Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Fabriciusstieg

Bramfeld (1952): Johann Albert Fabricius (11.11.1668 Leipzig - 30.4.1736 Hamburg), Philologe, Theologe, Rektor des Johanneums


Siehe auch: Fabriciusstraße
Siehe auch: Reimarusstraße
Siehe auch: Brockesstraße
Siehe auch: Richeystraße

Zwischen 1933 und 1937 wurde die Straße nach Adolf Hitler benannt. Davor hieß sie Am See.

Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Fabriciusstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war, und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg: 133-1 II, 38. Anlage 2. Große Umbenennung von 1938. Die neu vorgeschlagenen Straßennamen nach Stadtteilen geordnet unter Angabe der verwendeten Benennungsmotive). Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zur Umbenennung, diese erfolgte dann erst 1952.

Fabricius‘ Eltern starben schon früh. Sein Vater, Werner Fabricius (1633-1679), war Musikdirektor an der Pauliner- und Organist an der Nikolaikirche in Leipzig. Seine Mutter war Martha, geb. Corthum (20.2.1644 - 22.11.1674). 1)

0733 Johann Albert Fabricius
Johann Albert Fabricius; Gemälde von Johann Salomon Wahl, um 1718.; Quelle: Johann Salomon Wahl, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Nach dem Studium der Theologie kam Fabricius 1693 nach Hamburg und zwar ins Haus „des durch seine Kämpfe für die Oper und gegen die Pietisten bekannten streitsüchtigen gelehrten Hauptpastor Johann Friedrich Mayer.“ 2) Fabricius musste sein Studium damals aufgeben, weil durch die Kosten für seine Ausbildung das gesamte väterliche Erbe aufgezehrt war und Fabricius sich sogar verschuldet hatte. Fabricius wurde Bibliothekar bei Mayer und später, 1699, Professor für Ethik und Logik am Akademischen Gymnasium. „Von 1708 bis 1711 übernahm er zusätzlich das Rektorat der Hamburger Lateinschule, Johanneum.“ 3)

Ein Jahr nachdem Fabricius Professor am Akademischen Gymnasium geworden war, heiratete er 1700 die 12 Jahre jüngere Margaretha, geb. Schultze (14.2.1680 Gardelegen – 16.1.1736 Hamburg), eine Tochter des Rektors am Johanneum. Das Paar hatte zwei Töchter.

Heinrich Sieveking schreibt in seinem „Lebensbild eines Hamburgischen Diplomaten aus dem Zeitalter der Romantik“ über Johann Albert Fabricius: „Daß er die Behaglichkeit und die kleinen Sorgen des Familienlebens auch voll und ganz zu würdigen wußte, davon zeugt das Hochzeitsgedicht, mit dem er 1728 die Verbindung seiner zweiten Tochter Johanna Friederike, (…) mit Herman Samuel Reimarus [siehe: Reimarusstraße] begrüßte.“ 4) Hermann Samuel Reimarus war ein ehemaliger Schüler von Fabricius am Akademischen Gymnasium, der später Fabricius‘ Kollege wurde.

Über Fabricius heißt es weiter bei Heinrich Sieveking: „Gewaltig muss Fabricius Arbeitskraft gewesen sein, wenn er bei anfangs 10, später 5 Stunden täglichen Lehrens Zeit fand zu umfangreicher literarischer Tätigkeit. (….) Für seine Studenten verfaßte Fabricius zur Jahrhundertfeier des akademischen Gymnasiums 1713 eine antiquarische Bibliographie, nach Realien geordnet. (…)

Fabricius war ein frommer Mann. Anläßlich unvermuteter trauriger Todesfälle lehnt er es ab, daß diese auf ein Ungefähr oder ein unwandelbares Schicksal zugeführt würden. Mit dem zeitlichen Glück sei es, wie mit dem Wetter, das dem einen gut, dem andern schlecht vorkomme, da doch Gott es zu allgemeiner Erhaltung der Kreatur nach seiner Weisheit auf gewisse Regeln gesetzt habe, die er allerdings den Frommen zum besten auch ändern könne. Aller Mystik war Fabricius abhold, und er warnt vor der Gefahr der Alchimisten. (…) Um so stärkeren Sinn hatte er für praktische, bürgerliche Tätigkeit. Das schönste Festschauspiel, das den Athenienser Opferzug und die prächtigsten Dekorationen der Oper hinter sich lasse, biete ‚unser berühmter Hopfenmarkt‘. Die hier tätigen Akteurs opferten nicht einer eingebildeten Gottheit ihre Fische, ihr feistes Vieh, ihre Blumen und Gartenfrüchte, sondern dem Lebensunterhalt ihrer Mitmenschen. Dies muntere Markttreiben sei das Herz der Stadt und stelle die Glückseligkeit einer wohlbestellten Republik dar, in der häufige Zufuhr und eigene Emsigkeit nicht allein zur Notwendigkeit, sondern auch zur Bequemlichkeit und Freude des menschlichen Lebens dienten, wofür man Gott danken müsse.“5)

Werner Raupp schreibt über Fabricus' Aktivitäten in Hamburg u. a.: „Besonders arbeitete er - u. a. zusammen mit Brockers [siehe: Brockesstraße] und Michael Richey [siehe: Richeystraße] - in wöchentlich stattfindenden Gelehrtenzirkeln mit, die nicht zuletzt unter frühaufklärerischen-gemeinnützigen Vorzeichen standen. Einer dieser sechs aufeinander folgenden Kreise, die 'Teusch-übende Gesellschaft' (1715-17), suchte die deutsche Sprache und Literatur, namentlich die Poesie, zu fördern und gab Gedichte ihrer Mitglieder heraus; ein anderer verfolgte pädagogische Ziele und veröffentlichte eine literarische Zeitschrift für die 'studierende Jugend' (...). Noch bedeutender als diese beiden Kreise war die bürgerlich-republikanisch gesinnte erste patriotische Gesellschaft (1724-48), die sich nicht zuletzt wirkungsvoll gegen autokratische Tendenzen des Rats und den Alleinvertretungsanspruch der lutherischen Staatskirche wandte (...).“ 6) Diese Gesellschaft gab die Wochenschrift "Der Patriot" heraus.