Däumlingtwiete
Billstedt (1952), Märchenmotiv
Siehe auch: Riesenweg
Der Däumling im Märchen ist eine winzig kleine menschliche Gestalt. Er kommt auch in den Märchen der Gebrüder Grimm (siehe: Grimmstraße) vor. Es gibt auch eine weibliche Form des Däumlings: das Däumelinchen von Hans Christian Andersen (siehe: Andersenstraße).
In Wikipedia wird die Version „Der kleine Däumling“ beschrieben, die von dem französischen Schriftsteller Charles Perrault stammt.
„Ein armer Holzhacker und seine Frau haben sieben Söhne, deren jüngster bei seiner Geburt nicht größer als ein Daumen ist und der ‚Däumling‘ genannt wird. Auch in späteren Jahren wächst er kaum und spricht nicht viel, so dass er fälschlicherweise oft für dumm gehalten wird. Als er gerade sieben Jahre alt ist, kommt eine Hungersnot übers Land, und die Eltern beschließen, ihre Söhne im Wald auszusetzen, da sie ihnen eine allzu große Last sind. Der Däumling aber belauscht das Gespräch, und als die Eltern die Kinder am nächsten Tag in den dunklen Wald führen, lässt er unbemerkt auf dem Weg kleine Kieselsteine fallen. Als die Sieben schließlich allein zurückgelassen werden, fangen die älteren Brüder an zu weinen, doch der Däumling führt sie auf dem mit den Kieseln markierten Weg wieder zurück nach Hause.
Unterdessen hat der Gutsherr den Eltern zehn Écus geschickt, womit sie reichlich zu essen kaufen können, als die Kinder in das Haus zurückkehren. Die Freude der Eltern währt aber nur so lange, wie dieses Geld reicht, und bald beschließen sie erneut, die Kinder an der finstersten Stelle des Waldes auszusetzen. Da er dieses Mal keine Kieselsteine hat, lässt der Däumling auf dem Weg in den Wald Brosamen fallen, die jedoch von Vögeln aufgefressen werden. Nachdem die sieben Brüder einige Zeit durch den Wald geirrt sind, gelangen sie an ein einsames Haus, in dem ein Oger mit seiner Frau und seinen sieben Töchtern wohnt.
Die gutherzige Frau des Ogers nimmt die Kinder auf, gibt ihnen zu essen und versteckt sie unter dem Bett ihres Gatten, der gerne kleine Kinder verspeist. Als der Oger nach Hause kommt, riecht er das Menschenfleisch in seinem Haus (Je sens la chair fraîche) und entdeckt die Kinder in ihrem Versteck. Nur das gute Zureden seiner Frau hält ihn davon ab, die sieben Brüder sogleich zu schlachten. Stattdessen willigt er ein, die sieben noch ein wenig zu mästen und sie erst am nächsten Tag, in einer guten Soße angerichtet, zu verspeisen. Die Nacht verbringen die sieben Brüder im selben Zimmer, in dem in einem großen Bett bereits die sieben menschenfressenden Töchter des Ogers schlafen, von denen jede eine goldene Krone trägt. Der Däumling vertauscht, als seine Brüder eingeschlafen sind, die Kronen der monströsen Töchter gegen die Nachtmützen seiner Brüder. Als der Oger des Nachts im Weinrausch beschließt, die Kinder doch sofort zu schlachten, ertastet er in der stockfinsteren Schlafkammer die Kopfbedeckungen der Schlafenden und schneidet so seinen eigenen Töchtern die Kehle durch.

Der Däumling weckt seine Brüder und flieht mit ihnen aus dem Haus. Als der Oger am nächsten Morgen die List entdeckt, zieht er seine Siebenmeilenstiefel an und nimmt die Verfolgung auf. Als er erschöpft genau auf dem Felsen einschläft, unter dem sich die sieben Kinder verstecken, stiehlt der Däumling ihm die Stiefel. Sodann macht er sich auf den Weg zum Haus des Ogers und überredet dessen Frau unter dem Vorwand, der Oger sei in die Hände von Räubern gefallen und habe ihn beauftragt, das Lösegeld mit den Siebenmeilenstiefeln schnellstmöglich herbeizuschaffen, ihm all ihre Schätze auszuhändigen. Mit diesen Reichtümern beladen kehrt er ins Haus seines Vaters zurück.
Perrault gibt in seinem Märchen einen alternativen Ausgang der Geschichte an. ‚Viele Leute sagen‘, schreibt Perrault, dass der Däumling sich mit den Siebenmeilenstiefeln zunächst zum Königshof begibt. Der König verspricht ihm reiche Entlohnung für den Fall, dass der Däumling ihm vor Ende des Tages Nachrichten von einer Armee bringe, die zweihundert Meilen entfernt im Feld steht. Nach vollbrachter Mission vollführt er noch weitere Kurierdienste für den König und auch als Liebesbote reicher Damen. Zu guter Letzt kehrt er in sein Elternhaus zurück und teilt seinen Reichtum mit seiner Familie.
Das Märchen endet, wie alle acht Contes der Märchensammlung, mit einer gereimten Moral, die aufzeigt, dass gerade der Unscheinbarste der Kinderschar sich als Segen für die Familie erweisen kann.“ 1)

Däumelinchen
Das Märchen „Däumelinchen“ von Hans Christian Andersen hat folgenden Inhalt: „Eine Frau wünscht sich ein Kind und bittet dafür eine alte Hexe um Hilfe. Sie erhält von ihr ein magisches Gerstenkorn, das sie in einem Blumentopf anpflanzt. Daraus wächst eine Blume, in deren Blüte sich ein kleines Mädchen findet, das nicht länger als ein Daumen ist und darum Däumelinchen genannt wird.
Eines Nachts, Däumelinchen schläft in ihrem Walnussschalen-Bett-Bett, springt eine alte Kröte ins Zimmer und entführt Däumelinchen auf einen See, denn die Kröte sieht in Däumelinchen eine geeignete Braut für ihren dummen und hässlichen Krötensohn. Freundliche Fische nagen das Seerosenblatt los, auf dem Däumelinchen gefangen ist.
So treibt sie auf dem Blatt in die Freiheit, gezogen von einem Schmetterling. Ein Maikäfer verliebt sich unterwegs in Däumelinchen, doch als die anderen Maikäfer Däumelinchen als hässlich bezeichnen, lässt er sie fallen. Der Winter kommt und Däumelinchen hungert und friert. In ihrer Not bittet sie um Unterschlupf bei einer alten Feldmaus, die sie gütig aufnimmt. Für Kost und Logis muss Däumelinchen das Haus der Feldmaus sauber halten und ihr Geschichten erzählen, um die langen Winterabende zu vertreiben. Däumelinchen findet eine halberfrorene Schwalbe und pflegt sie gesund. Der Nachbar, ein reicher und naturgemäß blinder Maulwurf, kommt öfter zu Besuch, und hält schließlich um Däumelinchens Hand an. Däumelinchen flüchtet auf dem Rücken der Schwalbe in ein warmes Land.
Dort findet sie in einem Blumenbeet in einer Blüte einen geflügelten Märchenprinzen ihrer Größe, den sie heiratet. Ihr Mann schenkt ihr ein Paar Flügel und gibt ihr einen neuen Namen: Maja. Nun können beide von Blume zu Blume fliegen.“ 2)
Im Märchen Däumelinchen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigen sich einige Lebensstationen, die auch für Frauen in der damaligen Zeit üblich waren: Die junge Frau soll verheiratet werden. Sie wird begehrt von Männern, die sie besitzen wollen. Doch die junge Frau möchte mit solchen Männern nicht verheiratet werden. Flucht ist manchmal der einzige Ausweg. Das Aussehen der jungen Frau ist wichtig, um Heiratschancen zu erhöhen. Dabei muss sie allerdings dem Schönheitsideal der Masse entsprechen, damit der Mann, der sie „auserkoren“ hat, mit ihr glänzen kann. Ziel einer Däumelinchen oder auch einer jungen Frau ist die Heirat. Dabei wird jungen Mädchen und Frauen schon früh suggeriert, dass sie auf einen Märchenprinzen warten sollten. Gleichzeitig hat ein Däumelinchen, bzw. eine junge Frauen zu lernen, einen Haushalt zu führen und sauber zu halten.
Stärke, List und Einfallsreichtum, um aus prekären Situationen zu entkommen, so wie es im Märchen vom kleinen Däumling beschrieben wird, gilt nicht für ein Däumelinchen.