Feiningerstraße
Billstedt (1971): Lyonel Feininger (17.7.1871 New York - 13.1.1956 New York), Maler
„Feininger kam erst mit 36 Jahren zur Malerei. Zuvor war er lange als kommerzieller Karikaturist für diverse deutsche, französische und US-amerikanische Zeitungen und Zeitschriften tätig. Er unterzog seine Arbeiten einer harten selbstkritischen Prüfung und entwickelte, ausgehend von seinen Karikaturen, zügig einen sehr markanten Malstil. In seinen Bildern werden die Objekte abstrahiert und gestalterisch überhöht. Die dabei erreichte Stärke und der Ausdruck von Feiningers Stil beeinflussten zahlreiche zeitgenössische Künstler und begründeten seine Bedeutung und seinen Erfolg,“ 1) so steht es in Wikipedia.
Feininger war der Sohn der Pianistin und Sängerin Elizabeth Cecilia Lutz und des Konzertgeigers Karl Friedrich Feininger. Der Vater lehrte ihn das Violinspielen. Doch Feininger entschied sich für die Malerei. „1887, mit 16 Jahren, kam Feininger zu seinen Eltern, die auf Konzertreise in Europa waren, erstmals nach Deutschland. Mit deren Erlaubnis durfte er die Kunstgewerbeschule Hamburg besuchen.“ 2)

Über Feiningers weiteren künstlerischen Werdegang heißt es auf der Website der Bauhaus Kooperation: „Lyonel Feininger nahm 1887 Zeichenunterricht an der Hamburger Gewerbeschule. Ein Jahr später wurde er an der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin aufgenommen und besuchte dort die Malklasse von Ernst Hancke. 1891 setzte er sein Studium an einer privaten Kunstschule fort. Zwischen 1892 und 1909 unternahm Feininger zahlreiche Reisen u. a. nach Paris, Rom und London. Gleichzeitig publizierte er in verschiedenen Zeitungen wie dem ‚Narrenschiff‘ und den ‚Lustigen Blättern‘ Karikaturen. (…). 1909 wurde Feininger Mitglied der Berliner Sezession. Seit 1907 wandte er sich der Malerei zu (…). 1913 war der Maler erstmals auf Einladung Franz Marcs im Ersten Deutschen Herbstsalon in Herwarth Waldens Galerie Der Sturm mit einigen Werken vertreten. 1919 wurde Feininger Mitglied des Arbeitsrats für Kunst und ging im gleichen Jahr mit Walter Gropius [Gropiusring] nach Weimar.“ 3)
Dort wurde er 1919 ans Staatliche Bauhaus berufen, wo er „von 1919 bis 1925 Formmeister der Druckerei war. (…). . 1924 schloss er sich mit Alexej Jawlensky, Paul Klee [Paul-Klee-Straße] und Wassily Kandinsky [Kandinskyallee] zur Ausstellungsgemeinschaft ‚Die Blauen Vier‘ zusammen. (…). 1937 emigrierte Feininger in die Vereinigten Staaten und lehrte dort am Mills College in Oakland, Kalifornien, und am Black Mountain College, North Carolina. Zu seiner Kunst wurden in den Vereinigten Staaten zahlreiche Ausstellungen organisiert, wie die Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art 1944.“4)
1901 heiratete Feininger die Pianistin Clara Fürst (geboren 1879 in Berlin, am 10.1.1944 deportiert ins KZ Theresienstadt, weiter deportiert am 23.10.1944 ins KZ Auschwitz), die Schwester des Malers Edmund Fürst und Tochter des jüdischen Malers und Bildhauers Gustav Fürst. Clara Fürst lernte Feininger wohl über ihren Bruder kennen. Das Paar bekam zwei Kinder (geboren 1901 und 1902). 1905 kam es zur Trennung, nachdem Feininger 1905 während eines Ostseeurlaubs die Künstlerin Julia Berg, geborene Lilienfeld (23.11.1881 Berlin – 7.8.1970 Syosset, New York) kennengelernt hatte. Damals studierte sie an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar, später wurde sie freischaffende Malerin. Feininger und Julia Berg trennten sich von ihren Ehepartnern und zogen 1906 nach Paris.
„Clara Feininger lebte seit etwa 1915 zwanzig Jahre lang in Berlin-Steglitz, Birkbuschstraße 6. Den Berliner Adressbüchern zufolge war sie Pianistin. Vermutlich lebte sie von den Unterhaltszahlungen, die Lyonel Feininger nach der Scheidung 1907 an sie leisten musste. (…) Am 10. Januar 1944 wurde sie mit dem 99. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert und von dort am 23. Oktober 1944 nach Auschwitz. Sie hat nicht überlebt,“ 5) schreiben Claudia Schoppmann und Hannelore Emmerich. Für Clara Feininger wurde in Berlin vor dem Haus Beethovenstraße 29 ein Stolperstein verlegt.
Über Julia Berg heißt es in Wikipedia: „Julia Lilienfeld war die einzige Tochter des wohlhabenden Kaufmanns Bernhard Lilienfeld und der wohlhabenden Jeanette Zuntz, die Eltern waren konvertierte Juden, Jeanette Zuntz stammte aus der Kaffeehändlerfamilie Zuntz. Julia Lilienfeld begann ihre künstlerische Ausbildung 1900 im Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin. 1903 heiratete sie den Arzt Walter Berg. Um ihre Maltechnik zu perfektionieren, begann sie 1905 an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar mit dem Studium der grafischen Techniken. (…).“ 6).
Julia Berg hatte großen Anteil daran, dass Feininger sich nicht mehr als Karikaturist betätigte, sondern sich mit Druckgrafik beschäftigte.“
„Mit Feininger reiste sie im Juli 1906 nach Paris, wo sie beide in der Zeitschrift Le Témoin Zeichnungen publizierten. Ende Dezember 1906 wurde in Paris ihr Sohn Andreas geboren. Im Folgejahr wurden in der Zeitschrift Das Schnauferl neben Feiningers Zeichnungen auch Werke von Julia Berg veröffentlicht. Im Jahr 1908 zog die Familie nach Berlin und das Paar heiratete am 25. September 1908 in London. Die Söhne Laurence und Theodore Lux wurden 1909 und 1910 geboren. Im April 1912 nahm Julia Feininger mit einigen Werken an der Ausstellung moderner geschnittener Silhouetten im Hohenzollern-Kunstgewerbehaus in Berlin teil.“ 7)
1920 begann sie ihr Studium in der Klasse ihres Mannes am Staatlichen Bauhaus. und fertigte dabei Puppen für Märchenvorstellungen an.
„Nach der Schließung des Bauhauses in Weimar zogen Julia und Lyonel Feininger mit ihren Kindern am 30. Juli 1926 nach Dessau. 1927 nahm Julia Feininger die amerikanische Staatsbürgerschaft an. (…). Nach der Schließung des Bauhauses in Dessau zog das Ehepaar Feininger im Frühjahr 1933 zunächst zu Freunden nach Berlin. Ab 1934 wohnten Julia und Lyonel Feininger in Berlin-Siemensstadt. (…)
Aufgrund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit sah sich Julia Feininger mit ihrem Mann am 11. Juni 1937 gezwungen, aus dem nationalsozialistischen Deutschland zu emigrieren. (…) In New York arbeitete Feininger als freier Maler. Julie Feininger publizierte in New York gemeinsam mit ihrem Mann, u. a. Monografien über Paul Klee, Wassily Kandinsky und Mark Tobey. Nach dem Tod von Lyonel Feininger fertigte sie für verschiedene Publikationen die Werkverzeichnisse der Gemälde ihres Mannes an und beteiligte sich an den Konzeptionen von verschiedenen Ausstellungen. Bis zu ihrem Tod lebte und arbeitete sie in New York. (…).“ 8)
Eleonore (Lore) Feininger, die Tochter aus der ersten Ehe
Auch die Tochter Eleonore Feininger (14.12.1901 Berlin – 8.11.1991 Berlin), aus Feiningers erster Ehe wurde Malerin. Sie studierte von 1918–1919 Malerei an der Hochschule für Bildende Künste Berlin und machte von 1919–1923 eine Ausbildung als Porträtfotografin bei Suse Byk in Berlin. „1924 Mitarbeit im Atelier des Mode- und Porträtfotografen Karl Schenker, Berlin / 1927 Eröffnung eines eigenen Ateliers für Porträt-, Architektur- und Objekt-Fotografie / 1929 Entwicklerin im Fotolabor sowie Porträtfotografin des Ullstein-Verlags / 1930 Teilnahme an der Ausstellung ‚Das Lichtbild‘ in München / 1938–1943 Lehrerin an der Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst, Berlin / 1943 Zerstörung des Ateliers und Verlust des gesamten Negativarchivs / 1945–1949. Tätigkeit in einem Fotolabor der US Army / 1957 Beginn der kompositorischen Tätigkeit (ca. 40 Lieder) / 1979 Mitbegründerin des ‚Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik‘ / 1991.“ 9)