Eduard-Rhein-Ufer
Uhlenhorst (2004): Eduard Rhein (23.8.1900 Königswinter -15.4.1993), Rundfunk- und Fernsehfachmann, Radio- und TV-Pionier, Mitbegründer und Chefredakteur der HÖRZU, Gründer einer Stiftung zur Medienförderung
Eudard Rhein wurde am 28.8.1900 in Königswinter/Rhl. geboren und wohnte nach dem Zweiten Weltkrieg am Harvestehuderweg 9.
In seiner Kindheit und Jugend hatte er von 1906 bis 1914 die Grundschule in Beuel besucht, von 1915-1917 das Lehrerseminar in Siegburg und studierte dann von 1920 bis 1923 am Poly-Technikum in Mittweida Physik und Elektrotechnik. Nachdem er sein Ingenieurzeugnis erhalten hatte, arbeitete er von 1924 bis 1930 als Assistent im Zentralverband der Deutschen Elektrotechnischen Industrie. Daneben war er als freier Mitarbeiter „bei den ersten Rundfunkzeitschriften.“ 1) Der Historiker Axel Schildt schreibt in seinem Porträt über Rhein: „1931 ging er zum Ullstein Verlag und betreute die dort herausgegebenen Radioillustrierten. Außerdem veröffentlichte er selbst einige Schriften zur Technik des Rundfunks. Nach der Einstellung der Programmpresse im Mai 1941 blieb Rhein weiterhin technischer Redakteur im mittlerweile zum Deutschen Verlag umbenannten Unternehmen und schrieb bisweilen für die im Ausland vertriebene Propagandaillustrierte 'Signal'“. 2). Rhein trat auch als Erfinder hervor, so entwickelte er zum, Beispiel 1942 einen Schnellstarter für Radio, der später auch im Fernsehen benutzt wurde und 1944 das Radargerät FK 1.3)
In der NS-Zeit gehörte er nicht der NSDAP an. Er war ab 1937 Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und ab 1939 des Reichsluftschutzbundes. 4)
„Rhein hat die NS-Zeit unbeschadet überstanden. Bereits sehr früh erlebte er, wie brutal die Nazis mit Andersgesinnten umgingen. Die Ängste vor öffentlicher Bloßstellung seiner homosexuellen Veranlagung und vor Denunziationen wurden zu ständigen Begleitern. Misstrauen und Verstellung wurden ihm allmählich zu Eigen. So gelang es ihm, sich auch als Homosexueller im Pressesystem zu behaupten Eine gewisse Atempause war für ihn der Aufenthalt im Hause des Komponisten Eduard Künnecke [siehe: Künneckestraße], für den er das Libretto zu dessen Operette Traumland schrieb. Hier verkehrten viele Künstler, Musiker und Homosexuelle, vor denen er seine Gefühlswelt nicht zu verstecken brauchte. Seine Berufe als Physiker und Ingenieur, geradezu Synonyme für heterosexuelle Männerberufe, boten ihm auch einen gewissen Schutz. als Erfinder – er entwickelte auf eigene Kosten eine Defensivwaffe – gehörte Rhein zu den ‚wertvollsten Gütern‘ des Dritten Reiches.
Die Zusammenarbeit mit dem Reichsluftfahrtministerium (RLM) konnte er auch für sich privat nutzen. Im April 1945 organisierte das RLM für Rhein, seine Mutter und seine jüngere Schwester die Flucht von Berlin nach Bad Sachsa. Seine Rolle in der NS-Zeit fasste Rhein zusammen in dem Satz: ‚Ich diente nur der Technik.‘ Mit dem Anschein eines unpolitischen Menschen gelang es ihm in der Nachkriegszeit, seine Karriere unbeschadet fortzusetzen.“ 5)
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Rhein ab dem 1.10.1946 Chefredakteur der Zeitschrift „Hör Zu“. Zu solch eine Rundfunkzeitschrift, in der nicht nur die Rundfunkprogramme nachzuschlagen sind, sondern auch Fortsetzungsromane, Seiten für Kinder, Tipps für Gesundheit und Haushalt etc. erschienen, hatte Eduard Rhein die Idee gehabt. In der "Hör Zu" hatte er auch „eine Technikseite eingefügt, auf der er die jeweils interessantesten Entwicklungen für die Rundfunk- und Fernsehtechnik erläuterte.“ 6)
1964 wurde er wegen sinkender Auflagenzahlen entlassen, aber auch wegen Differenzen mit dem Verleger Axel Springer (siehe: Springerplatz). Rhein zog sich zurück, lebte in verschiedenen Städten, so auch in Cannes, wo er schließlich verstarb. 1976 gründete er die Eduard-Rhein-Stiftung. Über die noch heute bestehende Stiftung heißt es auf deren Website u. a.: „Stiftungen werden aus unterschiedlichen Motiven gegründet: Finanzielle, steuerliche und juristische Überlegungen, familiäre und erbgesetzliche Gründe können eine gewichtige Rolle spielen. Gemeinsam ist aber allen Stiftungen, daß sie mit dem Namen einer Persönlichkeit für alle Zeiten verbunden ist, dessen Vermächtnis die Stiftung weiterführen soll.
Die Eduard-Rhein-Stiftung macht insoweit eine Ausnahme, als daß keinerlei vermögensrelevante Betrachtungen vom Stifter angestellt wurden: ‚Geld aus meinem privaten Vermögen, nicht aus Beiträgen, die am Finanzamt vorbeigeschleust werden sollten‘, sagte der Stifter, als er mit 2 Mio. DM Anfangskapital im Jahr 1976 die Stiftung in Hamburg ins Leben rief. (...).“ 7)
In den ersten Richtlinien der Stiftung hieß es zum Preis, den die Stiftung vergibt: „Der Eduard-Rhein-Preis wird jedes Jahr für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der audio-visuellen Medien vergeben. Die grundlegende Aufgabenstellung für den Eduard-Rhein-Preis ist, wichtige Arbeiten zur Verbesserung der Qualität oder der Erweiterung audio-visueller Techniken zum Nutzen des Zuschauers … (zu fördern). Dies umfaßt insbesondere theoretische und/oder praktische Arbeiten, die eine Annäherung an das Hochqualitätsfernsehen (verbesserte Bildgüte und höhere Auflösung) bedeuten, bei gleichzeitiger Kompatibilität zu vorhandenen Systemen, theoretische und/oder experimentelle Forschungsergebnisse in Richtung auf einen flachen Bildschirm.“8)