Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Classenstieg

Wellingsbüttel (1951): Dr. Johannes Classen (21.11.1805 Hamburg -31.8.1891 Hamburg), Direktor des Johanneums von 1864 bis 1874.


Siehe auch: Classenweg
Siehe auch: Hochestieg

Bereits in der NS-Zeit wurde der Classenstieg als neuer Straßenname (alter Straßenname: Buchtstraße) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.

Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen.

Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde der Classenstieg 1951 benannt.
Classen war der Sohn von Catharina Maria Classen, geb. Wetegrove, Tochter eines Kapitäns und des Kaffeemaklers Gg. Friedrich Classen.

Über Classens Werdegang heißt es in der Neuen Deutschen Biographie: „C. besuchte seit 1820 das Johanneum in Hamburg (W. Ullrich) und studierte in Leipzig (G. Hermann), seit 1826 in Bonn, wo er bei B. G. Niebuhr lebte, der ihn zur Edition des Bonner ‚Corpus scriptorum historiae Byzantinae‘ heranzog. 1829 habilitierte er sich dort, 1831 in Kiel; 1832 ging er nach Berlin, 1833 als Professor an das Catharineum in Lübeck, (…); hier begann er seine Forschungen zur griechischen Sprache. 1853 wurde er Direktor des Gymnasiums in Frankfurt/Main, das er in deutlicher Abneigung gegen ein starres Prüfungswesen reformierte. Seit 1864 leitete er patriarchalisch das Johanneum in Hamburg, bis er 1874 neuen Strömungen wich; seitdem widmete er sich ganz seinem Hauptwerk, dem Thukydides-Kommentar (1862–78, ³1879), der für die Forschung wesentliche Fortschritte brachte.“ 1)

Hartmut Freytag beschreibt ins seinem Porträt über Classen, welche innerschulischen Reformen er betrieb. So führte er zum Beispiel in Frankfurt das Schulturnen ein. Er erweiterte den Unterricht in den Fächern Französisch und Geografie. "Reformbestrebungen, nach preußischem Vorbild eine staatliche Reifeprüfung einzuführen, lehnte er ab. Sein Verfahren, das Zeugnis der Reife durch Konferenzbeschluss nach erfolgreichem Besuch der beiden letzten Schuljahre und der Abgabe eines großen selbstständigen deutschen Aufsatzes auszustellen, behielt man in Frankfurt bis 1873 bei.
Die Hamburger Gelehrtenschule hat Classen behutsam reformiert, indem er sie der Mathematik und den Naturwissenschaften öffnete und den Turnunterricht einführte."2)

Verheiratet war Classen seit 1834 mit Joh. Caroline Wattenbach (26.2.1810 Hamburg – 13.11.1893 Hamburg), Schwester des Historikers Wilh. Wattenbach, mit dem Classen befreundet war. Das Paar bekam acht Kinder. Zwei Kinder starben bereits kurz nach der Geburt.3)