Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Traute-Lafrenz-Brücke

Alsterdorf (2025): Traute Lafrenz, verheiratete Lafrenz-Page (13.5.1919 Hamburg - 6.3.2023 Carleston Country, SC, USA), Ärztin und Mitglied der Widerstandsgruppe "Weiße Rose".
Zuvor hieß die Brücke seit 1926 Hindenburgbrücke, nach Paul von Hindenburg (2.10.1847 Posen – 2.8.1934 Gut Neudeck, Ostpreußen). Da er als Steigbügelhalter Hitlers gilt, wurde die Verkehrsfläche umbenannt.


Siehe auch: Traute-Lafrenz-Straße
Siehe auch: Weiße Rose

Traute Lafrenz, besuchte ab ihrem 14. Lebensjahr in Hamburg die Lichtwarkschule (heute: Heinrich-Hertz-Schule), die für ihre reformpädagogische Arbeit bekannt war. Die Nationalsozialisten bezeichneten diese Schule als „das rote Mistbeet von Winterhude.“
Traute Lafrenz gehörte zur Klasse der Lehrerin Erna Stahl (15.2.1900 Hamburg – 13.6.1980 Hamburg), die von 1928 bis zu ihrer Strafversetzung 1935 an das Alstertalgymnasium an der Lichtwarkschule unterrichtete und sich mutig gegen die „neuen Kräften“ stellte. Nationalsozialistische Ideen fanden in ihrem Unterricht keinen Platz. Sie las in ihrer Wohnung mit ihren Schülerinnen und Schülern die „verbotene Literatur“. Auf diesen Leseabenden machte sie ihre Schüler und Schülerinnen bekannt mit den Werken der in der NS-Zeit verbotenen Dichter, Schriftsteller und Maler.
In Traute Lafrenz Klasse gingen auch Heinz Kucharski und seine Freundin Margaretha Rothe (13.6.1919 Hamburg – 15.4.1945 Leipzig), die einen Widerstandskreis bildeten, der nach dem Krieg als Hamburger Zweig der Widerstandgruppe „Weiße Rose“ bezeichnet wurde.
Nachdem 1937 die Koedukation an der Lichtwarkschule aufgehoben worden war, ging Traute Lafrenz an die Klosterschule zurück, die sie vor ihrem Wechsel an die Lichtwarkschule besucht hatte, um 1938 dort das Abitur zu machen, Danach begann sie mit ihrer Klassenkameradin Margaretha Rothe im Sommersemester 1939 an der Hamburger Universität Medizin zu studieren.
Bei einem Ernteeinsatz in Pommern im Rahmen des Reichsarbeitsdienstes (RAD) lernte Traute Lafrenz Alexander Schmorell kennen. Auch er hatte sich im Studienfach Medizin eingeschrieben.
Im Mai 1941 ging Traute Lafrenz an die Universität München und lernte dort Christoph Probst und Hans Scholl kennen. Wenig später entwickelte sich zwischen Hans Scholl und Traute Lafrenz eine tiefe Freundschaft. Dabei bildete die gleiche politische Einstellung eine gemeinsame Basis, ebenso ähnliche Interessen, wie Literatur, Freude am Wandern, Konzertbesuche.
Traute Lafrenz nahm an viele Gesprächen und Diskussionen der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ teil, an denen auch Sophie Scholl beteiligt war, die ab Mai 1942 ebenfalls in München studierte. Die Freunde trafen sich im kleinen Kreis Gleichgesinnter, darunter auch Willi Graf, Raimund Samüller, Herbert Furtwängler, Alexander Schmorell, Christoph Probst. Traute Lafrenz erinnerte sich im Februar 1946: „Wir trafen uns zu gemeinsamen Leseabenden, luden ältere erfahrene Menschen zu uns ein (so Furtmeier, Radecky, Theodor Haecker, Professor Muth und Huber). Die Abende waren durchweg literarisch ohne feste Zielsetzung. Vielleicht mit einem betonten Geschichtsinteresse. Nur zum Schluss wurden meistens kurz die politische Lage, die Ausweglosigkeit und Trostlosigkeit, mit der alles dem Untergang blind entgegentrieb, sowie evtl. Nachrichten über den Rückzug der Wehrmacht besprochen. (…) Besonders Hans knüpfte immer wieder Beziehungen an zu Menschen, von denen er annehmen konnte, dass sie geistig und politisch unserer Richtung entsprechen mussten. So bekam man das Gefühl, als existiere ein breitgespanntes, vielmaschiges Netz Gleichdenkender – die ja in Wahrheit auch da waren, aber als einzelne – und da wir immer nur mit diesen und nicht mit den vielen Andersdenkenden in Verbindung waren, negierte man die Vielen, baute auf die Wenigen und glaubte sich stark.“[1]
Ab Sommer 1942 erschienen Flugblätter, verfasst von Alexander Schmorell und Hans Scholl. Die Inhalte der Flugblätter sollten bei den Deutschen das Bewusstsein über die Unrechtmäßigkeit des NS Regimes und die Grausamkeit des Krieges wecken. Traute Lafrenz, die nicht an der Entwicklung und Herstellung der Flugblätter beteiligt war, sorgte mit für deren Verteilung.
Im November 1942 brachte Traute Lafrenz das dritte Flugblatt der „Weißen Rose“ nach Hamburg und übergab es ihren ehemaligen Schulfreunden aus der Lichtwarkschule (Margarethe Rothe, Heinz Kucharski und Karl Ludwig Schneider). Sie stellte mit ihren Informationen über die Münchner Widerstandsaktivitäten die Verbindung zwischen der Münchner „Weißen Rose“ und den Hamburger Aktivitäten her.
Diese Informationen, die die Hamburger Gruppe durch Traute Lafrenz über die Münchner Gruppe erhielten, hatten einen entscheidenden Einfluss auf die Arbeit und die Motivation des Hamburger Widerstandskreises. Es formierte sich in der Folgezeit der Wille zu einer ernsthaften Organisation, die sich schlagkräftige Ziele setzte und deren Arbeit politisch begründet wurde. Der Hamburger Kreis übernahm die Verteilung der Flugblätter von Hamburg aus auf ganz Norddeutschland. Das 3. Flugblatt der Münchner „Weißen Rose“ rief zum passiven Widerstand auf gegen das NS-Regime und wies darauf hin; „dass ein jeder in der Lage ist, etwas beizutragen zum Sturz dieses Systems“.
Im Winter 1942/43 war Traute Lafrenz wieder in München und versuchte über ihren Onkel einen Vervielfältigungsapparat zu besorgen, was allerdings nicht gelang. Gemeinsam mit Sophie Scholl kaufte sie größere Mengen Papier und Umschläge für die Flugblattherstellung und -versendung.
Am 18. Februar 1943 wurden Hans und Sophie Scholl beim Auslegen des 6. Flugblattes in der Münchner Universität verhaftet. Traute Lafrenz „warnte den entlassenen Beamten Josef Furtmeier, der nach dem Krieg behauptet, sie hätte ihm das Leben gerettet; sie informiert Kurt Huber und fährt nach Ulm zur Familie Scholl. Sie versucht, für Christoph Probst ein Gnadengesuch zu erhalten, säubert mit Werner Scholl die Wohnung der Geschwister von weiterem Belastungsmaterial und hat den Mut - wie keiner sonst - am Begräbnis der Scholls teilzunehmen“.[2]
Und sie geriet selbst ins Visier der Gestapo. Am 5. März 1943 wurde sie erstmals von der Gestapo verhört. Wenig später, am 15. März wurde sie mit Alexander Schmorell und Kurt Huber verhaftet und vom „Volksgerichtshof“ angeklagt und am 19. April 1943 wegen „Mitwisserschaft“ zu zwölf Monaten Gefängnis verurteilt.
Nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis am 14. März 1944 wurde sie zwei Wochen später in München im Zuge der Ermittlungen gegen den Hamburger Zweig der „Weißen Rose“ erneut verhaftet. Sie kam in das Polizeigefängnis Hamburg Fuhlsbüttel, im November 1944 dann in das Frauenzuchthaus Cottbus, im Februar 1945 über das Frauengefängnis Leipzig-Meusdorf in das Zuchthaus St. Georgen in Bayreuth. Dort wurde sie am 15. April 1945 von amerikanischem Truppen befreit.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus nahm Traute Lafrenz das Medizinstudium wieder auf. 1947 zog sie in die USA, schloss ihr Studium ab und heiratete 1949 den Arzt Vernon Page mit dem sie vier Kinder bekam.
Traute Lafrenz arbeitete von 1972 bis 1994 als Leiterin der heilpädagogischen Tagesschule „Esperanza“ für Kinder mit geistiger Behinderung.
Nach ihrer Pensionierung lebte sie mit ihrem Ehemann, der 1995 verstarb, in South Carolina.
2009 wurde ihr in Hamburg die Herbert-Weichmann-Medaille verliehen und 2019 der Bundesverdienstorden 1. Klasse. In der Pressemitteilung zur Ordensverleihung heißt es: „Traute Lafrenz Page gehörte zu den Wenigen, die angesichts der Verbrechen der Nationalsozialisten den Mut hatten, auf die Stimme ihres Gewissens zu hören und sich gegen die Diktatur und den Völkermord an den Juden aufzulehnen. Sie ist eine Heldin der Freiheit und der Menschlichkeit. Die bald Hundertjährige ist ein Vorbild für junge Menschen, sich auch heute für die Demokratie zu engagieren.“[3]
Zusammengestellt von Dr. Rita Bake

Paul von Hindenburg
Paul von Hindenburg war: Reichspräsident, Kommandierender General, Oberbefehlshaber des deutschen Heeres. Nachdem Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt worden war, am 1. Februar 1933 der Reichstag aufgelöst und für den 5. März 1933 Neuwahlen festgelegt worden waren, hatte Reichspräsident Hindenburg am 4. Februar 1933 die Presse- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Damit hatte er eine erste gesetzliche Grundlage geschaffen, um politische Gegner zu verfolgen; „in Preußen ersetzte man Beamte der Polizeiverwaltung, die SPD-Mitglieder waren, durch ‚national‘ eingestellte Personen, und stellte seit dem 22. Februar eine Hilfspolizei aus SA, SS und ‚Stahlhelm‘ zusammen; am 28. Februar verkündete man die vom Reichspräsidenten am 4. Februar 1933 erlassene ‚Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat‘. Wichtige Grundrechte der Weimarer Verfassung galten nicht mehr – es herrschte ein fortdauernder Ausnahmezustand. Dazu gehörte das Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands; ihre Anhänger sowie Sozialdemokraten, Reichsbanner-Funktionäre und exponierte NS-Gegner anderer Parteien wurden verhaftet und in ersten Konzentrationslagern in sogenannte ‚Schutzhaft‘ genommen,“1) schreibt Ferdinand Krogmann in seinem Buch „Worpswede im Dritten Reich 1933-1945“.

1917 hatte Paul von Hindenburg anlässlich seines 70. Geburtstags die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hamburg verliehen bekommen, und zwar mit der Begründung: „in dankbarer Verehrung des siegreichen und ruhmgekrönten Feldherrn und in bewundernder Anerkennung dessen, was er Großes geleistet hat und noch täglich leistet.“ 1926 erfolgten dann die Benennungen der Hindenburgbrücke und der Hindenburgstraße.

Schon seit längerer Zeit wird die Person Hindenburg sehr kritisch gesehen und zum Beispiel als Steigbügelhalter Hitlers betrachtet. In verschiedenen deutschen Städten gibt es ebenfalls Hindenburgstraßen. Kommissionen, die sich in diesen Städten mit dem Thema Benennungen von Straßennamen beschäftigen, haben sich schon positioniert. So gab der Beirat „Namensgebende Persönlichkeiten“ der Landeshauptstadt Hannover für das Projekt „Wissenschaftliche Betrachtung von namensgebenden Persönlichkeiten“ am 1. Oktober 2015 für die sich in Hannover befindende, 1916 benannte Hindenburgstraße und die 1965 benannte Hindenburgschleuse die Empfehlung: Umbenennung. In ihrer Stellungnahme heißt es u. a.: „Hindenburg ermöglichte die nationalsozialistische Diktatur, beginnend am 30. Januar 1933 mit der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler. (…) Die Eingriffe zur Ausschaltung des Parlaments, zum Verbot der politischen Parteien und der Gewerkschaften sowie zur Errichtung der Einparteiendiktatur trug Hindenburg mit. (…) Hindenburg begrüßte den Ausbau der Diktatur. Das ‚politische Testament‘ Hindenburgs datiert vom 11. Mai 1934. Pyta (2007) resümiert: ‚In seinem politischen Testament brachte Hindenburg unmissverständlich sein Wohlwollen über die seit dem 30. Januar 1933 eingeleitete Entwicklung zum Ausdruck und bestätigte damit zugleich die Richtigkeit der nach langem inneren Ringen getroffenen Entscheidung: ‚Mein Kanzler Adolf Hitler und seine Bewegung haben zu dem großen Ziele, das deutsche Volk über alle Standes- und Klassenunterschiede zu innerer Einheit zusammenzuführen, einen entscheidenden Schritt von historischer Tragweite getan.‘ Fazit: Der Reichspräsident Hindenburg hatte bei der Zerstörung der Republik und beim Ausbau der Diktatur unter einem antisemitischen Regierungsprogramm die zentrale Rolle. Er hat mit seiner verfassungsmäßig starken Position ab 1930 den Reichstag über den Weg der Präsidialkabinette auch unter Bruch der Verfassung übergangen und Hitler zum Kanzler gemacht. Auch danach trug er die Maßnahmen mit, die am Ende die nationalsozialistische Diktatur ermöglichten.“2)

Auch eine Kommission, die sich in Freiburg mit der Überprüfung von Straßennamen beschäftigte, kam zu dem Ergebnis, die Hindenburgstraße umzubenennen. 3)

Hindenburg und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Hindenburg setzte sich als Feldmarschall in der obersten Heeresleitung dafür ein, dass Juden von der neugegründeten polnischen Armee ausgeschlossen werden sollten. Er verbreitete die antisemitische Dolchstoßlegende. Als Reichspräsident verhalf er Adolf Hitler und die NSDAP an die Macht. Er kritisierte das brutale Vorgehen der Nazis.“4) Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „In Hannover und Darmstadt gab es bereits Umbenennungen, in Münster wird darüber diskutiert. Umbenennung.“ 5)

In Hamburg erfolgte 2013 eine Teilumbenennung: Ein Teil der langen Hindenburgstraße wurde in Otto-Wels-Straße umbenannt. Diese verläuft am Stadtpark entlang, wo es kaum Anwohnende gibt. (Siehe unter: Otto-Wels-Straße). Die Diskussion um eine völlige Umbenennung wurde weiterhin diskutiert. Anfang 2024 beschloss die Bezirksversammlung Hamburg-Nord, in der die Hindenburgstraße liegt, mit den Stimmen von Grünen, SPD und Linken und gegen die Stimmen von CDU und FDP, eine Umbenennung Die Senatskommission für die Benennung von Verkehrsflächen, die schlussendlich darüber befindet, entschied im April 2025: Umbenennung.