Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Corthumstraße

Bergedorf (1949): nach der Familie Corthum, die Bergedorfer Pastoren und Bürgermeister gestellt hatte


Siehe auch: Gräpelweg

Bereits in der NS-Zeit wurde die Corthumstraße als neuer Straßenname (alter Straßenname: Freilingratstraße) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.

Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen. „insbesondere Namen aus dem niederdeutschen Raum“ und „Personen der schleswig-holsteinischen Geschichte“ sollten bei der neuen Straßennamensvergabe berücksichtigt werden.

Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde die Corthumstraße 1949 benannt.
Die Corthumstraße ist „nach der Familie [Corthum], die von 1563 bis 1704 durch drei Generationen Pastoren und Bürgermeister stellte [benannt]. „1)

Im Bergedorfer Personen Lexikon steht zu den Männern aus der Familie Corthum: „Joachim C. (geb. 11.12.1563 Hamburg, gest. 15.1.1635 Bergedorf) stammte aus einer Hamburger Pastorenfamilie; sein Vater Jodocus C. war an der Hauptkirche St. Jacobi tätig gewesen. Ab 1580 leitete Joachim C. die Bergedorfer Stadtschule. Nach der 1590 erfolgten Emeritierung des ersten lutherisch ordinierten Pastors an St. Petri und Pauli, Andreas Falckenberg, übernahm er zunächst kommmissarisch, 1602 auch offiziell, dessen Amt. 1633 schied er wegen Altersschwäche aus. (…).“ 2)

Joachim Corthums Mutter hieß Elisabeth Corthum, geb. Westfalen. Er hatte noch einen Bruder und heiratete 1591 im Alter von 28 Jahren, als er schon Pastor an St. Petri und Pauli war, die damals 23-jährige Margarethe Fabricius (1568 – 24.6.1648 Bergedorf). Das Paar hatte ein Kind.

Über Johannes Corthum schreiben Olaf Matthies und Bardo Metzger: „Johannes C. (geb. 8.4.1607 Hamburg, gest. 12.12.1663 Bergedorf). Der Sohn von Joachim C., nahm ab 1635 das Bergedorfer Pastorenamt wahr, das er bis zu seinem Tod ausübte.“ 3) Er hatte - so steht es in ancestry - mit Martha Gathmann (gest. 1.2.1684 Bergedorf) zwei Kinder, die Tochter Martha, geboren 1644, gestorben 1674 und den Sohn Johannes, geboren 1649, gestorben 1725.

Im Bergedorfer Personen Lexikon heißt es dagegen, dass Johannes C., Corthums Sohn Gerhard hieß und am 28.9.1638 in Bergedorf geboren wurde sowie am 14.8.1704 in Bergedorf gestorben ist. Dieser „übernahm das Pastorenamt 1664 und behielt es ebenfalls auf Lebenszeit“. 4)

Ein weiterer Corthum, der Pastor war, ist Justus Corthum (28.5.1684 Sülfeld bei Hamburg – 27.3.1731). Er wurde 1716 Pastor in Altengamme. 5) Sein Vater hieß ebenfalls Justus Corthum (2.4.1653 Steinkirchen (Altes Land) - 6.5.1724). Er war von 1682 bis 1696 Pastor in Sülfeld, und von 1696 bis 1724 Diakonus an St. Nikolai in Hamburg. 6) Dieser war seit 1683 mit Anna Elisabeth, geb. Luetkens (31.7.1683 Hamburg – 21.5.1700 Hamburg) verheiratet. Sie gebar bis zu ihrem Tod im Alter von 37 Jahren 7 Kinder.

Sohn Justus Corthum heiratete 1718 im Alter von 34 Jahren die damals 29-jährige Maria Krochmann (18.4.1688 Hamburg – 25.10.1848 Hamburg). Das Paar bekam 4 Kinder (geboren: 1719, 1721, 1723, 1725). Ein Kind starb im Alter von einem Jahr. Die drei anderen Kinder starben im Alter von 19 und 21 Jahren. Maria Corthum wurde im Alter von 43 Jahren Witwe. 7)

Ein weiterer Sohn des Pastors Justus Corthum (1653-1724) und Anna Elisabeth, geb. Luetkens war Lucas Corthum (29.4.1688 Sülfeld – 9.1.1765 Hamburg), Jurist, Ratsherr und von 1751 bis zu seinem Tod 1765 Bürgermeister von Hamburg. Im Alter von 40 Jahren heiratete Lucas Corthum 1728 die damals 24-jährige Johanna Catharina Greve (14.3.1704 Hamburg – 23.10.1766 Hamburg). Das Paar blieb kinderlos.

Johann Gerhard Corthum (Oktober 1676 Bergedorf – Dezember 1747 Bergedorf) war der Sohn des Barbiers und Ratsherrn Johannes Corthum (1649 Bergedorf – 29.11.1725 Bergedorf, Sohn von Martha Garthmann und Johannes Corthum) und Margarethe, geb. Sellschopp (1656-1719).

Johann Gerhard Corthum heiratete 1734 im Alter von 58 Jahren die damals 22-jährige Anna Ilsabe Gräpel (31.8.1712 Bergedorf – 17.10.1793 Bergedorf). Das Paar blieb kinderlos. Von Beruf war Johann Gerhard Corthum Woll- und Eisenhändler. Er übte das Amt des Bergedorfer Bürgermeisters von 1735-1747 aus.

Nach seinem Tod 1747 im Alter von 71 Jahren heiratete seine 37jährige Witwe 1749 den sechs Jahre älteren zweifachen Witwer Gerhard Binder (1706-1768), Bürgermeister in Bergedorf. Dieser war seine erste Ehe im Alter von 26 Jahren eingegangen mit der damals 19-jährigen Elisabeth Margarethe Soltau (1713- 1740). Diese starb im Alter von 26 Jahren. Seine zweite Ehe ging Gerhard Binder 1741 im Alter von 36 Jahren mit der damals 20-jährigen Anna Maria Corthum (1721-1742) ein. Sie war die Tochter von Justus Corthum, Pastor in Altengamme. Anna Maria Corthum starb ein Jahr nach der Hochzeit.

Mit Anna Ilsabe Gräpel, verh. Binder bekam Gerhard Binder dann 1751 eine Tochter. Mit 56 Jahren wurde Margarethe Binder, verwitwete Corthum wieder Witwe. Sie starb im hohen Alter von 81 Jahren. 8)