Alfred-Beit-Weg
Harvestehude (1962): Alfred Beit (15.2.1853 Hamburg – 16.7.1906 auf dem Landsitz Tewin Waters in der Nähe von Welwyn in der englischen Grafschaft Hertfordshire), Geländebesitzer, verdient im gemeinnützigen Bereich
Siehe auch: Wohlwillstraße. Hier zu Laura Beit, Alfred Beits Mutter.
Siehe auch: Ferdinand-Beit-Straße (Cousin von Alfred Beit)
Alfred Beit blieb unverheiratet. Sein Geld machte er mit Diamantenminen. Er „war ein britisch-südafrikanischer Gold- und Diamantenmagnat. Er war ein Mäzen und einer der reichsten Männer seiner Zeit. Politisch war er Anhänger Cecil Rhodes und seiner Ideen eines britischen Imperialismus.“ 1) Claus Gossler schreibt in seiner Biografie über Beit u. a.: „Im Jahr 1889 bekam Cecil Rhodes, der seit 1881 einen Sitz im Parlament der Kronkolonie hatte, von der britischen Regierung den Auftrag, die British South Africa Company (…) zu gründen, die die Entwicklung des heutigen Rhodesien vom südlichen Afrika aus (…) vorantreiben sollte. Alfred Beit war mit 500 000 Pfunde Sterling an der Gesellschaft beteiligtund wurde einer ihrer Direktoren. Er stand vollständig hinter den imperialistischen Ideen seines skrupellosen und inzwischen zu großem Reichtum gelangten Freundes Rhodos und unterstützte ihn in jeder Hinsicht.“ 2)
Beit gehörte zu den Randlords: „Die Randlords waren Unternehmer, die von den 1870er Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs die Diamanten- und Goldbergbau-Industrie in Südafrika kontrollierten. Eine kleine Gruppe von europäischen Abenteurern und Finanziers, die größtenteils derselben Generation angehörten, erlangte in den 1870er Jahren die Kontrolle über den Diamantenbergbau in Kimberley. Die Unternehmer errichteten eine finanzielle und industrielle Infrastruktur, die sie dann dazu nutzten, um die Goldfunde vom Jahre 1886 im Höhenzug Witwatersrand – den Rand – in Transvaal auszubeuten. (…).“3)
In der von Henning Albrecht verfassten Biografie über Alfred Beit wird Alfred Beits Entscheidung, in Afrika Gold- und Diamantenminen auszubeuten und damit Geld zu verdienen sowie eng mit Cecil Rhodes zusammenzuarbeiten als schicksalshaft bezeichnet, dem er nicht entfliehen konnte. So schreibt der Historiker Henning Albrecht: „Im Nebeneinander von Beits Eigenschaften als Geschäfts- und Privatmann treten einige interessante, scheinbar unvereinbare Züge zu Tage: Beit war ein ‚self-made-man‘, der aber weithin selbstlos agierte; der als Geschäftsmann zunächst hart kämpfen musste, bevor er zum Philanthropen werden konnte; der sich um das Allgemeinwohl und die Lage seiner Mitmenschen kümmerte, der aber im wirtschaftlichen Wettkampf mit großer Virtuosität seine Gegner unterwarf; der fairplay, Großzügigkeit und Freundschaft in die Arena des wirtschaftlichen Wettstreits brachte, aber darauf angewiesen war, Schwächere zu überwinden. Als Wettbewerber war Beit gleichermaßen geachtet wie gefürchtet, aber gleichzeitig galt er vielen, die darüber Zeugnis gegeben haben, als ausgesprochen freundlicher Mann. (…)·Es zeugt von einer gewissen Ironie des Schicksals, dass dieser Mann seine geistigen Begabungen ausgerechnet in der Kontrolle und im Management großer finanzieller Unternehmungen auslebte und ausleben musste. Geld zu verdienen war das, was er konnte, aber Geld war wohl nicht das, was er begehrte. Der Wohlstand und jene Macht, die sich mit dem Wohlstand einstellt, fanden gewissermaßen trotz ihm zu ihm. Das Schicksal hat ihn allerdings mit einem Menschen zusammengeführt, der sich hierin wie in vielem anderem von ihm unterschied, und mit dem ihn doch eine lebenslange Partnerschaft verbinden sollte: Cecil Rhodes.·Rhodes, der in späteren Jahren ein wenig spöttisch bemerkte, alles, was Beit sich wünsche, sei seiner Mutter 1000 Pfund im Jahr zur Verfügung stellen zu können,
Einer Anekdote nach wussten Beit und Rhodes in Kimberley schon eine Zeit lang voneinander, lernten einander jedoch erst um 1879 kennen, als Rhodes eines späten Abends spontan Beits Büro betrat. Auf Rhodes’ Frage, ob er nie eine Pause mache, soll Beit geantwortet haben ‚Nicht häufig‘, und auf die Frage, was er denn geschäftlich vorhabe, gab Beit die selbstbewusste Antwort,er werde den gesamten Diamantenausstoß in Kimberley kontrollieren, (…) worauf Rhodes erwidert haben soll, genau das habe er auch vor, sie sollten sich besser zusammentun.·Über dieUmsetzung dieses Plans, den beide übereinstimmend, doch unabhängig voneinander gefasst hatten, entwickelte sich aus ihrer Bekanntschaft bald eine enge geschäftliche Zusammenarbeit. Zunächst wurde Beit Mitglied des Vorstands der De Beers Mining Company, dann betrieb Rhodes unterstützt von Beit die Gründung der De Beers Consolidated Mines Ltd., die in der Folgezeit fast alle anderen Unternehmen schlucken sollte und noch heute marktbeherrschend ist. (…).“ 4)·
Jürgen Zimmerer, Professor an der Hamburger Universität beschreibt Alfred Beit wie folgt: „Er wurde so etwas wie die rechte Hand von Cecil Rhodes – dem Inbegriff eines Imperialisten, der u.a. die eigentlich treibende Kraft hinter den Entwicklungen in Südafrika war, die 1899/1900 zum südafrikanischen Krieg, zum so genannten Burenkrieg führten. Und nicht nur dies: Beit war auch einer der Finanziers jener Privatarmee, mit deren Hilfe es Rhodes gelang, das Territorium nördlich des Limpopo zu erobern, das man ihm zu Ehren dann Rhodesien nannte, das heutige Simbabwe und Sambia.“ 5)
Weiter schreibt Henning Albrecht über Beit in Bezug auf die damaligen kolonialistischen und imperialistischen Bestrebungen: „Aber während Rhodes, Vordenkern wie Thomas Carlyle, Charles Dilke oder Robert Seeley folgend, der ‚angelsächsischen Rasse‘ ein möglichst großes Stück der Welt sichern wollte, kann man fragen, welche Attraktivität die Vergrößerung des britischen Empire für einen deutschen, aus ehemals jüdischer Familie stammenden, nüchternen Kaufmann besaß, und ob sich Beit tatsächlich für die göttliche Mission des Imperialisten Rhodes begeistern konnte.·‘Patriotismus‘ im engeren Sinne ist jedenfalls nicht im Spiel gewesen, nahm Beit doch erst 1898 die britische Staatsbürgerschaft an. Und dass sich Beit für ein Ideal aufopferte, dass er von einem anderen empfing, ist nicht auszuschließen, wäre aber eigens zu belegen. Plausibler erscheint es, auch hier geschäftliche Motive anzunehmen. Die Gemengelage von Beits Motiven werden wir wohl nicht mehr entwirren können; zuviel Material ist verloren gegangen oder mit Vorsatz zerstört worden. Fakt ist, dass Beit zahlreiche politische Vorhaben von Rhodes finanziell unterstützt hat, wenn er auch vorzog, im Hintergrund zu bleiben. Rhodes wäre ohne Beits finanzielle Rückendeckung nicht in der Lage gewesen, seine Vorhaben zu realisieren. Und willig oder nicht, Beit war eingebunden in das imperiale Projekt und wurde zu einem der Mitbegründer Rhodesiens. Zeitgenössische Beschreibungen charakterisieren seine Rolle und das Verhältnis beider Männer auch unter Rückgriff auf Vorstellungen des Geschlechterdiskurses jener Zeit und schildern Rhodes als den Mann, Beit als die Frau, Rhodes als den ‚Vater‘, Beit als die ‚Mutter‘ des Landes.“ 6)
1905 schenkte Alfred Beit der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung, die das Kolonialinstitut trug, zwei Millionen Mark. Auch gab er Geld an Hamburger Museum zum Ankauf von z. B. Gemälden. Im selben Jahr finanzierte der in England lebende Beit einen Lehrstuhl für Kolonialgeschichte an der Oxfort University, auch erhielten Universitäten und andere Ausbildungsstätten in Südafrika Geld von ihm. (Über sein umfangreiches Mäzenatentum siehe in der Biografie von Henning Albrecht über Alfred Beit, genaue Angaben siehe weiter unten)
Alfred Beits Mutter war Laura, geb. Hahn (28.10.1824 Hamburg – 30.4.1912Hamburg), sein Vater der Seidenhändler Siegfried Beit (1818-1881), Tuchhändler. 1850 hatte Laura Hahn Siegfried Beit geheiratet. „Laura stammte aus einer alteingesessenen und weit verzweigten Hamburger Familie jüdischen Glaubens. (…)·Im Jahr nach der Heirat entschieden sich Siegfried und Laura für einen tiefen Einschnitt in der Familiengeschichte: Am 6. September 1851 ließ sich das junge Paar in St. Petri taufen, keine zwei Monate nach der Geburt des ersten Kindes, ihrer Tochter Bertha, und acht Monate nachdem beide Elternteile Siegfrieds im Januar verstorben waren.·Die Gründe für ihren Übertritt zum protestantischen Glauben sind vermutlich weniger in persönlichen Überzeugungen zu suchen, als vielmehr in dem Wunsch, den eigenen Kindern eine weniger durch die Vorurteile anderer belastete Zukunft zu ermöglichen. Denn die Judenfeindschaft hatte auch vor den Toren der Freien und Hansestadt Hamburg keinen Halt gemacht.“ 7)
Laura Beit bekam sechs Kinder. Das erste Kind – eine Tochter - wurde ein Jahr nach der Hochzeit geboren. Zwei Jahre später kam der Sohn Alfred auf die Welt. Ihm folgten 1854 eine Tochter, 1859 wieder eine Tochter, 1861 ein Sohn, 1865 ein weiterer Sohn.
Die Familie wohnte am Mittelweg 45.„Alfreds Vater scheint zeitlebens von angegriffener Gesundheit gewesen zu sein, (…). Siegfrieds Krankheit soll auch sein Erwerbsleben beeinträchtigt haben und so wuchsen seine Kinder unter weniger üppigen und sorglosen Verhältnissen auf als deren Cousins im Hause von Siegfrieds Bruder, Ferdinand. Es war wohl auch dem Geschick seiner Frau Laura zu verdanken, wenn die Familie finanziell über die Runden kam,“ 4) schreibt Henning Albrecht. Und weiter berichtet er in seiner Biographie über Alfred Beit: „Über Beits Privatleben ist wenig bekannt – er war auch in diesem Punkt von großer Diskretion. Beit war von ausgesprochen starkem Familiensinn. Die erhaltene Korrespondenz spiegelt diesen und noch mehr die starke Bindung Beits an seine Mutter, die sich trotz der räumlichen Trennung auch über die Jahre unvermindert erhielt. Vielfach wird sie als die Frau beschrieben, die Beit in seinem Leben am meisten geliebt habe. Während seiner Jahre in Südafrika zog er sich, inmitten aller geschäftlichen Beanspruchungen, einmal wöchentlich zurück, um seiner Mutter zu schreiben, obwohl er dafür keine rechte Begabung besaß. (…)·Bei seinem ersten Besuch aus Südafrika erfüllte Beit sich einen Kindertraum und schenkte seiner Mutter eine Kutsche und Pferde. Dann ließ er ihr am Mittelweg 113 ein prächtiges neues Haus bauen (…). Mosaikfußboden, Stuckdecken, Täfelungen aus Eichenholz, die in Bronze gegossenen Baluster des Treppengeländers, all dies verströmte die erdrückende Pracht der Gründerzeit. Die Wände des Windfangs wurden mit dunklem Marmor verkleidet, die Kassettendecke farbig bemalt und ein umlaufender Erotenfries mit Darstellungen vom Triumph des Merkur und der Gewinnung von Metallen erinnerte an den Triumph des Sohnes.·Dass Beit unverheiratet blieb, hat in der zeitgenössischen Presse und in historiographischen Werken zu Spekulationen über eine etwaige Misogynie oder Homosexualität Beits geführt. Tatsächlich hatte er jedoch wohl eine langjährige Beziehung zu einer verheirateten Frau namens Eliza(beth) ‚Connie‘ Bennett, deren Mann in Kimberley ein Ladeninhaber gewesen sein soll. Mrs. Bennett übersiedelte wie Beit 1888 nach London, wo sie im Januar (mutmaßlich) die gemeinsame Tochter, Olga, zur Welt bringen sollte (die ‚Queenie‘ genannt wurde). Während Beits Londoner Jahre lebte Mrs. Bennett ebenfalls in der Stadt, wenn auch nicht mit Beit unter einem Dach, sondern in der Nähe von Hyde Park. Es gibt Spekulationen darüber, dass Beit auf eine Heirat verzichtet habe, da er sich in Südafrika mit Syphilis infiziert habe. Familienkorrespondenz aus den 1970er Jahren deutet jedoch eher daraufhin, dass eine Scheidung der Bennetts, die für eine neuerliche Heirat Voraussetzung gewesen wäre, nicht möglich war: Mr. Bennett soll Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt gewesen sein.·So lebte einer der reichsten Junggesellen Londons lediglich mit zwei anderen steten Begleitern unter einem Dach: mit seinem Sekretär, Franz Voelklein, ebenfalls ein Cousin von ihm, und mit seinem geliebten Foxterrier Jackie. Eine von Voelkleins Aufgaben war es, die Flut an Bittschriften und Bettelbriefen zu bewältigen, die an Beit gerichtet wurden.“ 8)
Einer anderen Quelle zufolge soll Alfred Beit 1930 in London eine Laison mit Doris Lady Castlerose, geb. Delevingne (geb. 25.9.1900) gehabt haben. 9)