Algermissenstraße
Wilhelmsburg (1972): Franz Algermissen (23.11.1876 Harsum-12.1.1943 Duderstadt), Pfarrer an der kath. Bonifatiuskirche
Siehe auch: Vinzenzweg
Siehe auch: Krieterstraße
Franz Algermissen, der aus Harsum bei Hildesheim stammte, war 1909 der erste Pfarrer der St. Bonifatiusgemeinde, die in erster Linie aus aus Polen eingewanderten Arbeiterinnen und Arbeitern bestand, die zu einem großen Teil in der Norddeutschen Wollkämmerei in Wilhelmsburg arbeiteten. Algermissen lernte polnisch, um seine Seelsorge optimal durchführen zu können. Ab 1910 ließ er während der Frühmesse regelmäßig polnische Elemente, zum Beispiel Lieder in den Gottesdienst einfließen. Algermissen, der bis 1925 Pfarrer von St. Bonifatius war, kämpfte gegen polenfeindliche Äußerungen, die auch schon vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten von Teilen der hiesigen Bevölkerung kamen.
1919 gelang es Algermissen, das Gemeidehaus erbauen zu lassen. Die Pläne hierzu lagen schon seit 1914 vor. Das Haus erhielt den Namen ”St. Willehadstift”. “Im Gemeindehaus führen ‘Ehrwürdige Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul’ [siehe: Vinzenzweg] eine Nähschule für junge Frauen, einen Kindergarten, eine Kindertagesstätte und eine Krankenstation. Zwei ‘Ehrwürdige Schwestern’ betätigen sich in der ambulanten Krankenpflege. Die Krankenhilfe und die Aufnahme von Kindern in die Tagesstätte erfolgen ohne Rücksicht auf die Konfession der Betreuten.” 1)
Die „Ehrwürdigen Schwestern“ kamen aus der Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern, eine Schwesterngemeinschaft, die 1699 von Vinzenz von Paul gemeinsam mit Luise von Marillac in Paris gegründet worden war und die erste Schwesterngemeinschaft war, die ohne Gelübde und Klostergebäude sich der christlichen Nächstenliebe widmete.
1900 waren die ersten Barmherzigen Schwestern nach Harburg gekommen. „Zuerst übten sie nur die ambulante Krankenpflege aus und leiten einen Kindergarten. 1903 werden die ersten Krankenzimmer eingerichtet, 1906 kommt ein Waisenhaus hinzu und 1912 wird das erweiterte und stark vergrößerte Krankenhaus in Betrieb genommen. Für Kindergarten und Waisenhaus wird eine zweite Niederlassung in der Stadt gegründet. Schwester M. Valeria Schrader (1862-1935) war die erste Oberin der Niederlassung in Harburg. Nach Ablauf ihrer Amtszeit kehrte sie in die ambulante Krankenpflege zurück. Sie wirkte in Hildesheim, Kassel und Hannover. Wie der hl. Vinzenz von Paul es seinen Schwestern sagte, sorgte sie nicht nur für das leibliche Wohl, auch das Seelenheil ihrer Patienten war ihr wichtig. Sie hatte einen scharfen Blick dafür, wenn in den Familien, in die sie zur Pflege eines Kranken kam, etwas nicht stimmte. Sehr viele Taufen, kirchliche Trauungen und den Empfang der Sakramente hat sie vorbereitet und veranlasst.“ 2)