

Wilhelmsburg (1927), benannt nach der Lage der dortigen katholischen Bonifatius Kirche, die 1927 nach dem frühmittelalterlichen Missionar Bonifatius geweiht wurde.


Siehe auch: Bonifatiusplatz
Siehe auch: Veringstraße

1893 schenkte Hermann Vering (siehe: Veringstraße) dem Bischof von Hildesheim ein großes Grundstück und Bargeld für den Bau einer katholischen Kirche an der “Karlstraße”.

0340 Bonifatius
Kirche St. Bonifatius; Quelle: Günter Stello

1900 wurde die dortige Straße Karlstraße - nicht zu verwechseln mit der heutigen Karlstraße in Hamburg Uhlenhorst - nach dem Mäzen und Kommerzienrat Karl Vering benannt. 1927 wurde die Straße umbenannt in “ Bonifatiusstraße ”. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Bonifatius, Geburtsname Wynfreth, wurde um 673 in Crediton (England) geboren und starb am 5.6.754 oder 755 in Friesland bei Dokkum. Er gehörte zu den bekanntesten christlichen Missionaren.

Bonifatius führte Briefverkehr mit Frauen und schrieb auch über sie. Er fand Unterstützerinnen z. B. in Lioba, Bugga, Walburga und anderen Frauen. Es waren Äbtissinnen und Nonnen, „die zum Teil dem angelsächsischen Hochadel angehörten“1) und als Kinder in Klöstern unterrichtet worden waren. Sie konnten Latein lesen und schreiben.

Für seine Missionsarbeit benötigte Bonifatius gelehrte Frauen, damit sie die christliche Mission unter die Bevölkerung brachten. So setzte er sich für Frauen ein, indem er Frauenklöster errichten ließ wie z. B. die Frauenklöster Bischofsheim an der Tauber, Kitzingen und Ochsenfurt. Die mit Bonifatius korrespondierenden Frauen versicherten ihm „ihre Unterstützung und sind über dessen Missionspläne und Fortschritte aus seinen Briefen an sie wohlinformiert“. 1)

Unter den Nonnen gab es welche, die die in Klöstern errichteten Schulen, führten. Daneben gab es Nonnen, die gerne auf Pilgerreise gingen. Motive fürs Pilgerreisen waren u. a. Abenteuerlust, aber auch Vereinsamung. Bonifatius war allerdings gegen Pilgerreisen von Nonnen eingestellt, denn er glaubte, dass die Gefahren draußen im Land die Nonnen zugrunde richten würden und auch, weil einige Nonnen auf diesen Reisen wenig keusch blieben. 2) Dazu schreibt Gerald Krutzler in seiner Dissertation „Fremdwahrnehmungen in der frühmittelalterlichen Ethnographie“: „Eangynth und Bugga wollen nach Rom reisen, Wiethburg und Bugga haben die Reise tatsächlich unternommen, wobei Wiethburg in Rom im Gefängnis landete, die Reise Bonifatius später aber positiv schilderte. Obwohl Bonifatius Bugga nicht von der Reise abhalten will und ihr von Wiethburgs positiven Eindrücken berichtet, tritt er später als entschiedener Gegner der Romreisen angelsächsischer Frauen auf: Mitte der 740er Jahre machte Bonifatius Erzbischof Cudberth von Canterbury auf das Problem der Romreisen besonders für Nonnen aufmerksam, die häufig als Prostituierte endeten. (…)

Bei Bonifatius erscheinen zwei Typen von Frauen: Einerseits die Frauen, mit denen er korrespondiert, die Angehörige des geistlichen Standes und der angelsächsischen Aristokratie sind, und andererseits die Frauen, über die er korrespondiert. Während er seinen Korrespondenzpartnerinnen mit freundlicher Liebenswürdigkeit begegnet und in den Briefen seine zumindest ausgedrückte Wertschätzung für sie deutlich wird, hat er über christliche Frauen insgesamt offenbar keine hohe Meinung, sondern sieht sie als sündhafte und triebgesteuerte Wesen, die durch diese Schwäche sich selbst und sogar ganze Völker ins Verderben reißen können. Das kann für ihn und seine Mission hinderlich sein, wenn ihn Leute, die er eigentlich belehren will, mit ehemaligen angelsächsischen Nonnen konfrontieren, die entlang der Pilgerwege nach Rom nun als meretrices ihre Dienste anbieten, weshalb er von den angelsächsischen Bischöfen ein Verbot für Frauen, nach Rom zu pilgern, erwirken will, obwohl er selbst Bugga davon nicht abzubringen versucht. Offenbar hatte er zu ihm bekannten Frauen größeres Vertrauen als zu anderen. Neben den tatsächlich als Prostituierte im eigentlichen Sinn anzusehenden gestrandeten Pilgerinnen in urbanen Zentren verwendet Bonifatius das Wort meretrix auch zur Bezeichnung christlicher Frauen, die Ehebruch (adulterium) betreiben und der Ausschweifung (luxuria) ergeben sind, und zwar unabhängig davon, ob sie Nonnen im Kloster sind oder nicht, und ob sie der gens Anglorumoder einer anderen christlichen gens angehören, während er das Wort für die äußerst seltenen Ehebrecherinnen in antiqua Saxonia nicht gebraucht. Heidnische Frauen sieht Bonifatius hingegen so, wie christliche Frauen seiner Meinung nach eigentlich sein sollten, keusch und treu, wie bei Sachsen und Wenden, was sogar soweit geht, dass sie, wie im Fall der Wenden, dem toten Gemahl auf den Scheiterhaufen folgen. (…)

Vordergründig sorgte sich Bonifatius (…) um die Moral der angelsächsischen Frauen, daneben ging es ihm aber auch und vor allem um das Ansehen der gens Anglorum in den Ländern, in denen er aktiv war. Das unmoralische Verhalten der angelsächsischen Frauen und Nonnen, egal ob aus der Not einer festsitzenden Pilgerin oder aus dem Lebensstil der Könige und der Oberschicht entsprungen, beschädigte das Ansehen der gens Anglorum und somit auch das Ansehen der angelsächsischen Missionare, die jedoch auf die Unterstützung der politischen Führungsschicht in den Ländern, in denen sie aktiv waren, angewiesen waren. Die Kritik des Bonifatius am Verhalten seiner gens und vor allem von deren Frauen entspringt also vor allem seinem Eigeninteresse. Gleichzeitig mochten seine Kontakte zu Frauen, die einflussreich waren und dem Hochadel angehörten, auch dazu geeignet gewesen sein, seine Mission politisch und materiell zu unterstützen, auch wenn die Briefe darüber nichts aussagen.“ 1)

Lioba: Schutzpatronin der Bierbrauer und Schneider
Eine bedeutende Mitstreiterin des Heiligen Bonifatius war Lioba. Über sie schreibt Anja Legge in ihrer Abhandlung „Heilige und Selige im Bistum Würzburg“: Die Heilige Lioba von Tauberbischofsheim war „eine der bekanntesten Mitstreiterinnen des hl. Bonifatius (…). Lioba kam vermutlich um 710 als Tochter der adeligen Landbesitzer Dynne und Aebbe, die mit dem heiligen Bonifatius verwandt waren, zur Welt. (…). Um 720 schickten Liobas Eltern ihre Tochter zur Erziehung in das berühmte Benediktinerinnenkloster Wimborne in der Grafschaft Dorset, wo seinerzeit rund 500 Frauen lebten. Dort wurde sie in Grammatik und den freien Künsten unterrichtet, las die Heilige Schrift und erhielt eine umfassende literarische und theologische Bildung. (…) Lioba lebte dann in den Klöstern Kent und Minster (Ramsgate), die den hl. Bonifatius bei seiner Missionsarbeit im Fränkischen Reich unterstützten. Lioba kannte Auftrag und Missionswerk ihres Verwandten Bonifatius sehr gut und entwickelte eine rege Zuneigung zu ihm; in einem Brief an den großen Missionar und Bistumsgründer schrieb sie einmal: ‚Ich bin die einzige Tochter meiner Eltern, und wenn ich dich, so unwürdig ich dessen bin, an Bruder Statt erhalten könnte, wäre ich sehr glücklich, weil ich zu keinem andern Menschen aus meinem Geschlecht ein solches Zutrauen habe wie zu dir‘. Um 735 folgte Lioba gemeinsam mit Cynehild, Walburga und ihrer Cousine Thekla Bonifatius' Ruf ins Frankenreich. Dieser wollte mit Hilfe der angelsächsischen Ordensfrauen sein Missionswerk zusätzlich festigen und den Glauben tiefer verwurzeln. (…) Lioba machte er zur Äbtissin des Klosters Tauberbischofsheim, wo sie vor allem Frauen und Töchter des örtlichen Adels unterrichtete. (…). Auch Lioba selbst gründete in den folgenden Jahren mehrere Klöster und errichtete in Tauberbischofsheim eine Klosterschule zur Ausbildung des Lehrerinnennachwuchses. Als Oberleiterin war sie auch für Klöster in der Umgebung zuständig.(…) Bevor Bonifatius zu seiner letzten Missionsreise aufbrach, soll er Lioba noch einmal getroffen haben und ihr – in Vorahnung des bevorstehenden Todes – sein Mönchsgewand überreicht haben. Später reiste Lioba oft zum Grab des Hl. Bonifatius nach Fulda, wo sie als einzige Frau Zugang zum Kloster hatte. Wegen zunehmender Altersgebrechen zog sich Lioba schließlich auf das Königsgut Schornsheim zurück, das ihr Karl der Große geschenkt hatte. Lioba starb vermutlich 782 (oder 789) in Schornsheim bei Mainz.“ 3)