Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Fernando-Lorenzen-Platz

Groß Flottbek (2009): Fernando Lorenzen (8.8.1859-10.5.1917), Architekt, Kirchenbaumeister in Altona und Hamburg


Siehe auch: Lorenzengasse

Vor der Benennung dieser Verkehrsfläche gehörte diese Fläche zur Groß Flottbeker Straße.

0761 Lorenzen Wohnhaus
Wohnhaus des Architekten Fernando Lorenzen. Friedensweg 34 (heute: Hochkamp). Foto: Günter Stello.

Fernando Lorenzen war der Sohn von Maria del Carmen Jacinta Lorenzen, geb. Siegert aus Venezuela und des Kaufmanns Lorenz Friedrich Conrad Lorenzen. Als Fernando Lorenzen drei Jahre alt war, starb seine Mutter. Mit seinen vier Geschwistern wurde er von seiner Tante Conradine Lorenzen, eine Schwester seines Vaters, erzogen. Diese übernahm auch die Haushaltsführung. 1)

Verheiratet war Fernando Lorenzen seit 1893 mit Lina Meisner (17.12.1870 Hamburg – 31.8.1952), Tochter von Amanda Adolphine Meisner, geb. Weiszflog und des Schulvorstehers Robert Meisner. 2) Das Paar bekam drei Kinder (geboren: 1894, 1897, 1899) und lebte in einem von Lorenzen selbst entworfenen Haus im Friedensweg 34 (Hochkamp).

Über Fernando Lorenzen heißt es in der Datenbank „Hamburger Persönlichkeiten“: „1859 geboren in Hamburg; Studium bei Conrad Wilhelm Hase am Polytechnikum Hannover, anschließend beim Hase-Schüler Johannes Otzen in Berlin; Bauführer beim Bau der von Otzen entworfenen Altonaer Friedenskirche. Fernando Lorenzen hatte seit 1886 sein Büro in der Ferdinand Straße 35 zusammen mit seinem Partner Edmund Stehn. Seit 1885 war Lorenzen Mitglied im Architekten- und Ingenieurverein Hamburg, seit 1898 Mitglied in der von Hase 1880 gegründeten ‚Bauhütte zum weißen Blatt‘ und seit 1906 Mitglied im Bund Deutscher Architekten. Für die Sakralbauten war Lorenzen alleine verantwortlich, während bei den Profanbauten sein Partner Edmund Stehn mitunterzeichnete. (…).“ 3)

Wolfgang Meyer schreibt in seinem Porträt über Lorenzen: „Der Architekt Fernando Lorenzen war am Ende des 19. Jahrhunderts zusammen mit seinem Kompagnon Edmund Stehn maßgeblich am Bau der beiden Villenkolonien Othmarschen/Groß Flottbek und Hochkamp beteiligt. Außerdem schuf er von 1886 bis zu seinem Tod 1917 in Hamburg elf Kirchen und mehrere eigenständige Pastorate.“ 4)

Bei den Kirchenbauten handelte es sich u. a. um die Friedenskirche Altona (1893) und die Kreuzkirche Ottensen (1896) mit ihren Pastoraten sowie um die Erlöserkirche Borgfelde, die St. Annen Kirche in Hammerbrook (1901, die Gnadenkirche St. Pauli Nord (1906) und die Versöhnungskirche in Eilbek (1916).

Das Architektenbüro lag in der Ferdinandstraße 35, das Wohnhaus am Friedensweg 34, eine Villa im Landhausstil mit den Repräsentationsräumen im Erdgeschoss, dem Schlafzimmer im Obergeschoss und der Küche sowie dem Dienstbotinnenzimmer im Keller.

Fernando Lorenzen starb im Alter von 57 Jahren nach einer Gallenoperation. Einen Tag zuvor hatte er an seine damals 46-jährige Frau, die gegen die Operation gewesen war, weil „ihr Mann wegen der Kriegszeit sehr schlecht ernährt gewesen sei“ 5) einen Abschiedsbrief geschrieben: „‘Meine liebe herzige Lina, mein teures Weib. Nun setze ich mich doch noch hin und schreibe. Nicht auf Bestellung, und unsere gestrige lange Unterhaltung darüber drückt mir auch nicht die Feder in die Hand, auch nicht die Sorge, dass es schief gehen kann. Ich bin sehr zuversichtlich. Es überkommt einen die Stimmung, dass noch manches zu sagen wäre, aber was denn? Meinen Segen habt ihr. Dass Ihr mir ein treues Andenken bewahren werdet, fühle ich. Hierzu haben wir alle zu eng miteinander gelebt und uns miteinander gefreut. Wie schön war das Leben miteinander da draußen in unserem Haus. Kein trüber Ton von Anfang bis nun. Wie bin ich dankbar für dies Leben und Du, mein Weib, schwebtest über uns allen als Leiter und Erzieher der Kinder, als Stütze und Lust und Trösterin für mich. Immer fröhlich sorgend und uneigennützig sorgend wie eine Mutter. Wie lieb habe ich Dich gehabt. Ja, Du warst mir oft wie eine Mutter, wie lieb hab ich Dich gehabt. Und nun die Kinder. Wie gern hätte ich Gerhard noch einmal gesehen. Möge er glücklich heimkehren aus siegreichem Krieg und ihm eine schöne Zukunft erblühen. Er wird dir Stütze und Trost sein und seinen Weg machen. Erika, unser Sorgenkind, ich sehe noch wie sie als Kind in den sonnigen Garten sprang, selbst wie eine Blume. Möge die Welt ihr keine zu großen Enttäuschungen bereiten. Ursula wird leichter durchkommen, die treue kluge Seele, und die Kunst wird sie erheben und ihr hinweg über die Mühsal des Lebens. (So im Originaltext). Lebt alle wohl, noch einen letzten Gruß und Kuss für Dich mein Weib und meine Kinder. Dein Gatte (…).‘“ 6)

Beim Tod von Fernando Lorenzen waren die Kinder Georg 23 Jahre (er wurde Chemiker), Erika 20 Jahre (sie wurde Lehrerin) und Ursula Katharina 17 Jahre (sie wurde wissenschaftliche Zeichnerin) alt.
Nach dem Tod des „Ernährers“ der Familie verkaufte Lina Lorenzen das Haus und zog in ein kleineres Domizil in der Humannstraße 5, wo sie im ersten Stock „eine kleine Privatschule betrieb, um Geld dazu zu verdienen“. 7)

Als der Hamburger Senat 1929 beschloss, eine Verkehrsfläche nach Fernando Lorenzen zu benennen, schrieb er an die Witwe Lina Lorenzen: „‘Vom dem Wunsch geleitet, das Andenken Ihres verstorbenen Gatten, des verdienten Architekten Fernando Lorenzen zu ehren, hat der Senat beschlossen, den im Stadtteil Winterhude vom Glindweg nordwestlich der Jarrestraße nach Südwesten abzweigenden Weg mit Wendeplatz und Fußgängerdurchgang zur Barmbeker Straße Lorenzengasse zu benennen. (…) Die ‚Lorenzengasse‘ wurde nach Aussage der Enkelgeneration von Lorenzens Witwe nur mit Sarkasmus erwähnt‘, 8) so Wolfgang Meyer in seinem Buch über Fernando Lorenzen. Seit 2009 wird nun auch mit einem Fernando-Lorenzen-Platz an diesen Architekten gedacht.